Lunex University„Die Studenten sind angekommen“

Lunex University / „Die Studenten sind angekommen“
Prof. Dr. Andreas Mierau  Foto: Lunex University

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Die Lunex University wurde 2016 gegründet und ehrte Anfang Dezember ihre ersten Absolventen der Bachelor-Studiengänge. Im Interview geht der Akademische Direktor Dr. Andreas Mierau auf negative Kritik, lokale Zusammenarbeiten sowie den Stellenwert und die Zukunft der ersten privaten Sporthochschule Luxemburgs ein.

Am 3. Dezember wurde den ersten Studenten der Lunex University ihr Bachelor-Diplom überreicht. Was bedeutet der Hochschule dieser Moment?

Prof. Dr. Andreas Mierau: Das bedeutet der Hochschule sehr viel. Für die Institution ist es historisch betrachtet ein riesiger Meilenstein, nach drei Jahren die ersten Absolventen hervorzubringen. Für uns ist wichtig, zu sehen, dass die Studenten aus dem Studiengang Physiotherapie auf dem Arbeitsmarkt angekommen sind und angenommen werden. Viele Sportwissenschaftler sind bei uns geblieben, um den neu akkreditierten Master-Studiengang zu absolvieren. Erfreulich ist es, zu sehen, dass sich unsere Absolventen auch in den Auswahlverfahren anderer renommierter Universitäten wie in Maastricht oder Frankfurt am Main durchgesetzt und einen Studienplatz erhalten haben. 

Erst vor drei Jahren wurde die Lunex gegründet. Welches Gefühl haben Sie, wenn es um das Image ihrer Universität geht?

Es besteht weiterhin großes Interesse an all unseren Studiengängen. Dazu gehören aktuell Physiotherapie, Internationales Sportmanagement und Sportwissenschaften. In der Presse gab es gemischte Reaktionen. Kürzlich erschien ein Artikel, der sich unter anderem mit Praktika in der Physiotherapie auseinandersetze. Die Qualität in unseren Studiengängen ist für uns oberstes Gebot und wird u.a. durch ein strenges Akkreditierungsverfahren sichergestellt. Wir sind im regen Austausch mit den Betreuern unserer Studenten und es ist normal, dass es negative und positive Kritik gibt. Wir müssen bewerten, was sehr schnell verbessert werden muss und was weiterhin förderungswürdig ist. Im vergangenen Sommer hatten wir einen Workshop mit den verschiedenen Partnern, bei denen unsere Studenten Praktika absolvieren, und es wurden gemeinsam einige Verbesserungsvorschläge ausgearbeitet.

Ihnen wurde auch vorgeworfen, die Forschung nicht genügend in den Vordergrund zu stellen.

Es gab zu keinem Zeitpunkt die Absicht, an der Lunex keine Forschung zu betreiben. Forschung steht bei uns nach wie vor im Vordergrund, kostet aber auch sehr viel Geld. Die Finanzierung dieser ist eine Herausforderung. Auf der anderen Seite gibt es bei uns eine sehr große Motivation, in diesen Bereich voranzuschreiten, weil die nötige Expertise vorhanden ist. Forschungsbasierte Lehre ist eine ganz klare Strategie der Lunex. Am Anfang gilt es jedoch, die nötigen Strukturen aufzubauen sowie hoch qualifiziertes Personal einzustellen, um die nötige Qualität in der Ausbildung zu gewährleisten. Mittlerweile wurden unsere beiden Master-Studiengänge akkreditiert und es ist ganz klar, dass wir den Weg der Forschung weiterhin gehen werden. Ein Forschungsprofil baut man jedoch nicht in kurzer Zeit auf.

Nach dem Rücktritt 2017 von Dr. Axel Urhausen als Präsident der Lunex kamen Meinungen auf, dass die Lunex als private Universität vor allem am Profit statt an der eigentlichen akademischen Lehre interessiert sei.

Die Lunex ist eine private Hochschule und kann nur überleben, wenn die dafür notwendigen finanziellen und strukturellen Voraussetzungen gegeben sind. Hier arbeiten mittlerweile 40 Personen. Im akademischen Bereich verfügen etwa 70 Prozent über einen Doktortitel in der jeweiligen Fachdisziplin. Die Gehälter dieser Mitarbeiter müssen bezahlt werden. Es gibt eine gute Infrastruktur, es sind neue Gebäude geplant und Kredite müssen abbezahlt werden. Das Geld fällt nicht vom Himmel und deshalb muss es ein funktionierendes Business-Konzept geben. Bei den Studiengebühren (rund 750 Euro pro Monat, Anm. d. Red.) liegen wir im europäischen Kontext unter dem Durchschnitt. Dies eröffnet vielen Studenten auch die Chance, ein Studium bei uns zu beginnen.

Sind Sie mittlerweile in Differdingen angekommen?

