EditorialDer Bulldozer: Wie Xavier Bettel das Kommunikationsduell mit dem Hof gewonnen hat

Editorial / Der Bulldozer: Wie Xavier Bettel das Kommunikationsduell mit dem Hof gewonnen hat
Am Ende mussten selbst seine schärfsten Kritiker sagen: „Pas mal, Xavier“ Foto: Editpress/Feller Tania

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Wer es seit langem ahnte, weiß es spätestens seit dieser Woche: Xavier Bettel kann, wenn er will, ein politischer Bulldozer sein. Entgegen der Fassade des gut gelaunten Bürgermeisters auf Lebzeiten, den komplexe Dossiers langweilen, ist Premier Bettel gnadenlos. Während der hoch respektierte Beamte Jeannot Waringo in seinem Bericht darauf achtet, in klaren, persönlichen und nuancierten Worten Missstände am Hof zu beschreiben, nimmt Bettel kein Blatt vor den Mund. Der Clou dabei: sich als überzeugter Monarchist zu verkaufen und gleichzeitig das Duell mit dem Hof zu wagen. Bettel ist es gelungen, dass selbst politische Gegner und die kritischsten Journalisten des Landes kommentieren müssen: „Pas mal, Xavier.“ Was ist also das Erfolgsrezept hinter dieser Strategie?

Wie so oft: die gut geölte Kommunikationsmaschine. Kaum ein anderer Politiker im Land macht sich mediale Themenzyklen so leicht zu eigen wie Bettel. Man muss nur den letzten Monat Revue passieren lassen. Alles beginnt mit dem Bericht des Lëtzebuerger Land, der ein politisches Beben auslöst. Das Schlüsselereignis kommt Bettel gelegen: Noch bevor der Waringo-Bericht veröffentlicht wird, gelangen deckungsgleiche Erkenntnisse an die Öffentlichkeit. Und genau hier verhält sich der Premier der zweiten Legislaturperiode anders als der ewige Bürgermeister der ersten Legislaturperiode: Bettel schweigt. Er hat gelernt, sich zurückzuhalten, und nimmt die Kritik in Kauf, sich nicht äußern zu wollen. Der Grund: das Wissen um die heiklen Inhalte des Waringo-Berichts. 

Es folgt die Aufschwungphase. Der Liberale kann sich entspannt zurücklehnen: Luxemburgs Presse macht ihre Arbeit. Weitere Berichte und Kontextualisierungen der Vorwürfe werden veröffentlicht. Das Interesse der Öffentlichkeit nimmt zu. Während das Risiko groß ist, dass die Aufmerksamkeit nach einer Weile wieder abflaut, hat Bettel Glück: Großherzog Henri veröffentlicht seinen Brief und setzt zum Gegenangriff an. Die Auseinandersetzung nimmt eine noch stärkere politische Dimension an. Was folgt, nennen Kommunikationswissenschaftler die sogenannte „Etablierungsphase“. Einfach ausgedrückt: die Entscheidungsfindung. Während ihr beginnen die Luxemburger darüber nachzudenken, ob Xavier Bettel oder aber der Hof recht hat. Wichtigstes Instrument: das gute alte Bauchgefühl. Noch vor der Versachlichung der Debatte lässt Bettel den emotionalen Ausnahmezustand in der Öffentlichkeit zu. Er weiß, dass er am Ende gewinnen wird. Wer die Presse kritisiert und Freunde wie Stéphane Bern hat, kann nur verlieren.

Dieser Eindruck verhärtet sich beim Höhepunkt der Auseinandersetzung: Die Veröffentlichung des Waringo-Berichts. Sie bestätigt die kritische Berichterstattung der letzten Wochen. Bettel schweigt erneut. Er kann in aller Ruhe den Puls der öffentlichen Meinung messen. Obschon die Debatte teilweise in ein stumpfes „Monarchisten vs. Republikaner“ abzurutschen droht, wird klar, wer die Nase vorn hat. Spätestens die Pressekonferenz über den Waringo-Bericht lässt keine Zweifel mehr zu: Bettel hat das Duell gewonnen. Der Grund: Der Bulldozer kennt ausnahmsweise das von langer Hand vorbereitete Dossier.

trotinette josy
14. Februar 2020 - 19.20

Wusste bislang nicht, dass unser geschätzter Premier auch im Bausektor, im Bodenbereich oder Tiefbau, aktiv ist.

trotinette josy
13. Februar 2020 - 20.10

Was, bitte schön, haben die Windräder mit dem Thema "Bulldozer Bettel" zu tun?

