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DeutschlandDie Meiler gehen, der Müll bleibt: Auf der Suche nach einem Endlager für den Atommüll

Deutschland / Die Meiler gehen, der Müll bleibt: Auf der Suche nach einem Endlager für den Atommüll
Alte Druckbehälter im ehemaligen Atomkraftwerk Greifswald in Ostdeutschland. Die Anlage wurde kurz nach der Wiedervereinigung stillgelegt, die Abbauarbeiten sollen sich noch bis in die 2060er Jahre hinziehen. Foto: AFP/John MacDougall

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Bis zum Bau eines Endlagers dauert es noch Jahrzehnte: 90 Teilgebiete mit günstigen geologischen Bedingungen sind bundesweit gefunden. Doch Widerstand ist programmiert.

Deutschland hat die letzten drei Atomkraftwerke abgeschaltet. Doch der Atommüll wird noch lange Thema sein. Das deutsche Umweltministerium rechnet damit, dass noch 30.000 Generationen mit dem Atommüll werden leben müssen. Und noch ist völlig offen, wo der strahlende Abfall auf Dauer lagern wird. Keiner will ein solches Endlager in der Region haben.

Derzeit lagern die hochradioaktiven Abfälle in überirdischen Zwischenlagern, meist an den Standorten der Kernkraftwerke von Brokdorf im Norden bis Gundremmingen im Süden. Insgesamt gibt es bereits 1.116 Castor-Behälter mit hochradioaktivem Abfall in Deutschland, für die eine dauerhafte Bleibe gesucht wird. Zudem gibt es Zwischenlager etwa im niedersächsischen Gorleben und in Ahaus im Münsterland. In Ahaus werden unter anderem seit 1998 sechs Castor-Behälter mit abgebrannten Brennelementen aus deutschen Meilern gelagert. Zudem stehen hier 230 Container mit schwach- und mittelradioaktiven Abfällen. Die Genehmigungen für die Zwischenlager an den Kernkraftwerken und auch anderswo laufen meist in den 2040er Jahren aus.

Streit gibt es auch um das rheinische Zwischenlager Jülich: Da die Genehmigung für die Lagerung von 152 kleineren Castor-Behältern (Typ THTR/AVR) ausgelaufen ist und das NRW-Wirtschaftsministerium 2014 die unverzügliche Entfernung angeordnet hat, wird nun darum gerungen, ob die Castoren auch nach Ahaus gehen oder ein neues Zwischenlager in Jülich gebaut wird.

Mehrstufiges Verfahren

Und so soll es mit der eigentlichen Endlagersuche weitergehen: „Es liegt in der Natur der Sache, dass man sich bei der Suche nach einem Endlager viel Zeit lassen kann, denn der radioaktive Abfall strahlt leider noch sehr, sehr lange Zeit“, sagt Manuel Frondel, Energieexperte des RWI-Leibniz-Institutes. Wichtig sei es, einen sicheren und zugleich gesellschaftlich akzeptierten Standort für die Endlagerung zu finden. Doch das ist ein riesiges Problem, denn viele haben zwar Atomstrom genutzt. Doch keiner will ein Endlager in seiner Region haben. Nach erbitterten Kämpfen um Gorleben wurde die Standortsuche auf null gesetzt.

Nun soll in einem mehrstufigen Verfahren ein geeigneter Ort gefunden werden. Aktuell ist man in Phase 1, in der die Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) existierende Daten über den Untergrund Deutschlands auswertet. Dabei prüft sie auch, ob es Ausschlusskriterien gibt, die einer dauerhaft sicheren Lagerung des Atommülls entgegenstehen: So scheiden zum Beispiel Gebiete aus, in denen es Vulkanismus, tiefe Bergwerke oder nennenswerte Hebungen von Gesteinsschichten gibt. Das wäre zu unsicher für ein Endlager.

In Phase 2 wird dann geprüft, wo eine Endlagerung prinzipiell möglich erscheint. Die BGE sucht nach einer stabilen und möglichst dichten Gesteinsformation für ein Endlager in einer Tiefe zwischen 300 und 1.500 Metern. In Phase 3 werden die Gebiete dann anhand von vielen Kriterien bewertet. Und schließlich muss entschieden werden. Dabei solle es nur um geologische Fragen gehen.

Geologie hat Vorrang

Ob es in einer Region viel oder wenig Widerstand der Bürger gibt, soll dagegen bei der Bestimmung des Standortes keine Rolle spielen: „Der Geologie kommt die wichtigste Rolle für die Abschirmung der hochradioaktiven Abfälle von Mensch und Umwelt für mindestens eine Million Jahre zu. Da kann die Frage des ,geringsten Widerstands‘ kein Kriterium für die Standortauswahl sein“, so die BGE. Für das gesamte Verfahren sei eine umfassende Bürgerbeteiligung vorgesehen. „Es wird Regionalkonferenzen mit den in Frage kommenden Kommunen und Städten geben“, betont der Sprecher. Die Erfahrungen mit Gorleben lassen vermuten, dass dies den Widerstand nicht bricht.

