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GemeindewahlenDie Kommunalpolitik gehört den Rentnern: Diese Berufe üben die Kandidaten aus

Gemeindewahlen / Die Kommunalpolitik gehört den Rentnern: Diese Berufe üben die Kandidaten aus
 Montage: Tageblatt

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In ein paar Tagen finden die Kommunalwahlen in Luxemburg statt. 3.847 Kandidaten gehen ins Rennen, 1.134 Posten in den Gemeinderäten sind im Spiel. Wir haben uns die Wahllisten genauer angeschaut – heute geht es um die Berufe der Kandidaten.

Beruf und Kommunalpolitik: Wie der Beruf mit politischem Engagement in der eigenen Gemeinde vereint werden soll, führt immer wieder zu Diskussionen. Denn verschiedene Jobs lassen sich besser mit einem politischen Mandat kombinieren als andere. Doch welche Berufe üben die Politiker, die dieses Jahr in die Gemeinde- und Schöffenräte gewählt werden wollen, aus? Die CSV ist eine Bauern- und Beamten-Partei, die LSAP ist als sozialistische Partei fest im Arbeiter-Milieu verankert und die DP als wirtschaftsliberaler Player vertritt vor allem Banker und Wirtschaftsbosse, oder? Nicht ganz. Laut den Kandidatenlisten sind die Parteien weitaus heterogener aufgestellt, als es auf den ersten Blick den Anschein hat. Randnotiz: Da die kleinen Parteien mit weniger Listen und somit weniger Kandidaten antreten, sind statistische Ausreißer mit Vorsicht zu genießen.

Insgesamt treten bei den kommenden Kommunalwahlen 3.847 Kandidaten an. Die Rentner stellen mit 17,3 Prozent die größte Bevölkerungsgruppe, dicht gefolgt von Handwerkern, Händlern und Unternehmensleitern, die insgesamt 16,6 Prozent der Kandidaten ausmachen. An dritter und vierter Stelle folgen der Bildungssektor (11,7 Prozent) und der öffentliche Dienst (11,4 Prozent). Angestellte und Arbeiter sind an fünfter Stelle mit 11,1 Prozent vertreten. Nur noch im einstelligen Prozentbereich finden sich die Gesundheitsberufe (5,5 Prozent) und die Finanz-, Immobilien- und Versicherungsvertreter (4,2 Prozent) wieder. 4,1 Prozent der engagierten Kandidaten sind Studenten, Juristen machen nur 2,7 Prozent der Parteivertreter aus. Rettungsdienste und Polizei (1,2 Prozent), CFL und Transport (2,6 Prozent), Hausfrauen und -männer (1,3 Prozent) und der Landwirtschaftssektor (1,5 Prozent) sind hingegen nur marginal in den Parteien aktiv.

„No bei dir“ lautet der Slogan der DP für die anstehenden Wahlkämpfe. „Irgendwie überall“ lautet das Resümee, wenn man sich anschaut, in welchen Berufsklassen die DP besonders gut vertreten ist. Mit rund 15 Prozent Rentnern ist die DP ebenso durchschnittlich wie bei ihren restlichen Kandidaten. Diese stammen nämlich zu rund elf Prozent aus dem Bildungsbereich und zu elf Prozent aus dem öffentlichen Dienst. 20 Prozent der DP-Kandidaten sind Handwerker, Händler und/oder Unternehmensleiter und 5,3 Prozent stammen aus dem Finanzwesen. Bei Gesundheitsberufen ist die DP leicht schwächer vertreten als der Durchschnitt, jedoch scheint die Partei besonders bei Rettungsdienstlern und Polizisten beliebt zu sein. Doch: In keiner Kategorie ist ein Ausreißer nach oben oder unten festzustellen. Eine mögliche Erklärung: Da die DP mit die meisten Kandidatenlisten aufstellen konnte, ist es nur logisch, dass sich die professionelle Mixität dem statistischen Mittel annähert.

