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EditorialDie ewige „Datz“: Politik braucht Nachhilfe in Sachen Bewegungserziehung und Schulsport

Editorial / Die ewige „Datz“: Politik braucht Nachhilfe in Sachen Bewegungserziehung und Schulsport
 Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

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Schüler, die in einem Fach Probleme haben, holen sich Nachhilfe, um in der Schule voranzukommen. Gut, es gibt auch welche – und womöglich nicht so wenige –, die sich irgendwie durchgemogelt bekommen. Manchmal sogar bis zum Abschlussexamen. Was die Politik in den vergangenen Jahrzehnten in Sachen Schulsport und Bewegungserziehung gemacht hat, kann man aber noch nicht einmal als durchmogeln bezeichnen. In dem Bereich hängt man seit Ewigkeiten in einer fetten „Datz“ beziehungsweise befindet sich auf einem sehr niedrigen Kompetenzsockel und scheint auch nicht wirklich daran interessiert zu sein, sich hochzuarbeiten.

Anders ist es nicht zu erklären, dass die jahrelangen Warnungen der Sportlehrer ignoriert werden. Wenn Kinder auf der „Septième“ vor einigen Jahren nur mit Mühe einen Purzelbaum hinbekommen haben und heute schon das einfache Rückwärtslaufen sie vor große Probleme stellt, dann ist die Lage definitiv dramatisch. Lockdowns sowie längere Ausfälle des Schul- und Vereinssports werden die Situation sicherlich nicht entschärfen.

Der Wert der körperlichen Aktivität wurde nicht erst in der Pandemie erkannt. Studien über die vielen Vorteile von täglicher Bewegung für Kinder und Jugendliche gibt es zuhauf. Die Argumente, die für eine Ausweitung der Bewegungserziehung sprechen, sind seit Ewigkeiten die gleichen.

Nun kann man zwar damit argumentieren, dass es nicht die Rolle des Staates ist, den Kindern den Nutzen der körperlichen Aktivität zu vermitteln. Nur bekommt der Staat, oder genauer die Krankenkassen, die Konsequenzen zu spüren. Nicht jedes Kind wird von Haus aus zum Bewegen motiviert, nicht jedes Kind hat einen Garten zur Verfügung, um sich auszutoben. Aus dem Grund spielt die Schule eine wichtige Rolle. Nur hier kann die Basis für ein gesellschaftliches Umdenken gelegt werden.

Das Problem wurde nicht von der aktuellen Regierung geschaffen, allerdings tut sie bislang nicht genug, um dagegen anzukämpfen. Für Bildungsminister Claude Meisch war eine zusätzliche Sportstunde noch nie wirklich ein Thema. Er wies viel lieber auf das Konzept der Bewegten Schule hin, was sicherlich lobenswert, aber alles andere als ein Allheilmittel ist. Sportminister Dan Kersch will seinerseits den Posten des Regierungskommissars im Sportministerium so reformieren, dass hier keine Kompetenzen in der Bewegungserziehung mehr nötig sind. Somit würde ein wichtiges Bindeglied zwischen Bildungsministerium und Sportministerium verloren gehen.

Die Zukunft des Stellenwertes der Bewegungserziehung sieht aktuell nicht gerade rosig aus, wenngleich es auch Anlass zur Hoffnung gibt. Der Grund ist das Konzept des „Long Term Athlete Development“, kurz LTAD, das in Luxemburg flächendeckend eingeführt werden soll. Es hat zum Ziel, eine aktive Gesellschaft, von Kleinkindern bis zu Senioren, zu fördern. Es ist ein Konzept, das in den einzelnen Bereichen, ob Schul-, Breiten-, Vereins-, Leistungs-, Gesundheits- oder Seniorensport, angewendet werden kann. Das LTAD ist die dringend benötigte Nachhilfe in Sachen Bewegungserziehung für die Politik. Ohne Willen und Motivation bringt aber auch der beste Nachhilfelehrer nichts.

de Prolet
24. Dezember 2020 - 13.39

Déi einfachst a schéinst Infrastruktur fir Sport a Beweegung fanne mir dobaussen an der Natur, an de Wisen an am Bösch. Do huet ee ganz vill Méiglechkeeten. U Schwämmen an Hale feelt ët och nët. Wou e Wöllen, do e Wee!

J.Scholer
23. Dezember 2020 - 19.42

@Gonderinger: Was die sportlichen Infrastrukturen angeht hat Luxemburg enorme Fortschritte gemacht und steht dem Ausland in Nichts nach. In den 70ziger Jahren mussten wir wöchentlich als Nationalkader , der nötigen Infrastruktur wegen , auf eigene Kosten im nahen Ausland trainieren. Sport ist Idealismus, Eigendisziplin,, Verzicht. Ich mag Ihren Begriff des Faulsein nicht, eher diese Kinder andere Interessen haben. Ein guter Sportler ist nicht unbedingt ein guter Musiker, umgekehrt auch, jedoch beide haben etwas gemein , will man was erreichen muss man oft den inneren Schweinehund besiegen.

