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ProduktrückrufDefekte Philips-Beatmungsgeräte bergen Gesundheitsrisiken – auch Luxemburg ist betroffen

Produktrückruf / Defekte Philips-Beatmungsgeräte bergen Gesundheitsrisiken – auch Luxemburg ist betroffen
Nach dem Produktrückruf und den damit verbundenen finanziellen Verlusten hat Philips 4.000 Stellen gestrichen Foto: AFP/Lex Van Lieshout

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Eine Reihe von Beatmungsgeräten der Marke Philips weisen einen Defekt auf, der schädliche Folgen für die Gesundheit der Patienten haben könnte. Die Produktwarnung ging bereits vergangenes Jahr raus, in Luxemburg scheint sie aber nicht so richtig angekommen zu sein. Wer ist dafür zuständig?

Das Technologieunternehmen Philips hat im Juni 2021 eine Mitteilung veröffentlicht, worin es vor möglichen Gesundheitsrisiken durch eigene Produkte warnt. Hierbei handelt sich um bestimmte Schlaf- und Atemtherapiegeräte, bei denen Partikel aus einer zersetzten Schaumstoffkomponente zu Schalldämpfung gesundheitliche Schäden herbeiführen können. Die Beatmungsgeräte werden praktisch in der ganzen Welt eingesetzt – auch in Luxemburg. Von der Sicherheitswarnung des Konzerns sowie dem Produktrückruf in den USA scheint hierzulande aber wenig durchgedrungen zu sein, berichtet RTL.

Ein Nutzer eines solchen Gerätes habe sich erst kürzlich bei der Patientenvertretung gemeldet und sich gewundert, warum er nicht vor den möglichen Gesundheitsschäden gewarnt wurde. Ende Oktober habe dann die Patientenvertretung auf die fehlerhaften Geräte aufmerksam gemacht. Auch die FHL sei erst vergangene Woche auf die Lage aufmerksam geworden und habe daraufhin ihre Mitglieder informiert, schreibt der Sender.

Mehr als 1.000 Menschen aus Luxemburg besitzen ein derartiges defektes Gerät, heißt weiter. Sie seien inzwischen alle von der Gesundheitsdirektion kontaktiert worden. Zudem würden die Geräte im Rahmen einer gemeinsamen Aktion mit der CNS repariert beziehungsweise ersetzt werden.

Auch zwei Luxemburger Krankenhäuser seien betroffen: Allein 873 Geräte seien über das CHdN verteilt worden. Die Hôpitaux Robert Schumann hingegen wüssten nicht genau, um wie viele Geräte es sich handele, da diese von einer externen Firma geliefert wurden, berichtet der Sender. Auch der Hersteller wüsste nicht, wie viele defekte Beatmungsgeräte im Großherzogtum im Umlauf sind, da diese über verschiedene Lieferanten ins Land gekommen sind.

Dass es überhaupt so weit kommen konnte, dass die Betroffenen nicht anständig informiert wurden, erklärt sich Georges Clees von der Patientenvertretung damit, dass es im Großherzogtum keinen direkten Ansprechpartner beziehungsweise keine zuständige Behörde gebe. Der Dachverband der Krankenhäuser (FHL) sieht die Verantwortung jedoch ganz klar bei der Gesundheitsdirektion: „Es gibt ein Gesetz zur Gesundheitsdirektion, in dem die ‚Materiovigilance‘ ganz klar in dem Kompetenzbereich der Gesundheitsdirektion liegt“, meint Sylvain Vitali, Generalsekretär der FHL, gegenüber RTL.

Philips ruft 5,5 Millionen Geräte gegen Atemaussetzer zurück

Zwischen 2011 und April 2021 habe Philips insgesamt 30 Produktberichte eingereicht, in denen das Unternehmen Probleme mit dem schalldämpfenden Schaum erwähnt, schreibt die FDA (U.S. Food and Drug Administration). Seit April ist diese Zahl allerdings drastisch gewachsen: Mehr als 69.000 Produktberichte wurden seither wegen Problemen beziehungsweise möglichen Problemen aufgrund des Schaums bei der FDA eingereicht – darunter auch 168 Meldungen von Todesfällen.
Philips hatte 5,5 Millionen Geräte gegen Atemaussetzer im Schlaf (Apnoe) zurückrufen müssen, die meisten davon in den USA, und musste deshalb 1,3 Milliarden Euro abschreiben, berichtet die AFP. Der Nettoverlust des Betriebs im dritten Quartal 2022 betrug etwa dieselbe Summe. Daraufhin strich der niederländische Medizingerätehersteller 4.000 Stellen. Dies sei eine „schwierige, aber notwendige Entscheidung“, sagte der neue Firmenchef Roy Jakobs gegenüber der AFP.

Scholl Gérard
14. November 2022 - 16.58

Made in China??