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Die Kolumne: A la bonne heure, Alaphilippe!

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Der Franzose hat das «Maillot jaune», das am Freitag seinen 100. Geburtstag feierte, verteidigt. Thibaut Pinot (Foto) hat für heute Revanche am Col du Tourmalet angekündigt.

Von Petz Lahure

Alles läuft wie geölt für Julian Alaphilippe und Geraint Thomas. Wer den beiden ernsthaft am Zeug flicken will, muss jetzt am Tourmalet damit beginnen.

Pau, den 19. Juli
Da wären wir also am Fuße des Col du Tourmalet, diesem wunderschönen Bergriesen in den Pyrenäen, an dem Thibaut Pinot am Samstag versuchen will, den Rückstand auf seine schärfsten Konkurrenten Julian Alaphilippe und Vorjahressieger Geraint Thomas zu verringern. So kündigte es der Franzose jedenfalls nach seiner Unachtsamkeit auf der 10. Etappe an. Hier hatte Pinot sich bei einer «Bordure» von der Deceuninck- und der Ineos-Truppe einseifen lassen, zusammen mit Jakob Fuglsang (der als Astana-Teamleader im Begriff war, Getränkeflaschen am Mannschaftswagen zu holen!), Bauke Mollema, Rigoberto Uran und anderen.

Der Rückstand des Groupama-Leaders auf den Erstplatzierten, der am Morgen 2:33 Minuten betragen hatte, wuchs beim Zeitfahren um 49 Sekunden auf 3:22 an. Für Alaphilippe, dem das Gelbe Trikot scheinbar übernatürliche Kräfte verleiht, lief alles nach Wunsch auf dem 27,2 km langen Rundkurs in Pau. Der «Wunderknabe» gewann zur Überraschung der Fachwelt die Etappe, festigte das Maillot jaune und ist über Nacht zum Hauptgegner von Geraint Thomas avanciert.
«Bis zur Etappe Saint-Flour – Albi hatten wir alles richtig gemacht», sagte Thibaut Pinot. «Dann passierte uns der schreckliche Fehler, den ich einfach nicht akzeptieren will. Glücklicherweise geht es im Radsport auf und ab. Bilanz wird erst in Paris gezogen. Mit dem Tourmalet steht ein Anstieg bevor, der mir liegt. Ich gebe den Fans Rendezvous in dieser legendären Steigung, dort will ich Revanche nehmen. Es geht immer nur den Berg hoch, ohne ‹Rond-point›, den man rechts oder links durchfahren kann. Eine ‹Bordure› auf diese Art ist demnach unmöglich.»

«Tourmalux»

Im Gegensatz zum Vorjahr wird der Col du Tourmalet bei der Tour 2019 von Westen her in Angriff genommen. Die Strecke führt also nicht durch den geschichtsträchtigen Ort Sainte-Marie-de-Campan, der schon am Donnerstag auf dem Weg nach Bagnères-de-Bigorre passiert wurde. Hier musste Eugène Christophe im Jahr 1913 in einer Schmiede einen Gabelbruch eigenhändig reparieren.

Heute Samstag beginnt der Anstieg kurz nach 16.00 Uhr im kleinen Pyrenäendorf Luz-Saint-Sauveur, das 711 m über dem Meeresspiegel liegt. Die Fahrer haben auf den rund 19 km bis zum Gipfel einen Höhenunterschied von 1.404 m zu bewältigen. Der Schnitt der Steigung liegt bei 7,7 Prozent. Am meisten verlangt der mythische Berg den Konkurrenten zwischen dem 16. und 17. Kilometer (10,9%) sowie zwischen dem 18. und 19. Kilometer (9,8%) ab. Die Ankunft ganz oben ist gegen 17 Uhr vorgesehen.

