„Bitte einsteigen!“
So heißt unsere Artikelserie zum öffentlichen Personenverkehr in Luxemburg. Das Tageblatt hat mit Interviews, Selbsttests und Analysen alle denkbaren Aspekte des öffentlichen Transports beleuchtet, um herauszufinden, wie gut Bus, Bahn und Co. im Großherzogtum funktionieren. Die elf Artikel können Sie auf www.tageblatt.lu nachlesen.
Der öffentliche Transport in Luxemburg ist ein Thema, das kaum mit ein Dutzend Artikeln abgedeckt werden kann. Das Verkehrsministerium hat dazu immerhin ein Buch von 200 Seiten geschrieben – der nationale Mobilitätsplan „PNM 2035“. Es ist ein beeindruckendes Werk, das vorgibt, wie Luxemburg trotz ungebremsten Wachstums aus dem Verkehrschaos herauskommen will. Ob dies auch so gelingt, steht noch in den Sternen, aber Verkehrsminister François Bausch („déi gréng“) stellt nun am Ende seiner Zeit als Regierungsmitglied alle Weichen in Richtung PNM.
Die Konsequenz davon ist allerdings, dass der Luxemburger Straßen- und Schienenverkehr unter etlichen Baustellen leidet. Viele Passagiere von Bus und Bahn werden immer öfter mit Emotionen konfrontiert, die dem tief sitzenden Frust der Autofahrer während eines Staus in der Rushhour sehr ähneln. Die CFL verbuchte 2022 beispielsweise etwa 20 Prozent mehr Verspätungen und Ausfälle als noch im Vorjahr. Die Gründe: Streiks, Tunnelschäden und Baustellen. Auf zwei dieser Problemquellen hatte die Regierung keinen Einfluss – und Letzteres dient dazu, den öffentlichen Transport auf lange Sicht zu verbessern.
Luxemburg leidet unter Wachstumsschmerzen. „Wenn man komplett ausgelastet ist und dann anfängt, Baustellen hinzuzufügen, das ist keine einfache Situation“, sagt Bausch im Tageblatt-Interview. „Keine einfache Situation“ – viele Menschen würden die momentane Lage weniger zurückhaltend beschreiben. Für sie ist der öffentliche Transport wegen der langen Fahrtzeiten nämlich keine realistische Option. Und diejenigen, die auf Bus und Zug zurückgreifen, können sich je nach Strecke nicht auf die Pünktlichkeit verlassen.
Aber: Laut Mobilitätsminister werden wir uns in Luxemburg – falls der PNM bis 2035 konsequent umgesetzt wird – in „einer anderen Welt“ befinden. In allen Artikeln der Serie schien klar, dass es Probleme gibt. Doch meistens existieren bereits Lösungsansätze, die irgendwann in den nächsten zehn Jahren eingeführt werden sollen – falls die Gemeinden denn mitspielen. Obwohl die Zusammenarbeit mit dem Verkehrsministerium mittlerweile besser zu funktionieren scheint, konnte sich Bausch im Interview nicht verkneifen, Kommunen wie Luxemburg-Stadt auf ihren mangelnden „Mut“ hinzuweisen.
Die Politik hat jedenfalls ambitionierte Ziele und tatsächlich einen Plan, wie diese erreicht werden können. Andere Länder können davon nur träumen. Das alles macht die kommenden Jahre allerdings nicht einfacher. Natürlich gibt es Menschen, die jetzt schon mit dem Angebot des öffentlichen Transports in Luxemburg zufrieden sind. Aber für alle anderen gilt: sich in Geduld üben. Es sind ja nur noch drei bis vier Jahre, bis das Eisenbahnnetz „richtig gut funktioniert“. Das meint Bausch jedenfalls.
„Bitte einsteigen!“
1. Der große Überblick: Öffentlicher Transport vs. Auto – wer ist schneller?
2. Selbstfahrende Züge sollen Pünktlichkeit und Kapazität der Bahn in Luxemburg verbessern
3. Drei Jahre gratis öffentlicher Transport: „Qualität wichtiger als Kostenlosigkeit“
4. Multimodalität im Selbsttest: Wie gut funktioniert der Arbeitsweg mit Rad und Zug?
5. „Es ist ja ziemlich kaputt hier“: Mobilitätsexpertin Katja Diehl über Luxemburg
6. Eine Tram = 350 Autos: Zu den wirklichen Ursachen der Staus
7. Umständlich, unmöglich, fantastisch: So erleben Grenzgänger das Pendeln mit Bus und Bahn
8. Wenn Bus und Bahn zu spät kommen: So (un)pünktlich ist der öffentliche Transport
9. So plant Luxemburg den öffentlichen Transport der Zukunft
10. „Das perfekte Busnetz gibt es nicht“: Blick hinter die Kulissen des RGTR-Systems
11. Bausch im großen Interview: „Eisenbahnnetz wird ab 2026 richtig gut funktionieren“
In Bälde wird man am schnellsten mit dem Velo resp. dem e-Bike vorankommen. Das kommt daher, wenn man kopflos zuerst alles überall zubaut und es dann an der nötigen Infrastruktur fehlt.