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Der respektvolle Blick – World-Press-Photo-Foundation nominiert Luxemburger Fotografin

Der respektvolle Blick – World-Press-Photo-Foundation nominiert Luxemburger Fotografin

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Das sogenannte «6×6 Global Talent Program» der World Press Photo Foundation bietet jeweils sechs jungen Talenten aus sechs unterschiedlichen Regionen der Welt eine Plattform, um die Reichweite ihrer Arbeit als «visual storyteller» zu erweitern. Unter den diesjährigen Nominierten rangiert auch die Luxemburgerin Ann Sophie Lindström. Wer ihren Geschichten lauschen möchte, der braucht mehr als nur ein offenes Ohr. Hier zählt vor allem der Blick, der die Konfrontation nicht scheut.

Für manch einen sind sie nur schmückendes Beiwerk – und doch möchte niemand sich vorstellen, wie beispielsweise Zeitungen aussähen, wenn es sie nicht gäbe: Bildern wohnt eine ganz eigene Aussagekraft inne und sie können, wenn engagierte Menschen hinter der Kamera stehen, ohne ein einziges Wort tiefgreifende Geschichten erzählen. Damit eben diesen Stories Gehör geschenkt wird oder sie in diesem Falle an Visibilität gewinnen, bedarf es nicht zuletzt auch einer Wertschätzung, die das teils Unsichtbare sichtbar werden lässt.

Dieser Aufgabe hat sich die international anerkannte World Press Photo Foundation angenommen, welche eigenen Aussagen zufolge «under-recognized visual storytellers» mit einem großen Publikum zu verbinden versucht.

Den «verkannten» Menschen verschrieben

Nun maßt diese Bezeichnung bei Ann Sophie Lindström fast schon etwas ironisch an, denn eigentlich ist es sie, die sich «verkannten» Menschen und ihren Geschichten verschrieben hat. Also Lebensläufen, die man ohne sie vielleicht nicht wahrgenommen hätte, deren Kenntnis aber dabei helfen kann, sein Umfeld besser zu verstehen. Lindström erkennt die Wertigkeit bisher ungesehener Einzelner und hält deren Alltag in Bildern fest.

Foto: Ann Sophie Lindström

Die junge Luxemburgerin stellte im Laufe ihrer mehrjährigen, anfänglich sehr technisch ausgelegten Ausbildung fest, dass es bei Fotografie «nicht nur um das ‹Wie›, sondern vor allem auch um das ‹Was› gehen muss». Der Inhalt dürfe nicht hinter der Hülle zurücktreten, betont Lindström. Dass sie diese Haltung in ihrer Arbeit wirklich durchzieht, bewies sie unter anderem durch sehr intime Porträts von obdachlosen Drogenkonsumenten in Luxemburg-Stadt. Die entstandene Foto-Serie vermittelte einen Respekt, der nicht gerade wenigen Menschen fehlt, die vielleicht unbewusst mit einem eher verstellten Blick auf die Existenz anderer schauen. Lindström agiert hier aber nicht belehrend. Vielmehr schafft sie gewissermaßen Sehhilfen und stellt Perspektivalternativen in den Raum, die genutzt werden können.

Der freie Wille zählt

Die Nominierung bei diesem Programm ist weder mit Geld verbunden, noch wird eine Hierarchisierung der sechs Kandidaten folgen. Es geht um Anerkennung. Anerkennung eines Berufes, der zu verschwinden droht, weil er einem Zeitdruck zum Opfer fällt, der immer mehr Fotografen dazu zwingt, die Welt um sich herum lediglich in Schnappschüssen festzuhalten.

Dem will und kann Ann Sophie Lindström sich nicht beugen. «Wenn ein Arbeitgeber mich schnell wohin schickt, um kurz ein paar Bilder zu machen, dann fühle ich mich so, als würde ich den Fotografierten etwas wegnehmen. Viel lieber aber verbringe ich mit ihnen Zeit, denn dann ist es ein Austausch, ein Geben und Nehmen.» Ihre Werke weisen keine Spuren von Voyeurismus auf. Dies sei auch nicht ihr Ziel, meint Lindström: «Mein Interesse ist ehrlich gemeint und möchte, dass das, was Menschen von sich preisgeben, auf freien Entscheidungen basiert.»

Trailer // The Bitter with the Sweet from Ann Sophie Lindström on Vimeo.

Um Raum hierfür entstehen zu lassen, arbeitet sie teils mehrere Jahre an Projekten. So zum Beispiel im Falle ihres aktuellen Dokumentarfilms «The Bitter with the Sweet», für den sie mehrfach in die Vereinigten Staaten reiste, um ein Paar aus Philadelphia zu begleiten, dessen Liebe füreinander sich nicht nur in harmonischen Bildern ausdrücken lässt.

In Bezug auf die Nominierung freut sich Lindström vor allem über das ihr gegenüber ausgesprochene Vertrauen, das sie auch künftig sinnvoll nutzen möchte.