„I won’t hold you back“ – mit diesen Worten steigt die britische Band Daughter nach einem kurzen Eröffnungsstück und dem groovigen Song „Be On Your Way“ in ihr neues Album mit dem Titel „Stereo Mind Game“ ein. Es ist eine programmatische Ansage, denn die Folk-Combo um die Londoner Sängerin mit irischen Wurzeln, Elena Tonra, bringt nach sieben Jahren Pause nun ihr neues Album heraus. Wieder mit dabei sind der Schweizer Gitarrist Igor Haefeli und der französische Schlagzeuger Remi Aguilella.
„Stereo Mind Game“ ist ihre vierte Platte – nach einer „kleinen Pause“, in der es schön war, „auf freundschaftliche Weise etwas Zeit getrennt zu verbringen“, wie Elena Tonra vor der Veröffentlichung des neuen Albums sagte. Bereits 2021 ging es für das Trio zurück ins Studio, aber erst jetzt ist es so weit – elf Songs plus Intro werden am Freitag (7. April) veröffentlicht.
Die Platte ist der perfekte Soundtrack auf einem Roadtrip, einem Picknick im Garten oder auch, um die Welt um einen herum im Pendlerzug auszublenden. Und das liegt vor allem an dem von Sehnsucht geprägten Sound der Songs mit Bläsern und Streichern. Kein Wunder – sind die Lieder aus genau diesem Gefühl entstanden, inmitten der Pandemie mit all ihren Konsequenzen, Folgen und Entbehrungen. Zum Beispiel bei „Wish I Could Cross the Sea“ sind Sprachnachrichten von Tonras junger Nichte und ihrem Neffen, die in Italien leben, zu hören. Damit thematisiert sie konkret die Sehnsucht nach räumlich entfernten geliebten Menschen und den Schmerz der Distanz in dieser schweren Zeit.
In „Swim Back“ gleitet die Melodie durch Wellentäler und durch die Brandung des typischen Daughter-Sounds: „Ich müsste nur die Entfernung auslöschen, ein Loch im Ozean finden, rückwärts schwimmen“, heißt es übersetzt, was Tonra darin singt. Das Bild eines Meeres, der offenen See, taucht immer wieder auf – wie passend, dass das Album in einem Studio in Bermondsey im Süden Londons aufgenommen wurde, der eine ehemalige Badeanstalt war und „The Pool“ heißt.
Songs wie „Dandelion“, „Future Lover“ oder „Isolation“ erinnern an die Klangfarbe einer Tori Amos oder Björk. Daughter sind ebenso sanft und melodisch unterwegs. Dabei weicht der typisch melancholische Sound der Band auf dieser Platte einem zaghaften Optimismus, der sogar an manchen Stellen verspielt daherkommt. Das drückt sich unter anderem in allerlei Experimentellem aus, das die Platte zu bieten hat. Mut wächst aus Trauer und Verlust, Liebe aus Sehnsucht. „Ein Herzschlag ist ein Geschenk“, singt Tonra in „Junkmail“. Und wenn das Herz beim Hören dieser Songs schneller schlägt, sind das gleich ganz viele kleine Geschenke.
Sie müssen angemeldet sein um kommentieren zu können