Tageblatt: Magali, hallo! Back to the roots. Ferienjob? Oder eine Reportage über dein Musikprojekt „marcy“?
Magali Speicher: Hallo, nein, gerade mache ich ein Praktikum im Uelzechtkanal.
„marcy“ ist dein erstes Soloprojekt als Singer-Songwriterin. Wie würdest du das Ganze beschreiben? Um was geht es? Um wen geht es?
Marcy ist im Grunde meine künstlerische Identität als Musikerin. Ich schreibe Songs über so ziemlich alles, was mich beschäftigt, ausgedrückt anhand von fiktiven Szenarien. So kam auch mein Debüt, eine Trilogie von Songs mit ernsten Themen und einer eher absurden Storyline, zustande.
Das Lied klingt nach den 80er Jahren. Was gefällt dir an dem Sound?
Marcys Welt spielt in den 80ern, somit auch die Charaktere um sie herum. Die erste Single heißt „Johnny“ und thematisiert toxische Maskulinität, gezeigt anhand von Johnny, einem jungen Mann, der die typischen 80er-Rocker-Klischees erfüllt und von allen vergöttert wird. Was mir besonders gut an der Musik aus jener Zeit gefällt, ist das Wilde. Für mich geht doch nichts über ein gutes Gitarrensolo. So wie auch dieser typische 80er-Mix aus Leichtigkeit, Ernsthaftigkeit und Passion mich sehr inspiriert.
Folgen jetzt weitere Lieder, Auftritte?
Ja, „Johnny“ ist nur der erste Teil einer Trilogie. Vergangene Woche ist „Waking up“ veröffentlicht worden und der letzte Teil folgt auch bald. In der Zwischenzeit wird aber fleißig an weiterer Musik gearbeitet. Auftritte sind noch nicht geplant, kommen aber ganz bestimmt. Ich bin jedenfalls motiviert.
Wo kann man deine Musik hören?
Fast überall! Die Musikvideos kann man sich auf YouTube ansehen, doch die Songs werden in unserer Region hauptsächlich im Radio und auf Spotify gehört. Man kann sie aber auch in vielen anderen Streamingdiensten finden.
Es würde doch zum Feeling der 80er Jahre passen, wenn du deine Songs auf Vinyl rausbringen würdest?
Ja, richtig, das würde ich auch echt toll finden. Ich mache das aber eher, wenn irgendwann ein ganzes Album ansteht.
Seit wann machst du eigentlich schon Musik?
Schon von klein auf bekam ich Unterricht am Escher Conservatoire und lernte Violine und Klavier spielen. Die Gitarre und der Gesang kamen dann irgendwann als Teenager dazu. Für mich ist Musik also nicht wegzudenken.
Du musizierst nicht nur, sondern fotografierst auch. Studierst an der „Royal Academy of Art“ in Den Haag in den Niederlanden. Was kann man sich unter einem Studium der Fotografie vorstellen?
Fotografie studieren ist eigentlich viel komplexer, als viele vermuten. Dazu gehören nicht nur die ersichtlichen Fächer wie Nachbearbeitung und Studiobeleuchtung, sondern man lernt auch, was die Essenz eines guten Projektes ist, wie man sich als bekannter Fotograf etabliert, wie man eine Fotoserie angeht, usw. Wir müssen auch eine Branche wählen, nämlich Dokumentarfotografie oder inszenierte Fotografie.
Deine Fotografien sind Momentaufnahmen, Porträts, gestellte Szenen, viel Witz, Poesie, manchmal etwas Gesellschaftskritik. Was ist dir wichtig bei deinen Fotografien?
Visuell liegt der Kern meiner Fotografie in der Tableau-Fotografie, also Fotos, die fast nach inszenierten Film-Stills ausschauen. Ich mag es, mit Illusionen zu spielen. Was ist echt und was ist fiktiv? Thematisch betrachtet, mache ich viele Projekte über das Unterbewusstsein, zum Beispiel über Ängste, Gefühle und Träume. Mein Ziel ist es, den Zuschauer in die Realität des Fotos zu ziehen und entweder ein Gefühl, eine Erinnerung oder einen kritischen Gedanken auszulösen.
Auch bei der Fotografie inspirieren dich die 80er Jahre. Bist du im falschen Jahrzehnt geboren?
