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KunsteckeDer Ton macht die Musik: Keramik aus Luxemburg

Kunstecke / Der Ton macht die Musik: Keramik aus Luxemburg
Ode an die Töpferkunst im CELO in Hesperingen Foto: Harry Daemen

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Im Rahmen von HespArt präsentiert die Gemeinde Hesperingen im Kulturzentrum CELO noch bis Sonntag, den 4.Juni eine Kollektivausstellung der besonderen Art. Unter dem Titel „La céramique, c’est magique!“ werden ausschließlich Figuren, Objekte und Skulpturen aus Keramik gezeigt.

Was ist Keramik? Es ist dies, einfach formuliert, „Töpferkunst“, oder, wie der Kunst-Brockhaus notiert, die „allgemeine Bezeichnung für Fertigprodukte oder Halbzeuge aus nicht-metallisch-anorganischen Werkstoffen“. Im klassischen Sinne, so weiter, „aus Tonmassen geformte und gebrannte Erzeugnisse (Tonkeramik)“. In Archäologie, Kunst und Kunsthandwerk gilt der Begriff als „Sammelbezeichnung“ für „alle Arten von geformten und in der Regel gebrannten Erzeugnissen aus tonigen Massen“.

Aus dieser Beschreibung geht hervor, dass die Nutzung der Keramik weit in unsere Zeitgeschichte zurückreicht und es zwischen Nutzobjekten und Kunstfiguren zu unterscheiden gilt, wobei wir natürlich nicht von Töpfen, Tellern, Tassen und anderen Gebrauchsgegenständen, sondern von Kunstobjekten reden möchten. Wer sich mit Keramik beschäftigt, weiß außerdem, dass das eingesetzte Material nicht immer gleich ist (es gibt diverse Ton-Varianten, Feinkeramik wie Porzellan usw.), so wie auch die eingesetzte Technik je nach Wunschziel und Material-Konstellation vielseitig ist. Den Veranstaltern dieser Keramik-Ausstellung geht es nun darum, diese Vielfalt zu veranschaulichen.

20 Jahre nach letzter Biennale

 Foto: Daniela Anderlini

Auf Initiative der lokalen Kulturkommission haben Christiane Haller und die Koordinatorin der Ausstellung Daniela Anderlini rund 19 Künstler und Künstlerinnen unterschiedlicher Herkunft, Erfahrung und Keramik-Machart ausgewählt. Unter den Ausstellern sind einige bekannte Namen, andere wiederum sind eher Talente der stillen Art, haben wir diese doch in den letzten Jahren kaum bei großen Salons, Messen oder in Galerien mit ihren Werken angetroffen. Fast zwanzig Jahre nach der letzten Ausgabe der internationalen Keramik-Biennale von Mamer (es gab drei Editionen: 2002, 2004 und 2006), die seinerzeit auf Anregung des auch im Ausland bekannten Luxemburger Keramikers Pit Nicolas organisiert wurden, ist es nun zu einer umfassenden Schau mit Kunstwerken aus Luxemburg gekommen.

Die damals veranstalteten Biennalen waren bewusst international ausgelegt. 2002 gab es jedoch mit Ramon Humbert und Birgid Kogelin zwei Vertreter aus Luxemburg, 2004 mit Birgid Kogelin, Pit Nicolas, Sylvie Reusch-Heinen und Ann Vinck waren es vier und 2006 mit Sylvie Reusch-Heinen eine Künstlerin aus dem Großherzogtum.

Obwohl einige dieser Künstler rezent in Solo-Expos ihre Arbeiten gezeigt haben, ist keiner von diesen in der CELO-Ausstellung vertreten. Dafür gibt es, wie wir erfahren konnten, unterschiedliche Ursachen. Dies gesagt, mit Doris Becker, Fränz Dasbourg, Lony Hirtz, Nicole Huberty, Christiane Modert, Menny Olinger, Sylvie Steichen-Arend, Ellen Van der Woude und Romy Weydert sind Künstler/Künstlerinnen dabei, die wir von Kollektiv- und Einzelausstellungen in guter Erinnerung haben.

