Mehr Dorfcharakter, weniger Versiegelung, bessere Zusammenarbeit: Raumentwicklungsminister Claude Turmes („déi gréng“) hat am Dienstagmorgen das neue „Programme directeur d’aménagement du territoire“ (PDAT) vorgestellt. Das Dokument definiert, wie sich Luxemburgs Landschaftsbild bis 2035 verändern soll.
240 Seiten stark ist das PDAT 2035. Die darin enthaltenen Konzepte, Analysen und Pläne sollen die Lebensqualität der Luxemburger trotz Bevölkerungswachstum erhalten. Dafür hat das Raumentwicklungsministerium während fünf Jahren mit Bürgern, Gemeinden, Ministerien, Nachbarländern und Experten aus dem In- und Ausland zusammengearbeitet. Mitte August wurde eine Motion in der Abgeordnetenkammer mit 49 Stimmen angenommen, die festlegte, dass der neue Plan umgesetzt werden soll.
„Mir ist es wichtig, und das ist ein großer Unterschied zum früheren Plan vom damaligen Landesplanungsminister Michel Wolter aus dem Jahr 2003, dass wir konkrete Instrumente und Projekte umsetzen“, sagt Turmes. Im vorigen Plan habe es zwar ein paar gute Ideen gegeben, aber niemand habe sich daran gehalten.
„Mobility Hubs“
„Dörfer sollen Dörfer bleiben und Städte sollen zu Städten werden“, sagt Turmes. Heißt: Dörfer sollen trotz Wachstum weiterhin ihren „Dorfcharme“ behalten und die drei großen Ballungsgebiete Agglo-Zentrum, Südregion und Nordstad sollen sinnvoll entwickelt werden. Wohnen, Arbeiten und Freizeit sollen näher beieinander rücken, wodurch mehr Lebensqualität und weniger Stau entstünden. „Die Menschen wollen Dienstleistungen in ihrer Nähe“, meint Turmes. Man könne allerdings nicht in jedem Dorf ein Postgebäude, eine Bank und einen Bäcker haben. Vielmehr soll jede Region einen zentralen Ort oder ein Ankerdorf haben, die dann alle nötigen Dienstleistungen anbieten.
Außerdem müsse multifunktionaler gebaut werden. Beispiel: Parkhäuser. Im Erdgeschoss könnten Geschäfte und auf dem Dach Sport- oder Kultureinrichtungen untergebracht werden. Ein solches „Mobility Hub“ sei auch schon im neuen Escher und Schifflinger Viertel „Metzeschmelz“ geplant. Auch in bereits bestehenden Stadtvierteln könnten solche Einrichtungen die Lebensqualität verbessern. Ein Team von „Luxembourg in Transition“ hatsich beispielsweise Gasperich genauer angeschaut. Durch den Einsatz eines „Mobility Hub“ sei es dort möglich, die Autos aus dem Viertel herauszubekommen und diesen Platz für Grünflachen, Spielplätze und Begegnungsorte zu benutzen. Zusätzlich könnte der Stadtteil dann verdichtet werden.
Zu den konkreten Maßnahmen, die Turmes erwähnt hat, gehört auch das Konzept der Grüngürtel. „Wir arbeiten mit Planungsbüros daran, wie wir den Grünraum um Luxemburg-Stadt und die umgebenden Gemeinden erhalten können“, sagt der Minister. „Wenn wir das nicht machen, bekommen wir eine extreme Erhitzung in den Städten.“ Durch solche Grünzonen sei es nämlich möglich, klimatische Zufluchtsorte zu erschaffen. Zeigt das Quecksilber beispielsweise 40 Grad auf dem Knuedler, dann könnte es in solchen Grüngebieten nur 32 Grad anzeigen. „Diese Plätze möchten wir absichern und es so gestalten, dass die Menschen nicht immer das Auto nehmen müssen, um dorthin zu kommen“, meint Turmes. Und: Die Grünstreifen könne man auch für den Gemüse- oder Obstanbau benutzen.
Weniger Versiegelung
Luxemburg versiegelt laut Turmes jedes Jahr 180 Hektar. „Wir haben uns als Regierung – mit den Gemeinden zusammen – das Ziel gesetzt, graduell auf die Hälfte zu kommen. Dadurch versiegeln wir über die nächsten zehn Jahre rund 800 Hektar weniger“, sagt der Minister. Doch wie soll das funktionieren, wenn gleichzeitig mehr gebaut werden muss, um mit dem Bevölkerungswachstum mithalten zu können?