Genau, ich habe schon mal ein Fotoprojekt über dieses Gefühl gemacht. Jedoch bin ich mir auch bewusst, dass es neben all den tollen Aspekten der 80er auch viel Leid gab und dass viel gute Kunst und Musik dieser Zeit auch davon inspiriert waren. Ich schätze mich glücklich, in einer Zeit und an einem Ort zu leben, in dem ich das Privileg, habe, mich mit künstlerischer Arbeit beschäftigen zu dürfen und mein Leben so gestalten zu können, dass ich mir das Beste aus der Vergangenheit herauspflücken und mich selbst dementsprechend ausdrücken kann.
Was macht diese Epoche in der Fotografie für dich interessant?
Die 80er waren eine Zeit, in der Kreativität mehr in den Fokus gelangte. Die Farbfotografie wurde zwar für jeden zugänglich, war jedoch noch etwas Spezielles. Heute hat jeder ein Handy mit Kamera in der Tasche und Fotos schießen ist an der Tagesordnung. Die Faszination dieses Mediums und der Wunsch, dieses als künstlerische Tätigkeit zu perfektionieren, waren damals sehr stark und viele neue Stile und Nutzen der Fotografie ergaben sich daraus.
An welchem Foto-Projekt arbeitest du zurzeit?
In letzter Zeit habe ich mich mehr auf die Musik konzentriert und meine Fotografie damit verbunden, so also z.B. das Promo-Material und die Covers selbst entworfen. Außerdem beschäftige ich mich zunehmend mit Film, somit auch mit Musikvideos.
Kannst du uns ein wenig erzählen? Ausstellungen? Wo kann man deine Fotos sehen?
Anfang des Jahres haben Wouter van Wessel und ich den Kurzfilm „Switch“ gedreht. Diesen kann man im Juni (2.-19. Juni) in der „FuelBox VI“ in Stadtbredimus sehen. Auch auf dem „Koll an Aktioun“-Festival (4.-5. Juni) werde ich meine Fotografien ausstellen.
Ziel deines Studiums?
Ich denke, dass mein Ziel es ist, so gut wie möglich auf die harte Welt der Kunst vorbereitet zu sein und hauptberuflich Fotografin sein zu können. Das wäre schon ein großer Wunsch.
Und dann? Luxemburg oder die große weite Welt?
So genau weiß ich das noch nicht. Auf jeden Fall möchte ich noch ein paar Jahre im Ausland verbringen, reisen und Erfahrungen sammeln. Vielleicht verliebe ich mich in eine Stadt, vielleicht zieht es mich zurück nach Luxemburg. Ich bin jedenfalls offen für beides.
Du hast im LGE dein Abitur gemacht. Auf der Kunstsektion. Hattest du damals schon einen klaren Plan?
Zuvor zeichnete ich sehr viel. Als ich daraufhin die Kunstsektion wählte, ahnte ich noch nicht, dass ich schnell mein Interesse an der Fotografie entdecken würde. Ab da war mir klar, dass ich das beruflich machen will.
Wie schwer hat man es als junge, kreativ Schaffende?
Ich denke, dass das Schwierigste ist, den Ball erstmal zum Rollen zu bringen, eine gewisse Reichweite aufzubauen und herauszustechen. Es gibt viel gute Konkurrenz und es ist ein holpriger Weg, auf dem ich mich selbst noch befinde. Man muss viele Absagen und Kritik verarbeiten können. Doch wenn man stets dranbleibt, dann werden auch immer mehr Menschen auf einen aufmerksam und tolle Zusammenarbeiten entstehen.
Was ist dein Rezept, um dich durchzusetzen?
Ich denke, die richtige Mischung aus Hartnäckigkeit und Selbstreflexion tut es. Man sollte eine gewisse Distanz zu seinen Werken bewahren, sie aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten und keine Angst haben, diese zu verbessern, zu wiederholen oder gar ganz zu ändern. Denn wenn man zu seiner Kunst steht und davon überzeugt ist, werden andere das auch sein.
Die Pandemie war und ist mitunter noch eine schwere Zeit. Wie hast du sie erlebt?
Abgesehen vom starken Drang Freunde zu treffen, war die Pandemie eigentlich eine Zeit, in der ich mich der Kunst viel mehr widmen konnte und während jener Zeit sind viele Projekte entstanden, über die ich heute noch sehr froh bin.
Nie unterkriegen lassen, könnte das dein Lebensmotto sein?
Genau das ist es! Das sollte jedermanns Motto sein, denn jeder hat das Zeug dazu, in etwas Erfolg zu haben, egal was die anderen sagen.
Und jetzt, was steht als Nächstes an?
Nächstes Semester werde ich mich wohl auf mein Abschlussprojekt konzentrieren müssen, aber auch als „marcy“ wird man mich bestimmt noch sehen.
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