Biirger
13. Februar 2020 - 16.18

Der hat zwar gesagt er sei Monarchist, aber er hat schon so oft gelogen ...

guyT
11. Februar 2020 - 18.12

@Fuchsberger Die Windradindustrie ist inzwischen ein lukrativer Zweig und hat selbstverständlich auch, genau wie Kohleindustrie seine Lobby. Wie auch Merkel zugegeben hat vor einigen Tage wird Deutschland nie seinen Strom allein aus regenerativen Energien senken können. Die genannten 45GW sind unstete Spitzenleistungen und somit wenig relevant bzw sogar kostengenerierend. Netto ist der Windstrom nur wirtschaftlich in sehr günstigen Lagen. Auch bei Vervierfachung der Wind und Solarenergie wird nicht die langen Dunkelflauten überbrücken und nur noch weiter das Stromnetz fragilisieren. Jeder Elektroingenieur lernt dies im Studium und auch der grüne Spiegel kann die physikalischen Grenzen nicht schönschreiben. In Deutschland gibt es rund 60 Pumpspeicherwerke zur Ueberbrückung, je nach Berechnung werden jedoch 500-2000 gebraucht , um die deutsche Energiewende durchzuziehen.

GuyT
11. Februar 2020 - 18.02

Ein reichlich emotionaler Bagger.

Tertius gaudens
11. Februar 2020 - 17.24

Was hat das alles, diese gescheiten Zitate und diese Besserwisserei , mit dem Thema des Artikels zu tun?

Fuchsberger
11. Februar 2020 - 11.33

Maria-Theresia Erley "PS: Wie kann man noch Windräder bauen, owohl inzw. die Nachteile bekannt sind. ???" Was für Nachteile? Unser Sturm hat Deutschland fast 45 Gigawatt Windstrom eingebracht und kein Windrad hat nur einen einzigen Vogel geschreddert. https://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/sturm-sabine-fuehrt-offenbar-zu-neuem-windstrom-rekord-a-4e85f625-6612-49ea-97da-adc95012ea96 Abertausende Vögel sind aber von Katzen umgebracht worden und zehntausende in Fenster geflogen. PS. Warum bauen wir noch immer Fenster ein wenn die Nachteile bekannt sind? PPS. Sie sind auf eine Propaganda der Atomindustrie und Kohleverstromung reingefallen.

de Ben
11. Februar 2020 - 10.05

Den larmoyanten Premier mit einem Bulldozer zu vergleichen, hiesse Äpfel mit Birnen vergleichen,

Maria-Theresia Erley
10. Februar 2020 - 20.13

DAnke für den Hinweis. Aber das verschäft die Situation nur noch.Der Begriff Minister kommt aus dem lateinischen (ministrare ‚dienen') und bedeutet Diener (hier: Erster Diener) Das ganze Problem mit der Welt ist, daß Narren und Fanatiker immer so überzeugt von sich sind, während weisere Menschen voller Zweifel sind. Bertrand Rusell (1872-1970) Britischer Mathmatiker und Philosoph PS: Wie kann man noch Windräder bauen, owohl inzw. die Nachteile bekannt sind. ???

Jean Henri
9. Februar 2020 - 23.41

Frau Erley, nur mal so als Info: Herr Bettel ist schon lange nicht mehr Bürgermeister, sondern mittlerweile schon etwas länger Premierminister.

spëtzbouf
9. Februar 2020 - 18.04

Bettel, de Superjhemp! :)

de bouferpapp
8. Februar 2020 - 19.43

An duerch wien ass déi ganz Affär un d'Liicht komm? A wien huet sech déi ganze Zäit bedeckt gehalen? Awer elo déck téinen a sech Lorbeeren un den Hutt spengelen, typesch! Den Här Waringo, deen d'Verdingschter huet, hält sech zeréck. Vill méi sympathesch!

en einfachen Aarbechter
8. Februar 2020 - 10.02

Herr Bettel ein Politbulldozer ? Ganz neu! Der lässt die anderen die Drecksarbeit machen und schmückt sich dann mit fremden Federn.

J.Scholer
8. Februar 2020 - 8.15

Mit der Politik des Bulldozers hat noch keiner einen Krieg gewonnen , sondern sich noch mehr Feinde geschaffen, die auf den Moment warten den Bulldozer lahm zulegen.Dialogbereitschaft und Konsens schlagen Bulldozer.

