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Bulgarien/RumänienDie Zerstörung des Kachowka-Damms lässt Schwarzmeer-Anrainer um Badesaison bangen

Bulgarien/Rumänien / Die Zerstörung des Kachowka-Damms lässt Schwarzmeer-Anrainer um Badesaison bangen
Menschen aus dem ukrainischen Ort Afanasiyivka bringen sich und ihr Vieh vor den Fluten in Sicherheit: Nun könnte der durch den russischen Angriffskrieg verursachte Bruch des Kachowka-Staudamms auch negative Auswirkungen auf die Küsten von Rumänien und Bulgarien haben Foto: AFP/Genya Savilov

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Schwappen die Folgen des Ukrainekriegs auch an die Strände in Bulgarien und Rumänien? Umweltschützer warnen nach der Sprengung des Kachowka-Staudamms vor einer Öko-Katastrophe im Schwarzen Meer. Würdenträger der Anrainerstaaten wiegeln ab. Doch es mehren sich die Sorgen.

Ausgerechnet kurz vor dem Beginn der sommerlichen Hochsaison schwappen den Hoteliers in Bulgarien und Rumänien unerwartete Hiobsbotschaften aus der Ukraine an das gemeinsame Schwarzmeergestade. Nach der Sprengung des Kachowka-Staudamms bei Cherson könnten die mit Schwermetallen und Pestiziden belasteten Dnjepr-Gewässer in wenigen Tagen an die rumänischen und bulgarischen Küsten gelangen, warnt Wiktor Komorin, der Direktor des Wissenschaftszentrums für Meeresökologie in Odessa: „Die kontaminierten Wasserströme breiten sich immer schneller nach Süden aus.“

Eifrig bemüht sich Bulgariens neue Tourismusministerin Zaritsa Dinkowa, die keimenden Zweifel an der Wasserqualität an den heimischen Gold- und Sonnenstränden zu zerstreuen. Es gebe „im Moment keinerlei Hinweise“ auf eine Verschmutzung der Meeresgewässer. Gleichzeitig rief sie die Strandkonzessionäre auf, jedes Anzeichen eingetrübter oder verunreinigter Meereswogen sofort zu melden: „Für eine erfolgreiche Sommersaison ist es extrem wichtig, unser touristisches Produkt intakt und die Strände für die Besucher sauber und sicher zu halten“.

Im Mündungsgebiet des Dnjepr bei Odessa wurde bei Meereswasserproben bereits ein drei bis neunfach erhöhter Wert an Schwermetallen gemessen. Wegen der Überströmung von (Minen)Feldern, Müllhalden, Ställen und Tankanlagen werden mit dem Dnjepr nicht nur Unmengen an Schutt und pestizidverseuchten Schlamm, sondern auch Öl und Tierkadaver ins Schwarze Meer geschwemmt.

Nach der Warnung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) vor der Gefahr einer Cholera-Epidemie haben die ukrainischen Behörden das Baden in der Region Odessa untersagt. Und auch im benachbarten Rumänien regen sich erste Infektionsängste. „Kann man sich Cholera einfangen, wenn man ans Meer geht?“, titelt besorgt das rumänische Webportal „hotnews.ro“: „Gibt es nach der Zerstörung des Staudamms wirklich eine Gefahr im Schwarzen Meer?“

Umweltschützer sehen andere Probleme

Die kolportierte Gefahr einer Cholera-Infektion durch ein Meeresbad können von dem Portal befragte Mediziner zumindest für Rumänien nicht bestätigen. Auch in Bulgarien spielen heimische Würdenträger mit Verweis auf die nach wie vor sehr guten Wasserwerte das Risiko verschmutzter oder kontaminierter Strände bislang eher herunter. Die insgeheime Hoffnung in Sofia: Die über den Dnjepr eingeleiteten Schmutzgewässer könnten sich im Meer verlieren – oder allenfalls bis an die rumänische Küste gelangen.

Umweltschützer zeigen sich hingegen beunruhigt. Denn mit den wegen des Dammbruchs vermehrten Süßwassermengen ist der Salzgehalt im Mündungsgebiet des Dnjepr bereits jetzt drastisch geschrumpft – und droht eine verstärkte Algenbildung. Die von der Ukraine nach Rumänien gelangenden Schmutzgewässer dürften sich vor der rumänischen Küste mit denen der Donau mischen. Eine Absenkung des Salzgehalts und der Qualität des Meereswasser ist dabei laut Florin Timofte von Rumäniens Institut für Meeresforschung in Constanta absehbar: „Wir werden undurchsichtiges, grünes oder braunes Wasser erhalten, je nachdem, welche Algenart sich vermehren wird.“