Grundsätzlich gilt: „Drei Gesteinsformationen können geeignet sein, hochradioaktive Stoffe über einen Zeitraum von einer Million Jahre zurückzuhalten: Steinsalz, Tongestein oder kristallines Wirtsgestein“, erklärt die BGE. Sie hat in einem Zwischenbericht bundesweit 90 Teilgebiete ausgewiesen, die günstige geologische Voraussetzungen für die sichere Endlagerung hochradioaktiver Abfälle erwarten lassen. Hier kann jeder nachsehen, ob seine Region dabei ist (www.bge.de/de/endlagersuche/zwischenbericht-teilgebiete/liste-aller-teilgebiete). In Nordrhein-Westfalen etwa liegen acht dieser Teilgebiete, sie weisen Salz- oder Tongestein auf. Auf diesen Teilgebieten liegen 19 Kreise, darunter die Kreise Borken, Kleve, Wesel, sowie die Städte Münster und Hamm.

Es wäre unter Akzeptanzgesichtspunkten möglicherweise einfacher und kostengünstiger, wenn sich Deutschland bei der Endlagerfrage mit anderen Ländern zusammentut, etwa mit Frankreich oder Finnland, und ein gemeinsames Endlager im Ausland etabliert

Manuel Frondel, Energieexperte des RWI-Leibniz-Institutes

Die Eingrenzung der 90 Teilgebiete zu Standortregionen für die anschließende übertägige Erkundung will man in der zweiten Hälfte 2027 gefunden haben, so der BGE-Sprecher. Doch alles Weitere ist unsicher, sodass es keine Jahreszahlen für die Phasen 2 und 3 gibt. Letztlich haben Politik und Unternehmen die Entscheidung auf die lange Bank geschoben: „Die BGE hat verschiedene Szenarien betrachtet, die zu einer Standortbestimmung zwischen 2046 und 2064 führen könnten“, erklärte der Sprecher der Gesellschaft.

Müll einfach ins Ausland schaffen

Die Finanzierung ist dabei noch das kleinere Problem. Dazu hat der Bund nach langem Ringen mit den vier Atomkonzernen in Deutschland einen „Fonds zur Finanzierung der kerntechnischen Entsorgung“ gegründet. 2017 haben die Konzerne – Eon, RWE, Vattenfall und EnBW – 24,3 Milliarden Euro in den Fonds eingezahlt. Das waren ihre über Jahre gebildeten Rückstellungen und ein Risikozuschlag. Im Gegenzug wurden die Konzerne die Verpflichtung für die Endlagerung los.

Welche Alternativen gibt es? Der Export des Atommülls in das All ist jedenfalls keine. Der hochradioaktive Abfall würde im Fall einer möglichen Explosion der Rakete, die ihn ins All bringt, großflächig in der Landschaft verteilt werden, warnt die BGE. „Das ist unverantwortlich“. Aber mehr internationale Kooperation wäre denkbar: Es stelle sich die Frage, warum Deutschland unbedingt ein eigenes Endlager anstrebt, meint RWI-Forscher Frondel. „Es wäre unter Akzeptanzgesichtspunkten möglicherweise einfacher und kostengünstiger, wenn sich Deutschland bei der Endlagerfrage mit anderen Ländern zusammentut, etwa mit Frankreich oder Finnland, und ein gemeinsames Endlager im Ausland etabliert.“ Denn noch ist das Müllproblem überall ungelöst.

Nomi
17. April 2023 - 13.02

Et duerf keen Endlaager fir Atommuell ennert dem Buedem ginn ! Wei'laang haalen dei' Faesser wo'u den Atommuell dran ass ? Vlaicht 35 Johr wann et ganz gutt geht, mee mat Secherheet keng 10 000 Johr an mei' ! Wann den Muell ennert dem Buedem (1000m) ass wei' gin dann Inspektio'unen organisei'ert wei' den Zo'ustand vun den Faesser ass. An wann ee Faass muss reparei'ert ginn, wei' gett de Muell rem un Surface geholl fir ze reparei'eren oder ze ersetzen. Et gett nemmen eng Meiglechkeet : gesechert Haalen iwert Buedem wo'u dei' Gefaesskontrollen an Reparaturen secher kenne gemach ginn !

rczmavicrom
17. April 2023 - 8.50

Das Gas ist weg, die Kohle kommt wieder, die Umwelt leidet weiter!!...