Mit dem Tourmalet ist das Großherzogtum nicht nur durch seinen «Entdecker» Alphonse Steinès verbunden (siehe Kolumne vom Mittwoch, den 17.7.), sondern auch durch seinen früheren Champion Bim Diederich (20.2.1922 – 6.12.2012) und Andy Schleck. Im Jahr 1951 griff Diederich auf der 14. Etappe Tarbes-Luchon (142 km) relativ früh an und fuhr den Berg alleine hoch, über dieselbe Strecke, die auch heute ansteht, also von Luz-Saint-Sauveur über Esterre, Viella, Barèges und Tournaboup. 2010 gewann Andy Schleck am Tourmalet. Ein phantastischer Sieg, doch konnte Andy seinem Rivalen um den Gesamtsieg, Alberto Contador, nicht wie erhofft Zeit abnehmen.

«Dai Fausto!»

Oben hatte Diederich 3:43 Vorsprung, doch nach der Abfahrt war er schnell am Ende mit seinen Kräften. Als er in der Anfahrt zum Col d’Aspin von Fausto Coppi eingefangen wurde und dieser ihn aufforderte, sich «dranzuhängen», gab es nur eine kurze Antwort: «Dai Fausto!» … «Fahr Fausto, Bim kaputt.» An diesem warmen Juli-Tag kam später auch noch der Schweizer Hugo Koblet zu Diederich angebraust, sodass dieser es entmutigt sein ließ. «Et ass net méi gaangen», bekannte er ohne Scham. Koblet, der die Etappe und auch die Tour 1951 gewann, traf mit Coppi zusammen in Luchon ein, Bim als 12. büßte 10:19 ein. Er beendete die Rundfahrt auf dem 12. Platz, sein bestes Gesamtresultat bei der Grande Boucle, an der er sechsmal teilnahm (1947: 15.; 1949: 15.; 1950: 18.; 1951: 12.; 1952: elim.; 1953: Aufgabe 18. Et.).

Bim Diederich ist einer der neun Luxemburger Fahrer (die anderen acht sind Nic Frantz, Jean Majerus, Arsène Mersch, Jean Goldschmit, Charly Gaul, Kim Kirchen, Frank Schleck, Andy Schleck), die das Maillot jaune trugen, dessen 100. Jubiläum gestern auf den Tag genau in Pau gefeiert wurde. Eingeladen waren alle noch lebenden früheren Tour-Leader, an ihrer Spitze der 111-fache Trikotträger Eddy Merckx, auf den der sportverrückte Schriftsteller Christian Laborde gestern eine besondere Laudatio hielt.

Symphonie in Gelb

Um ihre Verbundenheit mit der Tour zu dokumentieren, hatte die Stadtverwaltung von Pau unter Bürgermeister François Bayrou vor vier Jahren eine «Gedenkstätte» mit 104 Totems in freier Natur im «Bois Louis» am Fuß des Boulevard des Pyrénées einrichten lassen. Sie erzählen die Geschichte der Tour und ihrer Sieger. Wer mit dem Handy näher ranrückt und den Scanner betätigt, kann sich zudem einen kleinen Film über die jeweilige Tour ansehen. Praktisch alle Totems sind in gelber Farbe gehalten, was für eine Tour-Gedenkstätte logisch erscheint.

Das «Mémorial», das damals 200.000 Euro kostete, wurde zwischen 2015 und 2018 jährlich um eine Säule erweitert. Im Beisein des französischen Präsidenten Emmanuel Macron weihte man deren gestern Abend aber gleich zwei ein, eine davon als Erinnerung an «100 Jahre Maillot jaune». Eugène Christophe war der erste Fahrer, der sich als Leader in Gelb kleiden durfte. Er übernahm in der Tour 1919 die Führung nach der 4. Etappe in Les Sables-d’Olonne, doch das Maillot jaune wurde ihm erst nach der 11. Etappe in Grenoble überreicht.

Der denkwürdige Akt fand am Morgen des 19. Juli 1919 im Café de l’Ascenseur am Cours Gambetta statt. Seither ist ein Jahrhundert ins Land gezogen. Das Maillot ist gelb geblieben, verändert haben sich nur der Stoff und die Werbeaufdrücke …

de Prolet
20. Juli 2019 - 20.01

A la bonne heure oder bonheur ( ? ) Alaphilippe und bravo Pinot. Chapeau für alle Teilnehmer an der TdF, besonders für die " Namenlosen ", die Helfer von denen man nicht spricht und die jeden Tag Grosses leisten. Auch sie sind Champions!