Der Luxemburger Alex Kirsch kommt zu spät ins Ziel – aber sammelt wertvolle Erfahrungen

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Für Alex Kirsch war es ein harter Tag auf dem Rad. Der Luxemburger landete außerhalb des Zeitlimits, doch während des Rennens dachte er bereits an die kommenden Jahre.

Aus Roubaix berichtet Jenny Zeyen

Mehr als eine halbe Stunde war seit der Ankunft von Sieger Philippe Gilbert bereits vergangen, als Alex Kirsch endlich beim Bus seines Teams Trek-Segafredo ankam. Die 257 Kilometer durch die „Hölle des Nordens“ waren dem 26-Jährigen zwar rein äußerlich anzusehen, trotzdem hatte er ein breites Grinsen aufgelegt. Denn im Gegensatz zum letzten Jahr, als der damalige Profi von WB Aqua Protect beim Klassiker durch den Norden Frankreichs regelrecht vom Pech verfolgt wurde und nach einem Platten sowie zwei kaputten Rädern ganz aussteigen musste, kam er 2019 wenigstens in den Genuss, ins legendäre Velodrom von Roubaix einfahren zu dürfen.

Ein Gefühl, das ihm niemand mehr nehmen wird, auch wenn er es am Ende nicht ins Klassement der 117. Auflage geschafft hat. Denn um knapp drei Minuten verfehlte Kirsch das Zeitlimit, das wie er selbst noch neun weitere Fahrer verpasst haben. „Eigentlich lief das Rennen alles andere als großartig für mich. Ziemlich früh, kurz nach dem fünften Pavés-Abschnitt, lief ich platt und war von diesem Moment an komplett abgehängt.“

Wie Kirsch erklärte, hatte er dabei gleich doppelt Pech. An den Team-Mechanikern, die an diesem Abschnitt mit Ersatzrädern bereit standen, war er in diesem Moment nämlich schon vorbei. „Danach war es nicht so einfach, mich überhaupt zu motivieren, weiterzumachen. Doch im letzten Jahr musste ich bereits aufgeben, was kein schönes Gefühl ist, vor allem hier bei Paris-Roubaix. Ich habe mir nur gesagt, dass ich jetzt einfach hier durch muss.“

Es gab schon bessere Tage

Einfach waren die folgenden 140 Kilometer dann auch nicht, denn Kirsch befand sich in einer kleinen Gruppe mit vier weiteren Fahren, bis ins Ziel konnte man auch auf kein größeres Peloton mehr aufschließen. „Ich hatte sicherlich schon bessere Tage, doch das gehört einfach zu Paris – Roubaix dazu. Ich kann nicht sagen, dass ich zu hundert Prozent zufrieden bin, aber ich bin dennoch froh, dass ich im Ziel angekommen bin“, meinte der 26-Jährige dann auch trocken.

Kirsch ist auch nach der Auflage 2019 davon überzeugt, dass Paris – Roubaix der Klassiker ist, der ihm am besten liegt, und genau deswegen dürfte die Erfahrung, die er dieses Mal gesammelt hat, für die Zukunft auch durchaus wertvoll sein: „Obwohl dieses Monument mir bisher nicht viel Glück brachte, bin ich überzeugt, dass ich hier einmal ein gutes Resultat erzielen kann. Hierfür ist es wichtig, dass ich nun einmal alle Pavé-Sektoren kennen lernen konnte.“

Und wer weiß, vielleicht ergeht es Kirsch im Jahr 2020 ja wie Evaldas Siskevicius in diesem Jahr: 2018 hatte der Litauer von Delko Marseille Provence noch das Zeitlimit verpasst, zwölf Monate später beendete er das Rennen nicht nur auf Rang neun, sondern war auch noch der beste Fahrer eines französischen Teams.

Anzug des Tempos nichts mehr entgegenzusetzen

Wie das Rennen für sein Team verlief, hatte Kirsch bei seiner Ankunft in Roubaix überhaupt nicht mehr mitbekommen. Mit dem Belgier Jasper Stuyven und dem Deutschen John Degenkolb, der dieses Monument des Radsports 2015 gewinnen konnte, lag Trek-Segafredo eigentlich gut im Rennen. Doch der entscheidenden Tempoverschärfung 50 Kilometer vor dem Ziel, als sich die sechsköpfige Spitzengruppe um Gilbert und Vorjahressieger Peter Sagan formte, hatte man nichts mehr entgegenzusetzen. Die Kraftreserven waren laut Degenkolb nicht mehr vorhanden, um diesen Vorstoß kontern zu können. Das Duo kam auf den Rängen 27 und 28 ins Ziel, für das Team sicher nicht das, was man sich im Vorfeld erhofft hatte.

Bereits eine Woche zuvor bei der Flandern-Rundfahrt wollte für das US-amerikanische Team kein gutes Resultat herausspringen. Dessen ist sich auch Kirsch bewusst, der dennoch mit seinen ersten Monaten im Trikot von Trek-Segafredo ganz zufrieden ist: „Für die Mannschaft war es bisher natürlich nicht so top, doch ich habe von meiner Seite aus alles Mögliche getan, um zu helfen, und bin deshalb auch ganz zufrieden.“
Für Kirsch sind die Frühjahrsklassiker nun beendet, in den kommenden Wochen geht es mit der Kroatien-Tour (23.-28. April) und Eschborn-Frankfurt (1. Mai) weiter, bevor dann erst einmal eine Rennpause ansteht.