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Forum / D’Fangeren ewech vun eisem solidaresche Gesondheetssystem!
Die öffentliche Gesundheit zum Spekulationsobjekt zu degradieren, ist für die Autoren ein „No-Go“ Foto: Editpress/Alain Rischard

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Unser Gesundheitssystem ist gut! Das sagen nicht nur wir, sondern Gesundheitsexperten aus dem In- und Ausland sowie ausländische Mitbürger, die den Vergleich mit ihren Heimatländern ziehen können. In rezenten Umfragen haben über zwei Drittel der Befragten in Luxemburg die Gesundheitspolitik als „gut“ oder sogar „sehr gut“ bewertet.

Unser Gesundheitssystem ist aber nicht perfekt. Deshalb gilt es, das zu erhalten, auszubauen und zu schützen, was sich bewährt hat, und dort zu verbessern, wo sich Handlungsbedarf zeigt. So gilt es u.a., das Angebot ständig an das Bevölkerungswachstum anzupassen.

Mars di Bartolomeo ist LSAP-Abgeordneter und ehemaliger Gesundheitsminister
Mars di Bartolomeo ist LSAP-Abgeordneter und ehemaliger Gesundheitsminister Foto: Editpress/Alain Rischard

Negativbeispiele aus einem unserer Nachbarländer haben gezeigt, dass es ein fataler Fehler wäre, das solidarische Gesundheitssystem, das über Generationen von Sozialpartnern, Staat und den Akteuren im Gesundheitswesen aufgebaut wurde, als Spekulations- und Investitionsobjekt freizugeben. In Deutschland rudert man inzwischen zurück, doch mit wenig Erfolg.

Wir werden jedenfalls nicht zulassen, dass unsere Gesundheit zur Ware, zum Spekulationsobjekt oder in ein Zweiklassensystem verwandelt wird.

Unser Gesundheitswesen ist gut, weil es:

– den allgemeinen Zugang zu qualitativ guten Leistungen sichert, unabhängig von der Einkommenssituation der Versicherten. Bestehende Lücken sind dabei geschlossen zu werden;

– auf einer allgemeinen gesetzlichen und solidarischen Finanzierung basiert, bei der Staat, Sozialpartner zusammen mit den Leistungsbringern Verantwortung übernehmen;

– einheitliche Tarife sichert und der Patient wenig aus der eigenen Tasche zuzahlen muss;

– die freie Arztwahl garantiert;

– den Zugang zu teuren Therapien, zu modernsten Geräten für alle sichert und auch spezialisierte Behandlungen im Ausland zugänglich sind;

– über ausgezeichnete Ärzte und Pflegepersonal verfügt, deren Arbeitsbedingungen zwar gut, aber doch perfektibel sind;

– attraktiv ist für Ärzte und Pflegekräfte aus dem Ausland über die Großregion hinaus;

– über ein krisenfestes Krankenhausnetz verfügt, das immer mehr auf Zusammenarbeit statt Gegeneinander ausgerichtet ist;

– über eine gute Primärversorgung mit Hausärzten, Kinderärzten, Apotheken und Pflegenetzwerken verfügt, die unbedingt erhalten, gefördert und ausgebaut werden muss.

Dass wir eine nie dagewesene Gesundheitskrise wie die Pandemie im Vergleich zum Ausland weitaus besser überstanden haben, ist vor allem unserem Gesundheitswesen zu verdanken.

Weitere Verbesserungen notwendig

Dr. Romain Nati ist Generaldirektor des CHL und LSAP-Kandidat bei den Parlamentswahlen
Dr. Romain Nati ist Generaldirektor des CHL und LSAP-Kandidat bei den Parlamentswahlen Foto: Editpress/Didier Sylvestre

Diese Krise und das Bewusstsein, dass die Gesundheit definitiv nicht nur wichtig, sondern prioritär ist, hat Stärken, aber auch Handlungsbedarf in verschiedenen Bereichen gezeigt.

Daraus ist auch eine größere Bereitschaft zur Zusammenarbeit und Vernetzung auf allen Ebenen entstanden. Unsere Erfahrungen der letzten Jahre haben dazu geführt, dass unzumutbar lange Wartezeiten nicht nur bedauert, sondern mit vereinten Kräften beseitigt werden.

Dazu Fakten: Innerhalb kürzester Zeit ist unter dem Impuls von Gesundheitsministerin Paulette Lenert und Sozialminister Claude Haagen die Zahl der IRMs fast verdoppelt worden (von 7 auf 12 und demnächst 13, weitere Geräte sind in Planung), und die Untersuchungen wurden auf die Wochenenden ausgedehnt. Daneben ist eine zentrale Anlaufstelle geplant. Weitere Maschinen werden folgen.