GONDERINGER Camille
23. Dezember 2020 - 17.51

Den Aussagen des Leitartiklers kann man eigentlich nur voll und ganz zustimmen. Es gibt sicher Kinder, die sich zu wenig bewegen bzw. zu wenig Sport betreiben, und das, weil ihnen entweder die nötige Motivation dafür fehlt, oder weil sie zu faul dazu sind. Aber es gibt auch viele Kinder, die gerne mehr Sport betreiben würden, denen dazu aber die infrastrukturellen und/oder finanziellen Mittel fehlen. Und hier kann, ja MUSS die Schule helfen. Und dass das (gute) LTAD-Konzept auch wirklich umgesetzt werden wird, kann man nur hoffen. Persönlich hege ich da aber noch einige Zweifel, lasse mich aber gerne vom Gegenteil überzeugen. Schliesslich stirbt die Hoffnung zuletzt.

en ale Sozialist
23. Dezember 2020 - 15.13

@J.Scholer. als ehemaliger Leistungssportler und im Alter täglich Sportreibender kann ich Ihren Ausführungen nur beipflichten. Sport muss Spass machen ansonsten wird er zu einer " Corvée ". Entweder man will aus eigenem Antrieb oder man will nicht. Mit Zwang erreicht man nichts und unter Zwang kommt nichts Gescheites zustande, geschweige denn eine Leistung. Motiviert werden die Kinder am besten durch das Vorbild der Eltern, nicht nur in Sachen Bewegung und Sport. Entsprechende Defizite kann die Schule nur bedingt und selten wettmachen oder ausbügeln.

Fernand
23. Dezember 2020 - 14.56

Wenn 12jährige nicht rückwärts laufen können, das ist nicht das Problem des Staates.
Da ist Hopfen und Malz verloren.

J.Scholer
23. Dezember 2020 - 12.56

Lieber Herr Schleimer , auf dem Tablett der Belastung von Staat , Krankenkassen , dem Aufzwingen einer sportlichen Betätigung wird die individuelle Freiheit des Einzelnen in den Fokus gestellt. Jeder Person sollte freigestellt werden , sich kulturell oder sportlich mit Freude zu betätigen , seine Freizeitaktivitäten selber auszusuchen. Jede Freizeitaktivität , die mit Freude ausgeführt wird, baut Stress ab , verhindert Depressionen und weitere Gesundheitsprobleme.Nicht Sie glauben ich dem Sport ablehnend gegenüber stehe , als ehemaliges Mitglied eines Nationalkader, absolviere ich im Rentenalter noch immer regelmäßig , mehrmals pro Woche meine Trainingseinheiten.Gelernt habe ich in meinem Leben , findet man selber nicht zum Sport, wird gezwungen , man irgendwann dem Sport komplett den Rücken kehrt . Was nun die Gesundheit anbelangt ,trotz vorbildlicher Ernährung,Bewegung , naja habe ich so meine Zweifel, haben einige meiner Sportlerkollegen das Rentenalter nicht erreicht . Mir sind zufriedene Kinder, Menschen lieber als eine durch Sportzwang nach Body Index , Schönheitsideal hochstilisierter perfekter menschlicher Körper.

B.G.
23. Dezember 2020 - 10.48

Stellt sich also die «  berechtigte Gretchenfrage“ , warum exzellente emerierte Turnlehrer ihrem gewählten Beruf den Rücken drehen um z,B. Schultheiß , Deputierter u.d.m. zu werden ?
Ich meinerseits bin nicht davon überzeugt dass es , wie allgemein behauptet wird, nur der dˆzwei Gehälter und einer Pension wegen sei.
Egal , Purzelbaum hin oder her , ein Turnlehrer der sich in Gedanken zum Wohl und Interesse seiner Mitbürger zu höheren Aufgaben erkoren fühlt soll davon Gebrauch machen. Dies umso mehr , sollte er sich als komplette Niete in seinem neuen Beruf aufführen, er ja noch immer als Turnlehrer den Kinder erhalten bleibt.

de Schéifermisch
23. Dezember 2020 - 10.10

Man muss die Schule nicht unbedingt immer für alles verantwortlich machen. Der Bewegungsmangel beginnt zuhause. Die Kinder verfügen heute über weitaus mehr Möglichkeiten sich sportlich zu betätigen als früher. Während den Ferien oder den schulfreien Tagen resp. Nachmittagen sieht man kaum ein Kind draussen auf der Strasse oder im Wald. Wahrscheinlich zu gefährlich eher zu bequem.