Frau W., 78, ist am vergangenen Sonntag nicht zur Wahl gegangen. Ob ihres Alters musste sie das auch nicht. Wobei über die Berechtigung der Altersgrenze von 75 Jahren durchaus diskutiert werden sollte. Denn je älter man wird, umso mehr Erfahrung hat man ja eigentlich gesammelt, um anders, ja besser entscheiden, wählen zu können.
Frau W. ist nicht zur Wahl gegangen, weil sie dazu körperlich nicht mehr in der Lage gewesen wäre. Sie hatte schlicht keine Motivation mehr. In Politik wie Politiker, die ihr zunehmend suspekt erscheinen, hat sie offensichtlich kein Vertrauen mehr. Denn: „Die machen doch alle, was sie wollen.“ Hinter diesem Satz verbergen sich viele Enttäuschungen.
Wenn Frau W. sagt, die Politiker würden machen, was sie wollen, will sie damit eigentlich nur eines ausdrücken: Nämlich, dass Politik und Politiker ihr, Escher Bürgerin, keine echte Hilfe im Alltag sind. Frau W. wohnt in einem Mietshaus in Esch. Ganze zehn Wohnungen sind es. Seit über 20 Jahren muss Frau W. die Kosten einer leerstehenden Wohnung mittragen. Bei der Renovierung des Lifts oder der Fassade, inklusive neues Geländer, schlägt alles schnell ins Geld, wenn der Anteil des leerstehenden Appartements durch neun geteilt werden muss.
Enttäuscht ist Frau W. auch darüber, dass man in „ihrem“ Viertel „ihr“ Postbüro oder „ihre“ Bankfiliale geschlossen hat. Ja, sie weiß, dass Mischo und Co. nicht unbedingt verantwortlich dafür sind. Trotzdem hätte sie erwartet, dass die Escher Politiker etwas unternehmen und den betreffenden Firmen zumindest einen bösen Finger zeigen. Nein, das sei nicht passiert, sagt Frau W. – leicht frustriert.
Jüngst hatte Frau W. Schimmel in ihrer Wohnung. Laut Expertise ein Problem, das vor allem auf die Abdichtung des Daches des Hauses zurückzuführen sei. Die Versicherung tut sich schwer, zahlt wenig. Nein, das hat direkt nichts mit Escher Politik zu tun. Doch an wen kann sich die Frau aus Esch wenden, wenn alle Stricke reißen und eigentlich jeder die Verantwortung von sich weist und auf andere schiebt?
Als sich CSV-Bürgermeister Mischo und LSAP-Herausforderer Steve Faltz vor den Wahlen bei RTL gegenüberstanden, hat sich Frau W. das Gespräch genau angesehen. Überzeugt hat sie keiner der beiden Kandidaten. Aus dem einfachen Grund, weil niemand der beiden im Fernseher zu ihr gesprochen hat oder auch nur im Geringsten den Anschein gegeben hat, sich im Falle eines Falles zu bemühen, etwas in ihrem Interesse zu unternehmen.
Frau W. aus Esch gehört zu jenen Menschen, die nicht öffentlich auftreten, um ihre Meinung kundzutun. Sie kann ihren Unmut auch nicht so ohne Weiteres äußern. Aber sie hat ein Bauchgefühl. Sie spürt, dass etwas nicht richtig läuft. Ihr Gefühl sagt ihr, dass sie von der Politik weder wahr- noch ernst genommen wird. Mit 78 Jahren ist Frau W. vieler Illusionen beraubt. Mehr denn je fühlt sie Politik und Politiker meilenweit entfernt.
Wahrscheinlich wird Frau W. auch im Oktober nicht wählen gehen. Es mache doch keinen Sinn, gibt sie zu verstehen. Das ist sehr schade. Politiker, ob in der Verantwortung oder in der Opposition, sollten Menschen wie Frau W. ernst nehmen. Nein, es reicht nicht zu sagen, nahe bei Bürgerinnen und Bürgern zu sein oder den Menschen in den Mittelpunkt zu stellen. Den Worten müssen Taten folgen. Nur so behält man Menschen auf demokratischem Kurs.
Mat alle Mettelen gett an der Politik geschaft fir un Muecht ze kommen.
Ee bloe Buergermeeschter vun Deifferdang den haut Minister ass huet dat esou gemat. Mee haut as dem Minister seng Partei zu Deifferdang glecklecherweis net mei vill wert.
Zu Deifferdang gouf och ee ganzt grous Gaardenheischen vun engem grengen Politiker gebaut. Die greng Partei zu Deifferdang gouf och kräftech zesumme geschloen.
Ech kann dei Fra verstoen dat sie net mei wiele geet well se kee Vertraue mei huet. Esou Geschichten gin et vill.
No x Joeren am Controle vun de Gemengefinanzen am Ministère de l'Intérieur, no x Joeren als Sekretär adjoint zu Deifferdang an duerno als Sekretär an zwou Gemengen huet een esou villes gesinn dat een den Degout an Politik huet.
Ee pensioneierten Gemengesekretär
Madame huet recht, wann een liest wat se sech streiten fir un der Macht ze bléiwen oder un d’Macht ze kommen kann een nëmmen de Kap resselen, wees och nach nët ob ech am Hierscht wielen gin, sie machen dach wat se wëllen, an hire Portemonnaie as hinnen méi no wie de Bierger
Ech déi gudd Frâ do verstoen an hiir och nëmme Recht gin. Eis heiteg Politiker si nëmmen un hiirem eegene Wuelbefanne interesséiert an dee klenge Biirger ka sou vill meckeren a kloen wéi hie wéll. Et lauschtert keen eis no, et ziéhlt just nach dass si (d‘Politiker) schéin do Baussen stin wann et em de (soi-disant) Wuelstand vun eiser Gesellschaft geet. Mee dobäi vergiessen si ganz op d‘Probleemer an hiirer Gemeng ze kucken. D‘Madame W. huet recht wann si seet d‘Politiker géifen een ëmmer un een âneren verweisen, dât as miir och schon ganz dachs esou geschitt. Ech hu gewielt, mee méng Stëmm as leider net gehéiert gin…… schued.
Ich bin davon überzeugt, dass eine wahrheitsgemäße, an empirisch nachweisbaren Fakten orientierte Geschichte Luxemburgs seine BürgerInnen näher an eine höhere Wertschätzung eines demokratischen Kurses bringen würde.
MfG
Robert Hottua