Um diese Frage zu beantworten, hat sich das Ministerium eine wissenschaftliche Basis aus der Schweiz gegeben, die den Namen „Raum+“ trägt. Zusammen mit dem Wohnungsbauministerium und dem Luxemburger Wissenschaftsinstitut „Liser“ soll das umgesetzt werden. „Die Experten gehen zu den Gemeinden, schauen sich den PAG an und fragen ‚Wann wird dieses Baugelände frei?’“, sagt Turmes. Dabei werde nicht nur analysiert, welche Baugrundstücke nur theoretisch im allgemeinen Bebauungsplan stehen, sondern auch, wie schnell diese erschlossen werden könnten.
Bis 2035 gibt es laut Turmes keinen Grund, die Flächen im PAG zu erweitern. So gebe es in Luxemburg momentan 4.295 Hektar, die für Wohnzwecke genutzt werden könnten. Das entspricht 161.500 Wohneinheiten für 371.500 Einwohner. Sehr viele Flächen davon seien auch schon versiegelt und würden in den drei Ballungsgebieten liegen. „Unser Problem ist nicht, dass es an Grundstücken im PAG fehlt – sondern die Mobilisierung dieser Flächen“, meint der Minister. Das komplette Landesplanungsprogramm „Raum+“ werde kommende Woche veröffentlicht.
Raumplanung für die Großregion
Im September werden wir mit François Bausch das neue Belval 2.0 vorstellen. Belval ist gut, hat allerdings zu breite Straßen und nicht genügend Bäume.
„Als Michel Wolter den PDAT 2003 zusammenstellte, zählte Luxemburg knapp 100.000 Grenzgänger – heute sind es 220.000“, sagt der grüne Politiker. Deswegen sei eine grenzübergreifende Zusammenarbeit wichtig. Die Pendler stecken jeden Tag lange im Verkehr fest. „Wir sind es den Menschen, die unseren Reichtum mit erschaffen, schuldig, ihre Lebensqualität zu verbessern.“ Es sei absurd, wenn ein Land, das eine Wirtschaft hat, die weit über seine Grenzen hinausstrahlt, keine Landesplanung hätte, die dies ebenfalls tue. Konkrete Projekte in der Großregion seien auch schon in Aussicht – und 50 Millionen Euro würden bereitstehen, um deren Umsetzung in grenzüberschreitenden Zonen zu unterstützen.
Doch auch in Luxemburg sind bereits größere Projekte geplant. Turmes listete am Ende der Präsentation 13 Raumplanungsprojekte auf, die dem neuen PDAT entsprechen würden, darunter „Metzeschmelz“ und „Wunne mat der Wooltz“. „Im September werden wir mit François Bausch das neue Belval 2.0 vorstellen. Belval ist gut, hat allerdings zu breite Straßen und nicht genügend Bäume – wir haben dort ein Konzept entwickelt, um den Straßenraum anders zu gestalten.“ Das Viertel soll grüner werden und dem Fahrradfahrer mehr Platz geben.
Ein weiteres Beispiel: Foetz war Bestandteil von „Luxembourg in Transition“. Die dortigen Probleme seien vielfältig: riesige Parkflächen, Überhitzung, Überschwemmungen und zu viel Verkehr. Das neue Konzept für das Gewerbegebiet sei allerdings nicht nur „ein paar Powerpoint-Bildchen“. Turmes betont: „Der Masterplan für Foetz ist ausgeschrieben und wir sind dabei, Planungsbüros zu suchen, die am Masterplan arbeiten sollen – und das mit der Monnericher und Schifflinger Gemeinde zusammen.“
@Do as en..../ Jidverdreen kann iwer d'Wasser goen, e muss just genau wësse wou d'Potoen stinn. Mee deen deen dir do méngt ka nëmmen a weider néischt machen ewéi gréngen Dikricher Wand.
…de Jesus den iwert d’Wasser kont goen, an aus dem Wasser Wein gemach huet. Nen, dat as net de Jesus, awer an Eisen Reliounsbicher war hien genau esou gemolt.