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EditorialDie Verleihung des Kandidatenstatus an die Ukraine ist weit mehr als eine symbolische Geste

Editorial / Die Verleihung des Kandidatenstatus an die Ukraine ist weit mehr als eine symbolische Geste
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sprach sich am Freitag dafür aus, die Ukraine und Moldau offiziell zu Kandidaten für den Beitritt zur Europäischen Union zu ernennen Foto: Geert Vanden Wijngaert/AP/dpa

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Die EU-Kommission hat am Freitag empfohlen, der Ukraine den Status eines EU-Beitrittskandidaten zu verleihen. Alles andere wäre mehr als eine Überraschung gewesen, nicht nur nachdem am Vortag gleich vier EU-Staats- und Regierungschefs in Kiew dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj ihre Unterstützung in dieser Frage zugesagt hatten. Auch wenn die Empfehlung der Kommission sich an einer Reihe von Kriterien orientiert, die den Eindruck vermitteln sollen, dass formell alle Bedingungen vereint sind.

Es sind vor allem die Umstände, in denen sich die Ukraine gegenwärtig befindet, die zu dieser Entscheidung geführt haben. Andere Staaten in Europa, die bereits seit Jahren auf den begehrten Kandidatenstatus warten, mögen sich übergangen oder ungerecht behandelt fühlen.

Doch die Bewerbung aus Kiew ist nicht nur wegen dieses fürchterlichen Kriegs außergewöhnlich. Das ist sie auch, weil die Menschen in der Ukraine sich bereits 2013 um einen Platz in der EU beworben haben, als sie wochen- und monatelang auf dem Maidan ausharrten und dafür demonstrierten, dass sich das Land mit der Unterzeichnung eines Assoziierungsabkommens zur EU hin ausrichtet und nicht in der Einflusssphäre eines Wladimir Putin verbleibt. Als vorläufigen Preis für diese Wahl, die von der Bevölkerung des Landes getragen wurde, zettelte die Führung im Kreml einen Annexionskrieg im Donbass mit tausenden Toten an und ließ die Krim annektieren. Nun hat der Kreml-Herrscher den Preis für diese Entscheidung ins Unerträgliche getrieben.

Die EU-Staats- und Regierungschefs dürften der am Freitag abgegebenen Empfehlung kommende Woche bei ihrem Gipfeltreffen in Brüssel nachkommen. Wohl nicht ohne Diskussionen, doch letzten Endes können die 27 es sich nicht leisten, ihre Zusage zu vertagen. Dieser für die Ukraine enorm wichtige Moment darf nicht durch Dissens verzögert werden, zumal klar ist, dass sich der weitere Verlauf des Beitrittsprozesses noch über Jahre, vielleicht sogar Jahrzehnte hinziehen wird. Nicht nur wird sich das Land vielen Reformen unterziehen müssen, wenn wieder einmal Frieden herrscht. Auch die EU wird ihre Handlungsfähigkeit verbessern müssen, was sich in den vergangenen Monaten insbesondere auf dem Feld der Außenpolitik gezeigt hat, bevor sie die Ukraine und die vor ihr in der Reihe stehenden beitrittswilligen Balkanstaaten aufnehmen kann.

Es dürfte ohnehin nicht die schwerste Entscheidung sein, die die 27 bezüglich des kriegsgeschundenen Landes zu treffen haben werden. Denn indem die EU-Staaten der Ukraine in dieser Phase und unter diesen Umständen den Kandidatenstatus verleihen, erkennen sie an, dass der Krieg, der dort ausgefochten wird, im Kern auch die EU betrifft. Es ist ein Krieg gegen ihre Ordnung, ihre Werte, ihre demokratischen und rechtsstaatlichen Prinzipien, die der Kriegsherr im Kreml nicht in seinen vermeintlichen Einflussbereich vordringen lassen wollte. Insofern ist die kommende Woche beim EU-Gipfel fällige Entscheidung weitaus mehr als eine symbolische Geste: Die EU-Staaten werden damit ein Engagement zugunsten der Ukraine eingehen, diese so weit und so lange zu unterstützen, damit sie sich gegenüber den russischen Invasoren behaupten kann. Denn verliert die Ukraine, verliert auch die EU.

Jill
19. Juni 2022 - 16.22

Mitgefühl sollte kein Kriterium sein für die EU-Mitgliedsschaft und alle Menschen die jetzt sagen, dass die Ukraine diesen Krieg nicht verlieren darf, weil sonst die EU verliert, müssen dann wohl auch die Frage bejahen - ob die Nato Truppen in das Kriegsgebiet schicken soll. Denn nur mit immer neuen Waffenlieferungen wird die Ukraine nicht gewinnen.

Joseph
18. Juni 2022 - 15.11

Wollt ihr den totalen Krieg ...?

marc
18. Juni 2022 - 12.15

Provozieren bis es knallt, von Lissabon bis Hammerfest, von Prag bis Brest......