Bei den Apparaten für Mammografien ist dieselbe Vorgangsweise eingeleitet. Demnächst wird ihre Zahl erhöht und die bestehenden Geräte werden allesamt durch modernste Neuanschaffungen ersetzt.

Begrüßenswert sind auch die Bestrebungen zu einer weiteren Dezentralisierung, da wo es Sinn ergibt, das in Zusammenarbeit mit bestehenden Strukturen. Das von Gesundheitsministerin Paulette Lenert ausgearbeitete und soeben vom Parlament verabschiedete Gesetz zum „virage ambulatoire“ schafft hierfür den Rahmen und soll einen Wildwuchs verhindern.

Der Gesundheitsplan, der mittlerweile vorliegt, Aktionspläne für die psychische Gesundheit, seltene Krankheiten, Exzellenzzentrum für Krebsbehandlung (inklusive Kinderonkologie) sollen in die gleiche Richtung gehen.

Mit dem neu geschaffenen Observatorium für das Gesundheitswesen wurde die Möglichkeit geschaffen, auf Basis von Fakten, wie Bevölkerungswachstum, regionale Entwicklungen, medizinischer Fortschritt, zu lange Wartezeiten usw., mit konkreten Aktionen zu reagieren.

Wichtig ist auch, die Patientenzufriedenheit systematisch zu messen.

Eine zukunftsbestimmende Baustelle ist die Digitalisierung im Gesundheitsbereich, bei der die Vorbereitungsarbeiten abgeschlossen sind und jetzt gemeinsam gehandelt werden muss.

Zusammenarbeit statt Polemik!

Die größte Herausforderung, die bleibt, ist sonder Zweifel die Sicherung von genügend Ärzten, Pflegepersonal über eine Ausbildungs- und Weiterbildungsoffensive, bessere Arbeitsbedingungen, Brücken zwischen den verschiedenen Berufsbildern, Erweiterung der Kompetenzen im Sinne eines „task shifting“ und die Ambition, eine Universitätsklinik gemeinsam aufzubauen.

Sicher gibt es weitere Bereiche, an denen gearbeitet werden muss, wie beispielsweise verbesserte Übernahmen in der Zahnmedizin.

Eine besondere Priorität hat für die LSAP der schnelle Ausbau der Primärversorgung, mit deutlich mehr Allgemeinmedizinern und Kinderärzten, Geriatern in Praxen und ambulanten pluridisziplinären medizinischen Zentren, flächendeckend und außerhalb der Krankenhäuser. Gerade sie sind eine Voraussetzung, um kurzfristige Arzttermine zu garantieren, die Rolle der „maisons médicales“ weiter zu stärken und auszubauen und somit die Notfalldienste in den Krankenhäusern zu entlasten.

Unerlässlich ist auch, dass das Gesundheitspersonal für effektiv geleistete Arbeit und Bereitschaft entsprechend bezahlt wird und Ungerechtigkeiten beseitigt werden. Dem Zeitaufwand sowie der Komplexität bei ärztlichen Leistungen muss verstärkt Rechnung getragen werden.

Diese Baustellen aber sollten nicht dazu verleiten, unser Gesundheitswesen pauschal schlecht zu reden, sowie es zurzeit aus elektoralen und egoistischen Ursachen geschieht. Es ist dies nichts anderes als ein Schlag ins Gesicht aller engagierten Akteure in unserem Gesundheitswesen.

Mit billiger Polemik verbessert man nichts, vielmehr sollte man gemeinsam anpacken, um ein allgemein gutes Gesundheitssystem, da wo nötig, weiter zu verbessern. Der Patient wird es uns danken!

Letzten Endes sollten wir die bewährte solidarische Finanzierung erhalten und das Gesundheitswesen nicht anonymen Investitionsfonds überlassen, die nicht vorrangig die Interessen des Patienten im Auge haben, sondern maximalen Gewinn!

Solche Bestrebungen, die öffentliche Gesundheit zur Ware beziehungsweise zum Spekulationsobjekt zu degradieren, sind für uns ein „No-Go“!

Nomi
15. August 2023 - 15.43

De gro'ussen Problem deen mer hun ass dass d'Dokteren an den ganzen System ronderem, eis Krankheeten managen, mee eis Krankheeten net wellen/kennen heelen !

Grober J-P.
14. August 2023 - 9.32

Noch einmal Mars: Was war damals mit der Ste Marie los?
" attraktiv ist für Ärzte und Pflegekräfte aus dem Ausland über die Großregion hinaus."
Was ist mit den Landsleuten, Berufe nicht attraktiv genug?
In den letzten 3 Jahren habe ich mit 9 Ärzten zu tun gehabt, 2 davon waren Landsleute!