Das Bahnhofsviertel, wie wir es heute kennen, war bis zur Eingemeindung im Jahr 1920 Teil der ehemaligen Gemeinde Hollerich. Auch die avenue de la Gare war Teil von Hollerich. Die Grenze zur Stadt Luxemburg verlief auf Höhe der rue du Fort Bourbon.
Gegenüber dem Bahnhof herrschte reges Treiben: Industrie und Gewerbe sowie zahlreiche Hotels ließen sich um die Jahrhundertwende dort nieder. Durch die Verbindung der Passerelle, die den Fort Bourbon mit der Oberstand verband, und das sich entwickelnde Bahnhofsviertel ließ die Urbanisierung der „Al Avenue“ nicht lange auf sich warten.


In der avenue de la Gare aufwärts Richtung Passerelle befanden sich kaum noch Hotels. Auf verschiedenen Ansichtskarten ist noch das „Hotel de l’Arrivée“ und ein „Hotel de la Poste“ zu sehen, im Vergleich zum „Hotel Staar“ nur sehr kleine Anwesen.


An der Kreuzung rue de Bonnevoie/avenue de la Gare prägt ein Name die Ansichtskarten über eine längere Zeit: Münchner Kindl. Hierbei handelte es sich um eine Filiale des gleichnamigen Bierlokals, welches sich ursprünglich an der Ecke rue Chimay/rue Notre Dame befand. Guillaume Zander eröffnete die Filiale im Bahnhofsviertel im Jahr 1896. In den 1920er Jahren betrieb Nic Grethen die Gaststätte, später dann der Cafetier Henri Seiler. 1929 schloss das Münchner Kindl im Haus 35, avenue de la Liberté seine Türen. Heute befindet sich dort das Modegeschäft Etam. In der Fassade ist das Baujahr 1877 abzulesen, eine schöne Freske, eine Darstellung des Weingottes Bacchus, ist bis heute erhalten geblieben. Über die Ursprünge des Gebäudes und die Freske konnten wir keine Informationen finden.

Gleich gegenüber an der Ecke rue Origer/avenue de la Gare befand sich das „Consum“ Geschäft G.A. Volkmann sowie die Auswanderungsagentur Thorn. Dort befindet sich heute eine Filiale der Banque BCP. An der gegenüberliegenden Ecke des Münchner Kindl bot das Warenhaus Simon Wolff Damen, Kinder und Herrenmode zum Verkauf an. Dieses Gebäude existiert heute nicht mehr. Anstelle von Schirm, Charme und Melone gibt es heute dort Fastfood.


Viele Gebäude, die um 1900 errichtet wurden, existieren heute nicht mehr. Dies ist nicht unbedingt auf den Drang nach Neubauten zurückzuführen. Viele Häuser wurden während des Ersten oder Zweiten Weltkrieges zerstört. Als Verkehrsmittel dienten damals vorwiegend Pferdekutschen und die Straßenbahn, ursprünglich von Pferden gezogen, ab 1908 elektrifiziert. Heute zirkulieren in der avenue de la Gare Linienbusse, nur noch ein kleiner Abschnitt darf von Autos genutzt werden.




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