Weniger Rentner (14,5) und weniger Studenten (4), aber deshalb deutlich mehr Gesundheitsberufler (8,3) engagieren sich hingegen in der CSV. Im Rettungswesen und der Polizei ist die CSV hingegen wiederum sehr stark unterrepräsentiert und auch unter Angestellten und Arbeitern bietet die CSV unterdurchschnittliches Identifikationspotenzial. Noch weniger Studenten hat die LSAP (3,2) auf ihren Kandidatenlisten. Auch bei den Landwirten sind die Sozialisten kaum vertreten (0,4). Besonders beliebt ist die LSAP hingegen bei Beschäftigten des öffentlichen Dienstes (14,4) und Gesundheitsberuflern (6,6). Von den vier großen Parteien haben die Sozialisten die meisten Juristen (4,2) in ihren Reihen – ein Wert, der nur von Fokus (4,7) übertroffen wird.

„déi gréng“ zählen keine Landwirte in ihren Reihen – können jedoch im Bildungssektor (15,9) überdurchschnittlich groß auftrumpfen. Die Grünen sind auch bei Gesundheitsberuflern (7,7) beliebt – Rettungsdienste und Polizei wählen wohl kaum Grün und bilden nur 0,2 Prozent der Grünen-Kandidaten. „Déi Lénk“ ist besonders im Bildungssektor und bei den Rentnern gut vertreten (22,2) – dahingegen finden sich keine Vertreter aus dem Finanz-, Immobilien- und Versicherungswesen bei den Linken auf den Kandidatenlisten wieder. Die Piraten sind besonders bei Arbeitern und Angestellten (22,3) beliebt – der Bildungssektor ist mit 3,5 Prozent hingegen selten auf den Kandidatenlisten der Piraten zu finden. Auch Vertreter des Finanz-, Versicherungs- und Immobilienwesens entscheiden sich mit knappen zwei Prozent unterdurchschnittlich oft für eine Kandidatur bei den Piraten. Juristen (0,5 Prozent) befinden sich ebenso selten auf den Listen.

ADR (33,5) und KPL (36,7) sind die Parteien der Rentner, die jeweils ein Drittel der Kandidaten ausmachen. Insgesamt bieten beide Parteien ein sehr ähnliches Kandidatenprofil. Rettungsdienste und Polizei finden sich weder bei der KPL noch bei der ADR wieder – beide Parteien sind jedoch überdurchschnittlich von Arbeitern und Angestellten repräsentiert. Auch stehen kaum Vertreter aus dem Bildungssektor oder dem öffentlichen Dienst auf den Kandidatenlisten der ADR und KPL. Unterschiede zeigen sich eher bei den „Randberufen“: Hausfrauen und -männer wie auch der Transportsektor sind bei der ADR überdurchschnittlich gut vertreten. Hausfrauen und -männer finden sich auch einige auf den Listen der KPL wieder – jedoch sind weniger Beschäftigte aus dem Transportsektor und mehr Juristen bei den Kommunisten als bei der ADR.
Bei den Bürgerlisten ist vor allem ein Ausreißer auffällig: Mit 3,96 Prozent finden sich überdurchschnittlich viele Landwirte auf den Bürgerlisten wieder. Das Finanz- und Versicherungswesen sowie Studenten sind unterrepräsentiert bei den freien Listen, während viele Kandidaten der Bürgerlisten im Transportsektor arbeiten.

Studenten im Süden, Landwirte im Norden

Große Unterschiede gibt es innerhalb der Wahlbezirke nur im Detail. Im Wahlbezirk Zentrum fallen mit 11,4 Prozent der Kandidaten beispielsweise mehr Menschen in die Kategorie „andere Berufe“ als in anderen Bezirken. Der Grund: Die Kandidaten haben öfter Jobs, die in die üblichen Kategorien nicht passen. Auch bei den Juristen mit 4,5 Prozent und im Finanzsektor mit 5,6 Prozent hat der Bezirk die Nase vorn. Im Zentrum treten prozentual dreimal so viele Juristen an wie im Norden – im Finanz- und Immobiliensektor sind es doppelt so viele. CFL-Angestellte und Arbeitnehmer aus dem Transportsektor stellen sich allerdings weniger oft zur Wahl: 1,1 Prozent der Kandidaten arbeiten in diesem Bereich – im Süden sind es beispielsweise 2,8 Prozent. Die Kategorie mit den meisten Kandidaten im Zentrum ist „Handwerker, Händler und Unternehmensleiter“.