Guy Namenlos
7. Februar 2020 - 20.19

1919 war man weiter als 2020. Denn keine Partei befasst heute sich mit der Ursache des Problems: Der Monarchie an sich. Herumgedoktert wird an Symptomen, Ursachen bleiben außen vor. Ursachenbehebung heißt: Eine Volksabstimmung über den Fortbestand der Monarchie bzw. ihre Abschaffung. Doch daran traut sich keine Partei, auch nicht die, die an einem "Kommunikationsduell" beteiligt war. Da ist auch ein liberaler Bettel ganz und gar konservativ.

Maria-Theresia Erley
7. Februar 2020 - 19.06

Herr Bettel, Sie schwingen so große Töne, daß einem schlecht wird., und wenn Sie so eine Haltung wie hier auf dem Foto vor dem Monarchen hatten, hätte ich Sie rausgeworfen. Als Bürgermeister haben Sie das zu tun, was Ihnen der Monarch u. die Bürger auftragen Ich bin sicher daß Sie von Verwaltung nichts verstehen. Bitte erklären Sie doch mal was z. B. zu ändern ist. Die meisten Neuheiten, wie z. B. die Windräder die Solardächer, die E-Autos etc. sind kontraproduktiv . Aber vorausschauend Denken und Handeln das können Politiker nicht. Der Monarch täte gut daran, Ihnen ein mtl. Gehalt von netto 3.ooo,oo € zu zahlen, und Sie in den unbezahlten Zwangsurlaub zu schicken PS: Ich würde sagen, Sie haben das "KOmmunikations-Duell " nicht gewonnen, sondern verloren.. Eine Staatsreform ist in keinem Fall durchzuführen. Aber die Bürger mögen schauen,,, was sie in der Verfassung ggf. geändert haben möchten. Eine Verfassung ist dazu da, dem Monarchen zu sagen, wie sie verwaltet werden möchten. erley

Claudio Mariotto
7. Februar 2020 - 18.15

Es ist doch logisch, dass der Premier sich in dieser Sache nicht die Finger verschmutzen will. Es hieß, dass sich die Gräfin mit ihm angelegt hat. Um die Neutralität zu bewahren hat er nie öffentlich die Sache kommentiert, bis der Waringo-Bericht veröffentlicht wird. Und bis haute hat er NIE diesen Bericht öffentlich kommentiert. Dass er diesen Bericht öffentlich ans Parlament weiterleitet hat, war ein kluger Schachzug. So kann NIEMAND ihm den Vorwurf des geringsten Racheaktes machen. Er ist ganz ruhig, neutral geblieben. Er ließ sich auch nicht vom Abgeordneten Laurent Mosar aus der Ruhe bringen, der behauptete, dass die Regierung keine öffentliche Stellung zum Bericht nahm. Dieser Abgeordneter wollte den Premier zu einer Stellungnahme zwingen. Dadurch, dass der Premier den Bericht ans Parlament weiterleitet, bleibt er total neutral und kann behaupten: „Die Volksvertreter (oder vielleicht das Volk) haben die Entscheidung getroffen.“ Ob diese Abgeordnete oder Volksvertreter wirklich das denken, was das Volk denkt ist ein anderes Blatt.

Clemi
7. Februar 2020 - 16.05

Die Analyse kann man teilen, ich sehe es aber ein bisschen anders: das Ganze war wirklich gut vorbereitet und die Nägel-mit-Köpfen-machen-Attitüde macht Eindruck ... so viel Eindruck, dass jeder froh ist dass etwas passiert, und auch noch schnell, siehe die schulterklopfenden Reaktionen quer durch fast alle Parlamentsfraktionen nachdem sie mit dem Premier und Herrn Waringo zusammensaßen. Man könnte es also auch so deuten, dass durch dieses Prozedere versucht wird, jedwede ernstgemeinte und dauerhafte Debatte über die Staatsform im Keim zu ersticken - scheinbar mit Erfolg! War es etwas dieses Ziel, das der bekennende (?!) Monarchist Bettel verfolgte?

Jek Hyde
7. Februar 2020 - 11.16

Den Artikel u sech ass gudd a richteg. Mee de Bettel mat engem Bulldozer ze vergléichen ass awer e bësschen hm... naja, wéi eng Méck mat engen Elefant vergléichen ;-)