Am 30. Oktober 1858, also etliche Jahre vor der Schleifung der Festung, wurde der Grundstein für den ersten Bahnhof gelegt. Die damalige deutsche Militärverwaltung entschied sich aus strategischen Gründen für eine Holzkonstruktion außerhalb der Festungsanlage. Im Falle einer feindlichen Belagerung hätte man das Gebäude leicht abreißen oder niederbrennen können, um mögliche Verstecke für Feinde zu zerstören.
Die feierliche Einweihung des ersten Bahnhofs fand nach sehr kurzer Bauzeit am 4. Oktober 1859 statt, also fast ein Jahr nach Grundsteinlegung. Die erste Linie verband den neuen Bahnhof über Bettemburg mit Frankreich. Eine zweite Verbindung führte über Kleinbettingen nach Arlon, um dort an das belgische Eisenbahnnetz anzuknüpfen.

In der gleichen Zeitepoche entstand die sogenannte Passerelle als direkte Straßenverbindung zur Oberstadt sowie die Eisenbahnviadukte Pulvermühle, Clausen-Viadukt und Pfaffenthalviadukt. Ebenfalls fast zeitgleich entstanden die Zugverbindungen von Luxemburg Richtung Norden und Wasserbillig. Recht schnell erlebte die damalige Gemeinde Hollerich durch den Bahnhof einen Aufschwung. Nach der Schleifung der Festung durch Beschluss der zweiten Londoner Konferenz von 1867 entwickelte sich ein neues Stadtbild, sowohl aus architektonischer Sicht als auch aus wirtschaftlicher Sicht.
Eine erste Straßenbahn mit Abfahrt am Bahnhof verkehrte erst etwa 15 Jahre später. 1874 beauftragte der damalige Gemeinderat der Stadt Luxemburg den Ingenieur Charles de Férals, eine Straßenbahn anzulegen. Féral entschied sich für eine Pferdebahn mit Normalspur, in der Hoffnung, diese eines Tages an den Eisenbahn- oder Industrieverkehr anzubinden. Die erste Strecke vom Bahnhof Richtung Athenäum wurde am 21. Februar 1875 eröffnet. Am 24. August 1875, pünktlich zur Eröffnung der Schobermesse, fuhr eine Pferdebahn vom Bahnhof zum Glacis.
Weniger bekannt ist das sogenannte Droschkentaxi, das ebenfalls unter der Federführung des belgischen Ingenieurs entstand. Es war dies ein Taxi, das das Schienennetz der Straßenbahn über die abendliche Verkehrsbedienung hinaus nutzte.


Mit der rasanten wirtschaftlichen Entwicklung veränderte sich auch das Stadtbild recht schnell. Immer mehr Menschen kamen nach Luxemburg, Hotels, Häuser, Wohnungen und Unternehmen siedelten sich im Bahnhofsviertel an.
Ein neuer Bahnhof musste also bald her. Das heutige Empfangsgebäude im neobarocken Stil mit dem imposanten Uhrturm wurde in den Jahren 1907 bis 1913 errichtet. Beauftragt wurde damals der deutsche Architekt Alexander Rüdell sowie der Baurat Karl Jüsgen. Der nördlich angebaute Pavillon diente ehemals als Warteraum für die großherzogliche Familie.
Während des Baus des neuen Hauptbahnhofs wurde die „Stater Tram“ elektrifiziert. Um 1930 befand sich ein etwa 30 Kilometer umfassendes Straßenbahnnetz auf dem Gebiet der Hauptstadt. Bereits 1926 kamen erste Busse zum Einsatz. Nach und nach wurde die Tram zugunsten der Busse abgebaut. Die letzte Straßenbahn fuhr am 5. September 1964.
Wiederum veränderte sich das Bild am Bahnhofsvorplatz, der place de la Gare. Lange Jahrzehnte war es durch einen Linienbusbahnhof für städtische Linien und regionale Linien geprägt. Seit 2017 ist der Bahnhofsvorplatz erneut durch das Bild der Straßenbahn geprägt, wenn auch leicht anders als 1874/1875. Geblieben ist das Bahnhofsgebäude im neobarocken Baustil.


Zu Demaart
So schöne Ansichten von unserem hauptstädtischen Bahnhofsgebäude Wie schade, dass Ettelbrück erlaubt hat das Bahnhofsgebäude zu zerstören. Diekirch hingegen hat seinen Bahnhof zur Zierde erhoben. Somit gibt es noch einen schönen Bahnhof in der tristen Nordstadt?