Auch wenn uns die internationale Konfrontation fehlt, ist die Qualität des Gezeigten doch recht hoch einzustufen. Bemerkenswert ist die Tatsache, dass von den 19 Teilnehmern 17 Frauen und nur zwei Männer sind. Die Kuratoren haben darauf geachtet, herkömmliche Gebrauchsgegenstände außen vor zu lassen, um sich vorwiegend auf rein künstlerische Kreationen zu fokussieren.

Außerdem ist bei dieser Keramik-Ausstellung die Perspektive, diese Initiative könnte sich zu einer Biennale entwickeln, da – dies auch, weil Mamer ja seit Jahren auf eine derartige Organisation verzichtet hat. Hat die „Hesper“-Gemeinde nach den Wahlen noch das erforderliche Interesse und ein ausreichendes finanzielles Polster, könnten von ihr neue Impulse in Richtung Aufwertung der Keramik-Kunst in Luxemburg gesetzt werden. 

Schlicht, mystisch oder elegant 

Die Palette der Techniken und der eingesetzten Materialien ist breit, die Auswahl der Darstellungen reicht von der einfachen Figur bis zum ausgeklügelten, mit anderen Stoffen kombinierten Objekt. Von den einfachen Figuren der Mireille Gudendorf, den Kelchgefäßen einer Marianne Steinmetzer, den geheimnisvollen, kleinen Kopfskulpturen von Monique Schroeder-Backes, den authentischen Skulpturen der Lony Hirtz, den unterschiedlichen Objekten der Gabriela Fiorenza, bis zum schlichten Objekt (Silvia Alsina Palos), der eleganten Schale (Doris Becker), dem bemalten und eingekerbten Objekt (Lea Schroeder), der in weißem Ton mit Glasur überzogenen, recht spannenden Plastik (Mady Roef), dem bis ins Detail gearbeiteten, glänzenden Naturprodukt aus Keramik (Catharina Luteijn), der mit Metall-Figuren vermischten Keramik (Nicole Huberty), den fein herausgearbeiteten Objekten unterschiedlicher Formgebung (Sylvie Steichen), den mystisch wirkenden, teils als Hommage ausgewiesenen Skulpturen (Marylène Schmit) oder den verschnörkelten, recht dekorativen Hohlkörpern in rotem Ton (Christiane Modert) … die gezeigten Werke sind meist ausdrucksstark und sprechen selbst den Laien an.

Darüber hinaus locken bunte – kugelförmige oder totemähnliche – Skulpturen aus verschiedenen Gesichtern/Masken von Fränz Dasbourg, sensible Tierdarstellungen von Astrid Breuer, teils amüsante, manchmal realitätsnahe, dann eher fantastische Objekte von Menny Olinger, die bekannten feinsinnigen Plastiken der Ellen Van Der Woude und schließlich die bunten, turmartigen, philosophisch anmutenden und elegant geformten Gebilde der Romy Weydert.

Angenehmer Rundgang

Bei einer derartigen Anzahl an Teilnehmern galt es selbstredend, einen übersichtlichen Aufbau zu schaffen. In der stattlichen Empfangshalle des CELO ist es den Kuratoren anhand einer jeweils auf 3-5 Werke pro Künstler beschränkten Präsentation gelungen, dem Besucher ausreichend Raum für seine Betrachtung zu gewährleisten, sodass ein angenehmer Rundgang ermöglicht wird. Ist bei einer Ausstellung mit Bildern die Hängung oft wichtig, um Kontraste und/oder Ergänzungen hervorzuheben, so wurde das delikate Problem einer sachgemäßen Anordnung dieser ganz vielseitigen Werke recht zufriedenstellend gelöst.

Die Ausstellung „La céramique, c’est magique!“ wird außerdem durch einen Katalog mit einer Kurzpräsentation der teilnehmenden Künstler und Künstlerinnen sowie der Abbildung eines Werkes pro Person (samt erklärenden Vorworten von Bürgermeister und Kulturschöffin) ergänzt. Kurzum, eine nützliche Dokumentation zum Ist-Zustand der heimischen Keramik-Szene 2023.

CELO, Kulturzentrum, 476, route de Thionville, L-5886 Hesperange