KuselZwei deutsche Polizisten sterben bei Verkehrskontrolle – Zwei Verdächtige festgenommen

Kusel / Zwei deutsche Polizisten sterben bei Verkehrskontrolle – Zwei Verdächtige festgenommen
Polizeibeamte stehen an einer Absperrung an der Kreisstraße 22, rund einen Kilometer von dem Tatort entfernt, an dem zwei Polizeibeamte durch Schüsse getötet wurden Foto: Sebastian Gollnow/dpa

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Eine Zivilstreife kontrolliert am frühen Morgen an einer Kreisstraße in der Pfalz ein Auto – möglicherweise weil der Fahrer totes Wild im Kofferraum hat. Es fallen Schüsse, die beiden Polizisten sterben. Zwei Verdächtige werden noch am selben Tag im Saarland gefasst.

Nach den tödlichen Schüssen auf zwei junge Polizisten in der Pfalz sind noch am selben Tag zwei Tatverdächtige festgenommen worden. Die 38 und 32 Jahre alten Männer seien im saarländischen Sulzbach gefasst worden, sagte eine Polizeisprecherin der Deutschen Presse-Agentur am Montagabend. Die Fahndungsmaßnahmen liefen aber weiter, weil nicht ausgeschlossen werden könne, dass es noch weitere Mittäter gebe. Die beiden Männer seien Deutsche.

Zunächst war der 38-Jährige – ein Wildhändler aus dem Kreis Neunkirchen – der Polizei ins Netz gegangen, nachdem sie öffentlich nach ihm gefahndet hatte. Die Polizei hatte nach dpa-Informationen am Tatort Papiere des Verdächtigen gefunden. Der Mann war der Polizei nach Angaben aus Sicherheitskreisen in der Vergangenheit wegen Unfallflucht aufgefallen und soll eine Waffenerlaubnis haben.

Die 24 Jahre alte Polizeianwärterin und der 29 Jahre alte Oberkommissar waren am frühen Montagmorgen gegen 4.20 Uhr bei einer Verkehrskontrolle an einer Kreisstraße in der Pfalz erschossen worden. Die Beamten hatten nach Angaben aus Sicherheitskreisen zuvor per Funk gemeldet, in einem Fahrzeug sei totes Wild gefunden worden. Wenig später meldeten sie „Die schießen“.

Der Polizist soll demnach am Tatort noch mehrere Schüsse abgegeben haben. Ob es Warnschüsse waren oder der Beamte einen Tatverdächtigen verletzte, war am Montag zunächst noch unklar. Die Waffe seiner Kollegin kam offensichtlich nicht zum Einsatz, ihre Pistole steckte noch im Holster. Die junge Frau, die noch an der Hochschule der Polizei studierte, war nach Polizeiangaben sofort tot. Der 29 Jahre alte Oberkommissar aus Kusel habe zunächst noch gelebt, sei aber gestorben, als die Rettungskräfte eintrafen, berichtete ein Polizeisprecher.

Wie eine Hinrichtung

Die Tat löste weit über die Region hinaus großes Entsetzen aus. „Wir durchleben gerade den realen Alptraum aller Polizistinnen und Polizisten“, sagte die GdP-Landesvorsitzende Sabrina Kunz. Politiker aller Couleur zeigen sich erschüttert. „Unabhängig davon, welches Motiv der Tat zugrunde liegt: Diese Tat erinnert an eine Hinrichtung, und sie zeigt, dass Polizistinnen und Polizisten jeden Tag ihr Leben für unsere Sicherheit riskieren“, sagte Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD). Die Luxemburger Polizei schrieb am Montagvormittag per Tweet an die deutschen Kollegen: „Unser Beileid und Mitgefühl gilt den Angehörigen und Freunden der Opfer.“

Der rheinland-pfälzische Innenminister Roger Lewentz (SPD) sprach bei einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz von einer brutalen Tat: „Als zuständiger Innenminister und oberster Dienstherr unserer Polizei und als Vater von vier Kindern im Alter der mit größter Brutalität ermordeten zwei jungen Polizeibeamten bin ich sehr erschüttert.“

Der mutmaßliche Täter Andreas Johannes Schmitt
Der mutmaßliche Täter Andreas Johannes Schmitt Foto: Polizei rlp

Nach ersten Ermittlungen ergab sich ein Tatverdacht gegen den 38-jährigen Andreas Johannes Schmitt aus Spiesen-Elversberg. Nach einer Fahndung konnte der 38-Jährige festgenommen worden. Die Polizei warnte am Montagmorgen Autofahrer im Kreis Kusel davor, Anhalter mitzunehmen, da mindestens einer der Täter bewaffnet sei. Kurz darauf konnte auch ein weiterer Tatverdächtiger festgenommen werden.

Auch Einsatzkräfte des Polizeipräsidiums Trier seien an der Fahndung beteiligt, schreibt der Trierische Volksfreund. Über Twitter teilte die Polizei mit: „Wir unterstützen die @Polizei_KL in der Fahndung.“ Und: „Wir sind entsetzt und zutiefst traurig über den Tod unserer Kollegin und unseres Kollegen von der @Polizei_KL . Unser Mitgefühl und unsere Anteilnahme ist bei den Angehörigen – wir wünschen ihnen Kraft, das Unfassbare zu ertragen!“

„Wir sind friedliche Leut’“

Der Ort, an dem die Schüsse fielen, ist weit entfernt und aus der Distanz nicht zu erkennen. Hinter einer Unterführung steht ein Fahrzeug der Einsatzkräfte, das Blaulicht glänzt auf dem regennassen Asphalt. Drei Kilometer sind es von hier, von der Alten Römerstraße, nach Ulmet.

Fahles Sonnenlicht fällt an diesem Tag auf die kahlen Bäume entlang der Straße, die hier leicht ansteigt. „Der Weg wird gerne als Abkürzung genutzt oder als Schleichweg, wenn einer was getrunken hat“, sagt ein Mann, der in Mayweilerhof vor dem Haus steht. Dass hier zwei Menschen in der Nacht zuvor erschossen wurden, sei erschütternd. „Die Täter waren bestimmt nicht von hier. Wir sind friedliche Leut’“, meint er im Pfälzer Dialekt.

Auch eine Frau aus dem Ort sagt, es sei eine ruhige Gegend, kurz vor der saarländischen Grenze. „Betrieb gibt es nur, wenn die Soldaten üben.“ Unweit von Mayweilerhof liegt der riesige Truppenübungsplatz Baumholder mit Manöverplätzen auch für Artillerie, Infanterie und Panzer. Kusel selbst ist eine kleine Stadt mit knapp 6.000 Einwohnern, die mit Wandertourismus in der ebenso naturreichen wie beschaulichen Gegend wirbt.

Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer zeigte sich ebenfalls bestürzt: „Die Tat ist entsetzlich. Es bestürzt uns sehr, dass zwei junge Menschen im Dienst ihr Leben verloren haben“, teilte sie über Twitter mit. Dreyer ordnete Trauerbeflaggung an allen öffentlichen Gebäuden an. Für alle Streifenwagen im Land ist Trauerflor vorgesehen, schreibt der Trierischer Volksfreund.

Polizeibeamte sperren die Zufahrt zum Tatort, wo ihre beiden Kollegen erschossen wurden 
Polizeibeamte sperren die Zufahrt zum Tatort, wo ihre beiden Kollegen erschossen wurden  Foto: Thomas Frey/dpa