Es ist uns nicht schwergefallen, weil wir immer das Gefühl hatten, dass wir willkommen sind. Die Gemeinde hat uns sehr viel Unterstützung angeboten. Was mich sehr freut, ist, dass es einen immer größeren Austausch mit den lokalen Institutionen gibt. Kürzlich war eine Mitarbeiterin des Science Center bei uns. Im nächsten Jahr soll dort eine Ausstellung zum Thema Olympische Spiele stattfinden und wir haben bei unserem Treffen eruiert, wie wir zusammenarbeiten können. Sehr positiv entwickelt sich derzeit die Partnerschaft mit der Miami University. Es gab bereits Treffen mit dem Dekan, bei denen besprochen wurde, ob Studenten, die aus den USA kommen, während ihrer Zeit in Differdingen auch an der Lunex studieren können. 

Wie sieht die Zusammenarbeit mit den lokalen Vereinen aus?

In dieser Hinsicht haben wir Nachholbedarf. Bisher hatten wir einen sehr starken internen Fokus, um unsere Hausaufgaben zu machen. Sehr viel Zeit und Ressourcen wurden in Anspruch genommen, um vor der eigenen Haustür zu kehren. Die Partnerschaften mit den lokalen Vereinen und den Verbänden wird in Zukunft stärker in den Fokus rücken. Derzeit haben wir auf verschiedenen Ebenen Partnerschaften mit dem Differdinger Badmintonverein, dem nationalen Handball- und dem Kampfsportverband. Aber es ist noch sehr viel Luft nach oben.

In Ihrer Gemeinde gab es einen Wechsel auf dem Bürgermeisterposten. Haben diese Veränderungen einen Einfluss auf die Lunex?

Von Beginn an haben wir sehr viel Unterstützung bekommen. Das war unter Roberto Traversini so und ich denke, dass dies auch unter Christiane Brassel-Rausch so weitergehen wird. Die neue Bürgermeisterin war bei der letzten Aufsichtsratssitzung gemeinsam mit Gemeindesekretär Henri Krecké anwesend und wohnte auch der Graduierten-Zeremonie bei. Es ist noch sehr früh, aber wir sind überzeugt, dass eine erfolgreiche Zusammenarbeit zustande kommt.

Was kann Ihre Hochschule dem Luxemburger Sport in Zukunft bringen?

Unsere Expertise ist im Bereich der Wissenschaft und der Bildung. In allem, was damit zusammenhängt, können wir einen Mehrwert bieten. Für den Sport ist das unheimlich wichtig. Der Luxemburger Sport würde von einer etwas breiter gefächerten Trainerausbildung profitieren. Das deckt die Eneps („Ecole nationale de l’Education physique et des Sports, Anm. d. Red.) bereits sehr gut ab, aber es gibt sicherlich noch ein Angebot, das über das klassische Weiterbildungsangebot der Eneps hinausgeht.  Zum Beispiel in puncto Technologien, bei denen ein akademischer Anspruch herrscht. Ich hatte diverse Gespräche mit Eneps-Direktor Charles Stelmes. Wir sind uns einig, welche Bereiche seine Institution abdecken kann und in welchen Bereichen wir Expertise anbieten können. Für uns geht es darum, wie wir die Trainer in Luxemburg auf ein höheres Level bringen können. Der Sport wird international immer stärker professionalisiert und deshalb kommt man nicht umhin, neueste Forschungsergebnisse und neue technologische Entwicklungen in die Ausbildung mit einzubringen.

Was können die Studierenden Luxemburg bringen?

Wir hoffen, dass sie einen gesellschaftlichen Beitrag leisten können in Richtung Sportangebote für Kinder und Jugendliche. Die Lunex kann einen Beitrag zur Ausbildung der Sportlehrer leisten. Es gab bereits ein Gespräch mit der APEP („Association des professeurs d’Education physique“, Anm., d. Red.) und wir können uns vorstellen, dass wir als Partner hilfreich sein könnten.

Derzeit bieten Sie fünf Studiengänge an. Ist eine Erweiterung des Angebots geplant?

Der Master für Sportmanagement befindet sich derzeit im Akkreditierungsprozess. Sollte das erfolgreich verlaufen, hätten wir sechs Studiengänge. Diese sechs Studiengänge sind unser Kernportfolio. Es galt zunächst einmal, in diesen Qualität aufzubauen, und wir befinden uns auf einem guten Weg. Wir machen uns Gedanken über potenzielle Studiengänge. Interessante Themen sind die Digitalisierung, künstliche Intelligenz oder „Big Data“. Derzeit werden einige Marktanalysen gemacht. Wenn diese abgeschlossen sind, werden wir bereits etwas weiter sehen. Die Frage, die wir uns stellen müssen, ist: Wie können wir unsere Studenten besser auf die zukünftigen Herausforderungen vorbereiten?

Studententurm mit 100 Betten

In den kommenden Monaten werden die Bauarbeiten für das neue Studentenwohnheim der Lunex beginnen. Das Gebäude mit 100 Betten und einer direkten Anbindung an die Hochschule wird auf dem Vorplatz der Lunex entstehen (Avenue du Parc des Sports). Im kommenden Herbst soll das Gebäude fertig sein. Derzeit sind 540 Studenten in fünf Studiengängen an der Hochschule eingeschrieben. „Es fehlt an Wohnungen. Einige Studenten pendeln und suchen sich ausschließlich während der Präsenzzeit Unterkünfte. Wenn wir aber Studenten aus China oder Australien anziehen wollen, dann brauchen wir mehr Wohnungen“, sagt der Akademische Direktor Dr. Andreas Mierau.   del