EditorialDie wichtigste Funktion eines Profisportlers

Editorial / Die wichtigste Funktion eines Profisportlers
Wichtiger als die Ergebnisse der Athleten ist ihr Einfluss auf die Gesellschaft Foto: Editpress/Julien Garroy

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Luxemburgs Sportler des Jahres 2019 heißt Bob Bertemes. Der Kugelstoßer hat sich mit einer Weite von 22,22 m definitiv in der Weltspitze etabliert. Dass es immer mal wieder Weltklasse-Leistungen benötigt, um im kleinen Großherzogtum Sportler des Jahres zu werden, ist nichts Neues. Vor 65 Jahren hat Charly Gaul als erster Athlet diese Auszeichnung erhalten. Wenngleich er in dem Jahr international nicht die ganz großen Erfolge feierte (Gaul gewann damals die letzte Ausgabe des Etappenrennens „Circuit des six provences“), so sollte er in den darauffolgenden Jahren seinen Titel als Sportler des Jahres souverän als einer der besten Radsportler überhaupt verteidigen. Im Vergleich zu früheren Jahren reichen nationale Erfolge mittlerweile nicht einmal mehr aus, um es auf die Kandidatenliste für den Sportler des Jahres zu schaffen. In diesem Jahr standen gleich 13 Athleten zur Wahl, die allesamt auf internationalem Niveau überzeugt haben.
Ähnlich sah es dieses Jahr auch bei der Wahl zur Sportlerin des Jahres aus. Die Majerus’sche Dominanz konnte zwar fortgesetzt werden, doch die Konkurrenz war wesentlich größer als in den vergangenen Jahren. „Nur“ mit Resultaten auf nationaler Ebene schafft man es auch bei den Damen nicht mehr auf die Liste der Kandidatinnen.

Wenngleich eine Sportlerwahl immer etwas Subjektives bleibt – denn inwiefern kann man unterschiedliche Sportarten überhaupt miteinander vergleichen? –, so ist sie dennoch ein guter Indikator, wie es um den Hochleistungssport im Land steht. Die größere Leistungsdichte unter Luxemburgs Top-Sportlern kommt nicht von ungefähr. In den vergangenen Jahren wurden einige Anstrengungen unternommen, um die Entwicklung der Athleten zu fördern: sei es durch bessere Trainingsbedingungen, finanzielle Absicherung oder die Möglichkeit einer dualen Karriere. Wirklich revolutionär sind die ganzen Maßnahmen allerdings nicht. Luxemburg war lange Zeit rückständig und hat über die vergangenen Jahre lediglich den Abstand zum Ausland verringert.

Es gibt im Bereich Hochleistungssport noch viel Luft nach oben, doch die Entwicklung zeigt in die richtige Richtung. In anderen Bereichen sieht es da etwas anders aus. Bewegungsmangel und Übergewicht bei Jugendlichen sind seit Jahren ein großes Problem. Obwohl man sich dessen bewusst ist, hat der Schulsport, mit dem man sämtliche Kinder erreichen würde, immer noch keine Lobby. Das Rahmenkonzept „Long Term Athlete Development“, das den gesamten luxemburgischen Sport prägen soll, hat unter anderem als Ziel, die Bevölkerung von klein auf bis ins hohe Alter zum Sporttreiben zu animieren. Im Ausland hat man damit gute Erfahrungen gemacht, bis hierzulande Ergebnisse zu sehen sind, werden allerdings noch Jahre vergehen.

Die Sportler, die gestern in Mondorf ausgezeichnet wurden, erzielten nicht nur gute Leistungen und sind gute Werbeträger des Großherzogtums. Sie sind Identifikationsfiguren und motivieren junge Leute, Sport zu treiben. Profisportler sind für viele Menschen eine Inspiration. Verlieren diese dann wegen mangelnder Betreuung oder fehlender Strukturen die Lust an der Bewegung, ergibt es keinen Sinn, in den Hochleistungssport zu investieren.

de Schmatt
16. Dezember 2019 - 10.21

Ein Profisportler muss in erster Linie, wie jeder Angestellter, eine gute Arbeit liefern. Das ist mit viel Fleiss, gutem Willen, Disziplin und Einsatz verbunden. Er hat aber auch eine Vorbildfunktion für die Jugend und da die an ihn gestellten Erwartungen recht hoch sind, steht er unter permanentem Druck und braucht ein solides Nervenkostüm. Hochleistungssportler sind allerdings auch nur Menschen. Diesen Aspekt darf man nicht ausser Acht lassen und als Zuschauer oder Fan auch mal fünf eine Gerade sein lassen.