Vor der mit Spannung erwarteten ersten Rede von US-Präsident Donald Trump bei der Generaldebatte der Vereinten Nationen am Dienstag gibt es Widerstand gegen die von ihm geforderte UN-Reform. «Wegen Bürokratie und Misswirtschaft haben die UN ihr volles Potenzial nicht erreicht», sagte Trump bei einem Treffen im Hauptgebäude der Vereinten Nationen in New York am Montag. Das Budget der Weltorganisation habe sich seit dem Jahr 2000 um 140 Prozent erhöht und die Zahl der Mitarbeiter verdoppelt. Aber: «Die Ergebnisse entsprechen diesen Investitionen nicht.»
UN-Generalsekretär António Guterres bekräftigte seinen Reformwillen. «Wir können mehr tun», sagte Guterres und nannte als Ziel ein gutes «Preis-Leistungs-Verhältnis, während wir gemeinsame Werte vorantreiben». 128 der 193 UN-Mitgliedstaaten, darunter auch Deutschland, unterzeichneten eine von den USA vorgelegte politische Absichtserklärung, die Guterres zu «größerer Transparenz und Berechenbarkeit bei benötigten Ressourcen» drängt.
Russland wehrt sich bereits
Russland kündigte allerdings an, die Reform nicht mitzutragen. Diese könne nur durch Dialog aller Staaten herbeigeführt werden und nicht durch Unterzeichnung einer von einem einzigen Land vorgelegten Erklärung, sagte der russische UN-Botschafter Wassili Nebensja im Interview der Agentur Tass.
Es sei erstmal ein gutes Zeichen, dass die USA mit UN-Chef Guterres zusammenarbeiten wollten, sagte Sherine Tadros, Leiterin des UN-Büros der Menschenrechtsorganisation Amnesty International, der Deutschen Presse-Agentur. «Aber wenn es bei der Reform nur um Budgetkürzungen und finanzielle Angelegenheiten geht, dann ist das ein Grund zur Sorge. Wir brauchen die UN mehr denn je – ist das wirklich die Zeit, um über Budgetkürzungen zu sprechen?»
USA zahlen viel Geld
Die USA zahlen derzeit sowohl zum Budget für die 16 weltweiten UN-Friedenseinsätze als auch zum regulären UN-Budget den mit Abstand größten Beitrag, haben aber Kürzungen anvisiert. Trumps Vorschlägen für den US-Haushalt 2017/2018 zufolge soll das Außenministerium von Rex Tillerson knapp 30 Prozent weniger Zuwendungen bekommen und damit statt 55 nur noch 39 Milliarden Dollar (etwa 33 Mrd Euro). Diese Kürzungen sollen aber weniger die Diplomatie als vielmehr die Auslandshilfe betreffen. Die Vereinten Nationen hatten ihr Budget für die Friedensmissionen bereits um 600 Millionen Dollar (502 Mio Euro) gekürzt. Für diese Kürzungen hatte sich vor allem UN-Botschafterin Nikki Haley stark gemacht.
Teil der Reform ist für Generalsekretär Guterres auch ein schärferes Vorgehen gegen sexuelle Ausbeutung und Misshandlung durch UN-Mitarbeiter. «Mutige, akute und dringend benötigte Aktionen» wolle er umsetzen, kündigte Guterres bei einem eigens einberufenen Treffen an. Unter anderem soll es eine Art Vertrag geben, mit dem sich alle UN-Mitgliedsstaaten dazu verpflichten, das Thema entschlossen anzugehen. Viele Staaten hätten das Papier schon unterschrieben. «Es gibt viel Arbeit für uns zusammen.»
Myanmar, Nordkorea und Irma auf der Themenliste
Vor dem Auftakt der offiziellen Generaldebatte der Vereinten Nationen, die am Dienstag starten und bis kommenden Montag laufen soll und zu der Dutzende Staats- und Regierungschefs aus aller Welt anreisen, standen daneben unter anderem noch die Krisen in Myanmar, Nordkorea sowie die Verwüstungen durch Hurrikan «Irma» in der Karibik auf der Themenliste.
Es sei «ziemlich unglaublich», dass der Sicherheitsrat bislang noch nicht einmal mit einer offiziellen Mitteilung auf die Krise in Myanmar reagiert hatte, sagte Tadros von Amnesty International. Der britische Außenminister Boris Johnson hatte für Montag ein Treffen mehrerer Außenminister mit Vertretern aus Myanmar einberufen. Die Krise um das brutale Vorgehen gegen die muslimische Minderheit der Rohingya hinterlasse «einen Fleck auf dem Image des Landes», sagte Johnson.
Nach Trump, dessen Rede gegen 10 Uhr morgens (Ortszeit, 16 Uhr MESZ) erwartet wurde, sollten bei der Generaldebatte im Plenarsaal der Vollversammlung am Dienstag unter anderem Frankreichs Präsident Emmanuel Macron, der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan und Israels Premier Benjamin Netanjahu sprechen.
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