Im Süden des Landes sieht die Situation leicht anders aus. Da Belval auch die Luxemburger Universität beheimatet, treten in den Gemeinden des Wahlbezirks Süden besonders viele Studenten an. 5,5 Prozent der Kandidaten, die in den Südkommunen auf einer Wahlliste stehen, drücken noch die Schulbank. Auf Platz zwei steht der Osten mit 4,2 Prozent. Im Minett scheinen allerdings auch die Rentner sich besonders viel für die Politik zu interessieren. 18,3 Prozent der Kandidaten sind Rentner – im Norden sind es hingegen 15,8 Prozent.

Im Wahlbezirk Norden überrascht eine Zahl wenig: 5,2 Prozent der Kandidaten stammen aus der Landwirtschaft. Das erscheint auf den ersten Blick vielleicht als nicht besonders viel, vergleicht man es allerdings mit den restlichen Bezirken, wird klar, dass das weit über dem Durchschnitt liegt. Im Zentrum und Süden sind nicht einmal 1 Prozent der kandidierenden Kommunalpolitiker in der Landwirtschaft tätig. Im Osten des Landes sind es immerhin 1,5 Prozent. Auch im öffentlichen Dienst hat der Norden die Nase vorn: 14,7 Prozent der Kandidaten in den nördlichen Gemeinden arbeiten für den Staat, die Gemeinde oder die EU – im Zentrum sind es nur 9 Prozent.

Im Osten teilt sich die Kategorie „Handwerker, Händler und Unternehmensleiter“ und die Rentner den ersten Platz mit 17 Prozent. Größere Anomalien sind im östlichen Wahlbezirk allerdings nicht festzustellen.

Hier findet ihr alle weitere Informationen rund um die Wahlen.

Methodik

Die Angaben zu den Berufen der einzelnen Kandidaten stammen von den jeweiligen Parteien. Das Tageblatt hat diese dann zusammengetragen und kategorisiert. Ein paar Erklärungen zu den Kategorien:
Landwirtschaft: Landwirte, Bauern, Weinbauern, Agronomen etc. 
Handwerker, Händler, Unternehmensleiter: Techniker, Ingenieure, Schreiner, Händler, Verkäufer, Selbstständige, Ökonomen etc.
Bildung: Lehrer, Professoren, „éducateurs diplômés“
Öffentlicher Dienst: Staats-, Gemeinde- und EU-Beamte
Finanzen, Versicherungen und Immobilien: Buchhalter, Bankangestellte, Immobilienverkäufer etc.
Angestellte und Arbeiter: Alle, die die vage Bezeichnung Angestellte und Arbeiter hatten oder leicht dort zu kategorisieren waren (z.B. Sekretärin)
Gesundheitsberufe: Ärzte, Krankenpfleger etc.
Juristen: Anwälte, Notare, Juristen etc.
CFL und Transport: CFL-Angestellte, Taxifahrer, Busfahrer etc.
Rettungsdienste und Polizei: Polizisten, Zöllner, Armee, Sicherheitsbeamte, Feuerwehrleute, CGDIS-Angestellte
Andere: Nicht eindeutig kategorisierbar, wie z.B. Piloten, Politologen, Historiker, Künstler, Verwaltungsverantwortliche etc.

Viviane Jeblick
6. Juni 2023 - 18.31

Är Serie iwwer d’Wahlen as jo ganz interessant awer Dir kéint och emol eng Analys bei de Majorzgemengen machen, wann dat iwwerhapt méiglech as.
Beispill:
Ech wunnen an der Aerenzdallgemeng. Do si 9 Leit, bei 10 Kandidaten ze wielen. Wéi bei bal alle Wahlen virdrun as KEEN EENZEGEN vun dene Kandidaten umstand sech an iergend enger Form virzestellen. Dat as awer e Problem. D’Gemeng besteht aus méi Uertschaften wou een onméiglech jidderee ka kennen, scho guer net wann ee schaffe geht, also ca 12 Stonnen pro Dag net doheem as, an et as och vill gebaut gin also nei Matbierger déi och kaum ee kennen.
Do gin et dann 2 Méiglechkeeten: googelen an der Hoffnung eppes iwwer déi Kandidaten ze fannen wat engem e Choix méiglech mecht oder e Sonndeg e wäissen Ziedel ofgin well ech kenne jo kee vun deenen.
Wéi as dat an aneren Majorzgemengen? Wielt een do och « blann »?