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Der „Kropemann“ brachte Wasser mit: Trotz miesen Wetters kamen viele Besucher

Der „Kropemann“ brachte Wasser mit: Trotz miesen Wetters kamen viele Besucher

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Die siebte Auflage des „Kropemannsfest“ in Redingen/Attert am gestrigen Sonntag stand ganz im Zeichen des Wassergeistes – mit passendem Wetter. Der guten Stimmung tat das aber keinen Abbruch.

„Was kann man anderes von einem ‹Kropemann› erwarten?“, fragte ein älterer Besucher mit einem Schmunzeln, als wir ihn auf das Wetter ansprachen. „Er ist halt ein Wassergeist und dementsprechend hier ganz in seinem Element.“ Und tatsächlich schienen sich die Besucher nicht zu sehr am Wetter zu stören: So begaben sich gestern zahlreiche Menschen nach Redingen, um am „Kropemannsfest“ teilzunehmen.

Bereits das politische Theater am Morgen war gut besucht. „Ich komme jedes Jahr nur wegen des Theaters hierhin – hier lacht man sich immer schlapp“, meinte etwa ein Senior. In diesem Jahr sorgten unter anderem Lex Delles (DP), Minister für Mittelstand und Tourismus, Nancy Kemp-Arendt, Abgeordnete der CSV, und Thierry Lagoda, Bürgermeister der Nachbargemeinde Beckerich, für gute Laune im Dorfpark hinter dem Worré-Haus.

„Wir haben uns dem Wetter entsprechend angezogen und sind mit Regenschirmen ausgestattet“, sagte eine Besucherin. „In den letzten sechs Jahren hatten wir Glück, heute eben nicht“, ergänzte ihr Mann. Der Kropemann schien sich sogar sichtlich über den Regen zu freuen – so marschierte er gut gelaunt die Hauptstraße rauf und wieder runter, begrüßte hie und da Familien und posierte geduldig für Fotos.

Schlechtes Wetter

Die Veranstalter ließen die Besucher zudem nicht im Regen stehen: Sie organisierten kurzerhand diverse Unterschlupfmöglichkeiten, damit die Menschen bei etwaigen Schauern nicht im Nass ausharren mussten. Nur vor den Bühnen und an jenen Plätzen, an denen den Besuchern kein Schutz vor den Schauern geboten wurde, war es leerer als gewohnt. „Das ist aber kein Problem. Die Musik hört man ja auch, wenn man etwas weiter weg steht“, so ein Standinhaber. Zudem waren einige Standplätze leer geblieben. So hatten es einige Händler wohl vorgezogen, bei dem schlechten Wetter nicht in die Kantonalhauptstadt im Westen des Landes zu kommen.

An den Ständen, die überall im Stadtzentrum verteilt waren, wurde eifrig gefeilscht und gefachsimpelt. Die Veranstalter legen beim Angebot grundsätzlich viel Wert auf Kunst, Handwerk und regionale Produkte. Das wussten die Besucher zu schätzen. Viele gingen ordentlich bepackt mit Tüten und Körben wieder zu ihrem Wagen. „Wir haben gerade erst renoviert. Hier kann man Dekorationsobjekte kaufen, die man sonst nirgends findet“, meinte etwa eine junge Mutter. Ihr Kind stand neben ihr – und strahlte übers ganze Gesicht. Es hatte gerade bei einer Tombola ein „cooles Spiel“ gewonnen.

Und auch im Dorfkern herrschte ein reges Treiben. Als auf der Bühne unten im Dorf „Käpt’n Ända a Matrous K1000“ auftraten, wagten sich zeitweise auch einige Fans aus ihrem Unterschlupf, tanzten und sangen mit.


Wer ist der „Kropemann“?

Kropemann (wörtlich übersetzt: „Hakenmann“) ist eine luxemburgische Sagengestalt. Er wird zu den Wassergeistern gezählt und ist laut Historikern an uralte mythologische Vorbilder angelehnt. Die schaurige Figur wurde lange Zeit als hinterhältige Gestalt dargestellt, die in der Attert im Westen Luxemburgs lebt. Auf Illustrationen ist er meist als kleiner Mann mit langem, zotteligem Bart und zerfetzten Kleidern zu sehen, dessen Körper mit Algen und anderen Pflanzen überwuchert ist. Er trägt immer seine Hakenstange („Kropestaang“) mit sich.

Laut Sage lauert der Kropemann in der Attert auf ahnungslose Opfer, die sich dem Ufer zu sehr nähern. Dann schnellt er hervor und zieht sie mit seiner Hakenstange in die Tiefe. Dort hält er sie gefangen, verschlingt sie oder lässt sie als Sklaven für sich arbeiten. Überall an der Attert konnte die schaurige Gestalt laut Sage lauern: beim „Schummers-Wehr“, beim „Scherches-Buer“, beim „Biangs-Weiher“, beim „Héihe Stee“ … Der Kropemann ist also eine düstere, furchteinflößende Gestalt. Seine Geschichte wurde den Kindern oft erzählt, um sie davon abzuhalten, sich gefährlichen Wasserstellen zu nähern. Dort ertranken nämlich früher oft Kinder.

Der Kropemann ist Teil des Wasserspuks. Diesen findet man in vielen Ländern und Kulturen. Er galt aber nicht nur als ein furchterregender Wassergeist, sondern auch als Art Beschützer des Wassers, weil er unter anderem verhinderte, dass der Bach oder der Dorfbrunnen verschmutzt wurde.

Heute ist er der „Schutzpatron“ der Naturlandschaft des Attert-Tals und der Wächter des Wassers. Die Sagengestalt ist in Redingen/Attert omnipräsent. Man findet mehrere Statuen in der Gemeinde und auch das Amtsblatt trägt den Namen des Wassergeistes.