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Platte der WocheDer „real deal“: „Cheat Codes“ von Danger Mouse & Black Thought

Platte der Woche / Der „real deal“: „Cheat Codes“ von Danger Mouse & Black Thought
Danger Mouse & Black Thought – „Cheat Codes“

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Ein gemeinsames Album von Danger Mouse und Black Thought? „Cheat Codes“ konnte ja nur fantastisch werden.

Warum? Nun, beide Akteure stehen seit Jahren für Qualität. Danger Mouse, der eigentlich Brian Joseph Burton heißt und gerade 45 Jahre alt geworden ist, ist Musiker, Sänger, Songschreiber und Produzent. Er (ko)produzierte schon die ganz Großen: U2, Adele, Beck, die Red Hot Chili Peppers, Damon Albarns Gorillaz und Michael Kiwanuka. Darüber hinaus hatte er mit dem im Oktober 2020 verstorbenen Rapper MF Doom (Daniel Dumile) das Underground-Hip-Hop-Projekt Dangerdoom, mit CeeLo Green die Band Gnarls Barkley (Hit: „Crazy“ von 2007) und mit The Shins-Kopf James Mercer das Indie-Projekt Broken Bells, von dem im Oktober das dritte Album „Into The Blue“ erscheinen wird. 2019 veröffentlichte Danger Mouse auch noch ein gemeinsames Album mit Karen O von den just zurückgekehrten New Yorker Indierockern Yeah Yeah Yeahs. Was er anpackt, ist in den allermeisten Fällen absolut hörenswert, wenn nicht gar genial.

Danger Mouse aktueller Partner ist Black Thought, ebenfalls ein Meister seines Fachs. Der 1971 unter dem Namen Tarik Luqmaan Trotter geborene Rapper ist zum einen als Mitbegründer der großartigen Phili-Rapper The Roots bekannt, die es tatsächlich schon seit 1987 gibt. Zum anderen sind The Roots die Stammband in Jimmy Fallons Late-Night-TV-Show „The Tonight Show“, und im Rahmen dessen tritt er nicht nur als Rapper und Sänger, sondern oft auch als Sketch- und Spielpartner des Kind gebliebenen Fallon auf. Davon ab sind The Roots eine der besten Hip-Hop-Bands, sofern man auf intelligenten, handgemachten Hip-Hop der älteren Schule steht, der ohne viel technischen Schnickschnack auskommt. Die einzelnen Bandmitglieder sind obendrein sympathisch – sei es Schlagzeuger Ahmir Khalib Thompson alias Questlove, Keyboarder James Poyser oder eben Rapper Black Thought.

Aber genug der Lobhudelei. Wobei … Es soll ja nun um das gemeinsame Album „Cheat Codes“ gehen und daran ist so gar nichts auszusetzen. Auch nach mehrmaligem Hören über die letzten Tage findet sich unter den zwölf Tracks kein Ausfall. Erstaunlich, wenn man bedenkt, dass dies das erste Hip-Hop-Album des gefragten Produzenten Danger Mouse seit dem 2005er Dangerdoom-Album „The Mouse And The Mask“ ist. Verlernt hat er in der Zwischenzeit nichts. Auf den souligen Eröffnungstrack „Sometimes“ folgt das beeindruckende Titelstück, das alle Old-School-Hip-Hop- bzw. The Roots-Fans begeistern sollte. Erste namhafte Unterstützung erfahren die beiden in „The Darkest Part“ von der US-Rapperin Kid Sister und Wu-Tang Clan-Mitglied Raekwon. Geschickt werden hier die beiden Haupteinflüsse des Albums, Hip-Hop und Soul, miteinander verwoben.

In „Strangers“ sind A$AP Rocky und das Duo Run The Jewels zur Stelle, beides seit Jahren Lieferanten für hochwertige Musik. Der kraftvolle Song bahnt sich, angetrieben von den Rappern, unbeirrt seinen Weg. Dessen Wirkung konterkarieren Danger Mouse und Black Thought mit dem ruhigen, nachdenklichen Soul-Fernost-Hybrid „Close To Famous“. Der eingangs erwähnte Kiwanuka hat seinen Gastauftritt in dem Geniestreich „Aquamarine“, der Mitte Juli vorausgekoppelt worden war.

Davor steht mit „Belize“ der posthume Auftritt von MF Doom. Er darf hier noch einmal mitmischen; sein Beitrag stimmt einen allerdings etwas traurig ob des viel zu frühen Todes dieses Talents. Andererseits passt er perfekt auf dieses technisch anspruchsvolle, smarte Album, das nichts mit Bling-Bling und den gängigen, überzogenen Hip-Hop-Klischees gemein hat. „Cheat Codes“ steht für das, was man früher Conscious Rap nannte: sozialkritischer, politischer Rap mit Tiefgang, bei dem es nicht um eine Fassade aus Image und Wunschdenken geht, sondern um Verstand und Raffinesse. Auf „Cheat Codes“ wird nirgendwo geschummelt, um den Titel wörtlich zu nehmen. Das haben Danger Mouse und Black Thought genauso wenig nötig wie deren Gäste. Hier gibt es den „real deal“.

Weitere Plattenbesprechungen finden Sie in der Klangwelten-Rubrik in unserem Magazin.

Anspieltipps: „The Darkest Part“, „Aquamarine“