Vor 70 Jahren wurde bei der Pariser Automesse im Oktober 1948 der legendäre Citroën 2CV erstmals der großen Öffentlichkeit vorgestellt. Um an dieses Ereignis zu erinnern, findet zurzeit im «Conservatoire national de véhicules historiques» in Diekirch eine Sonderausstellung über den Kultwagen statt.
Von Olivier Halmes
Eigentlich ist die Geschichte des 2CV ja schon älter. Schon vor dem Zweiten Weltkrieg wurden Prototypen gebaut. 1934 erteilte Citroën-Vorstandsvorsitzender Pierre-Jules Boulanger (1885- 1950) den Auftrag, einen einfachen Kleinwagen zu entwickeln. Der als besonders innovativ bekannte Boulanger gilt auch als geistiger Vater des 2CV. Die von ihm damals gestellten Anforderungen an den Konstrukteur André Lefèbvre (1884-1964) lauteten angeblich folgendermaßen: «Ein Auto, welches Platz für zwei Bauern in Stiefeln und einen Zentner Kartoffeln oder ein Fässchen Wein biete. Das Fahrzeug soll mindestens 60 km/h schnell sein. Außerdem soll es selbst schlechte Wege bewältigen können. Es muss ausgesprochen gut gefedert sein, sodass ein Korb voll mit Eiern eine Fahrt über holprige Feldwege unbeschadet übersteht. Und schließlich muss das neue Auto wesentlich billiger als andere Modelle sein. Auf das Aussehen des Wagens komme es in erster Linie dabei überhaupt nicht an.»
Bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkriegs im Jahre 1939 wurden 250 Prototypen des «toute petite voiture» 2CV mit einem wassergekühlten Motor gebaut. Das Modell war ausschließlich auf den Nutzwert konzipiert worden und besaß nur einen Scheinwerfer. Heute sind nur noch fünf dieser Erstversionen erhalten.
Es war der Designer Flaminio Bertoni (1903-1964), der sich von der schlichten Formgebung der Prototypen inspirieren ließ und mit seinen Entwürfen das bekannte Aussehen des 2CV mitentwarf. Am 7. Oktober 1948 wurde das vollständig überarbeitete Modell mit einem luftgekühlten Motor beim Pariser Autosalon vorgestellt. Es sollte jedoch noch bis Juli 1949 dauern, ehe die ersten Fahrzeuge vom Band rollten. Der Mangel an Rohstoffen direkt nach dem Zweiten Weltkrieg, vor allem an Stahl, sowie anlässlich der Messevorstellung des 2CV noch fehlende Produktionsanlagen sorgten für Lieferengpässe während der ersten Monate und so kam es vorübergehend zu langen Wartezeiten.
In der Anfangszeit wurde der sympathische Kleinwagen öfters wegen seines Aussehens verspottet. So schrieb die satirische Wochenzeitung Le Canard enchaîné: «Eine Konservendose, Modell freies Campen für vier Sardinen.» In anderen Pressepublikationen war sogar von einem «Regenschirm auf vier Rädern» die Rede.
Die spöttischen Töne waren allerdeings nicht von langer Dauer. Der günstige Anschaffungspreis, die geringen Unterhaltskosten und die einfache Technik konnten viele Kunden davon überzeugen, sich das Fahrzeug zuzulegen. Der 2CV trat in der Folge einen regelrechten Siegeszug an, und das nicht nur in Frankreich. Auch in Deutschland, wo der französische Kleinwagen im Volksmund liebevoll «Ente» genannt wurde, konnte man mit diesem einfachen Auto richtig punkten.
Letzte Produktion in Portugal
Am 27. Juli 1990 rollte im portugiesischen Mangualde der letzte produzierte Citroën 2CV vom Band. Seit seiner Vorstellung auf dem Pariser Autosalon im Jahre 1948 waren bis dahin insgesamt 6.986.895 Fahrzeuge der verschiedenen Modelle 2CV, 2CV Camionnette, Dyane, Acadiane sowie des Ablegers Méhari gebaut worden.
Die Erfolgsstory ist damit aber noch lange nicht zu Ende. Auch 28 Jahre nach Produktionsende tummeln sich hierzulande noch immer «quietschfidele» 2CV auf unseren Straßen herum. Liebevoll gepflegt und mit viel Herzblut von ihren Besitzern gehütet. Das Fahren einer Ente habe sehr mit einer inneren Lebenseinstellung zu tun, wird oftmals gesagt. Ein Fahrzeug zu benutzen, was nicht schnell ist und ohne technischen Schnickschnack auskommt, wirkt bei unserem heutigen hektischen und digitalisierten Lebenswandel ein wenig wie aus der Zeit gefallen.
Es sind unter anderem Vereine wie zum Beispiel der «2CV Club Lëtzebuerg», die den Mythos 2CV weiterhin am Leben halten. Der Verein ist ebenfalls einer der beiden Organisatoren der bis zum Oktober im Automuseum in Diekirch gezeigten Sonderausstellung.
Bestaunt werden können in Diekirch zahlreiche 2CV, der älteste stammt aus dem Jahr 1951. Angetrieben wird der Wagen von einem 375-ccm-Motor mit einer Leistung von 9 PS.Ein ganz besonderer Hingucker ist auch der 2CV «Sahara» von 1962. Dieses allradangetriebene Fahrzeug verfügt sogar über zwei 425-ccm- Motoren, hinten und vorne mit jeweils einer Leistung von 18 PS. Von dem raren Wagentyp wurden zwischen 1960 und 1967 lediglich 693 Exemplare produziert.
Eine Hommage an die 70er Jahre ist ein 2CV Club von 1972. Der in der Farbe «Bleu Camargue» gehaltene Wagen verfügt über eine stolze Leistung von 33 PS, gespeist aus einem 602-ccm-Motor.
Die Zeitreise in der sehenswerten Ausstellung endet schließlich mit einer zweifarbigen 2CV Charleston von 1985. Daneben sind in der Sonderausstellung noch weitere Fahrzeuge und andere Gegenstände zum Thema zu sehen. Die Ausstellung läuft noch bis einschließlich 7. Oktober. Geöffnet ist täglich von 10 bis 18 Uhr außer montags.
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