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EditorialDie Ukraine braucht mehr als Worte, um sich verteidigen zu können

Editorial / Die Ukraine braucht mehr als Worte, um sich verteidigen zu können
Die Solidarität mit der Ukraine darf sich nicht auf Worte beschränken Foto: AFP/Attila Kisbenedek

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In den sozialen Medien zirkuliert mindestens eine Petition gegen Waffenlieferungen an die Ukraine: Frieden könne nicht nur das Ziel, sondern müsse der Weg sein. Mit immer mehr Waffen nehme das Blutvergießen nur noch zu, lautet das allgemeine Credo der Pazifisten. Dass damit das Morden an der Zivilbevölkerung gestoppt werden kann, ist zweitrangig.

Populisten jeder Couleur wiederum unterstellen den Befürwortern von Waffenlieferungen an die Ukraine, notorische Russenhasser zu sein. Und es wird stellenweise behauptet, der Westen wolle den „totalen Krieg“. Die Populisten benutzen also ungeniert Nazivokabular, um den russischen Faschismus zu verteidigen. Mit dem totalen Krieg – sprich Atomkrieg – hat übrigens nur die russische Seite gedroht, allerdings weiß der russische Präsident auch, dass ein Atomkrieg nicht zu gewinnen ist.

Wenn der Klassenrüpel aber jeden auf dem Pausenhof verprügelt, entgeht man dem Prügeln nicht dadurch, dass man wie das Kaninchen vor der Schlange verharrt und auf das Beste hofft. „Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben, wenn es dem Nachbarn nicht gefällt“, wusste schon Friedrich Schiller, und Diktatoren haben eben ein anderes Verständnis vom friedfertigen Nebeneinander als Demokraten.

Man soll aus der Geschichte lernen, heißt es, doch einigen Politikern scheint Basiswissen in rezenter europäischer Geschichte zu fehlen. „Ich glaube, es ist Frieden für unsere Zeit“ („I believe it is peace for our time“), sagte der britische Premierminister Neville Chamberlain am 30. September 1938 über eine Vereinbarung mit Adolf Hitler und hielt dabei den Vertrag in der Hand, den der Diktator unterschrieben hatte. Dem Engländer unterlief ein grundsätzlicher Fehler: Er glaubte jemandem, für den das Lügen die Basis des politischen Handelns war.

Eine andere vergessene, aber umso traurigere Lehre aus dem Zweiten Weltkrieg ist, dass der Nazismus nur mit der extremsten Gewaltanwendung gestoppt werden konnte: Millionen starben im Kampf gegen Nazideutschland.

Wenn die schlimmsten Befürchtungen der baltischen Staaten Wirklichkeit werden sollten und Russlands Zorn sich gegen sie richtet, muss Luxemburg wesentlich mehr als nur die Farben der ukrainischen Flagge zeigen. Dann nämlich hätten wir einen Bündnisfall laut Artikel 5 des NATO-Vertrags und wir befänden uns im Krieg.

„Stand with Ukraine“ ist eine Solidaritätserklärung an das ukrainische Volk, doch die Menschen, die in den Kellern der zerbombten ukrainischen Städte ausharren, brauchen auch konkrete Hilfe, um zu überleben, wie etwa eine gut ausgerüstete Armee, die sie verteidigt.

„Faire ou se taire“, sagt man auf Französisch. Luxemburg hat zwar keine Waffen, die es liefern kann, könnte aber wenigstens mithelfen, dass Putins Kriegskasse nicht noch voller wird.

In der indischen Zeitung The Hindu wird Luxemburgs Außenminister Jean Asselborn mit den Worten zitiert: „Sometimes diplomacy is not enough to stop a war.“ (Manchmal ist Diplomatie nicht ausreichend, um einen Krieg zu stoppen.) Diese Einsicht scheint aber noch nicht zu unseren Abgeordneten vorgedrungen zu sein: Die Chamber konnte sich nicht einmal dazu durchringen, ein Embargo russischer Produkte zu unterstützen.

Romain
6. Mai 2022 - 11.34

Lasst die Atombomben regnen. Egal welches Spiel dabei herauskommt, es gibt nur Verlieren

w.d.
4. Mai 2022 - 7.28

Zitat aus diesem Artikel: "Wenn der Klassenrüpel aber jeden auf dem Pausenhof verprügelt, entgeht man dem Prügeln nicht dadurch, dass man wie das Kaninchen vor der Schlange verharrt und auf das Beste hofft. „Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben, wenn es dem Nachbarn nicht gefällt“, wusste schon Friedrich Schiller, und Diktatoren haben eben ein anderes Verständnis vom friedfertigen Nebeneinander als Demokraten." Zitat ende!
Deswegen stellen ja die Demokraten im Baltikum, Polen, Slowakei, Rumänien und Bulgarien, inklusiv geplant in der Ukraine Raketen auf, weil im der Nachbar nicht gefällt. Und der ganz böse Nachbar in Form des Russen soll wie ein Kaninchen zusehen. Was für eine Logik, was sind das für Gedankengänge?