ErnährungDas Verhältnis der Luxemburger zu genetisch veränderten Nahrungsmitteln

Ernährung / Das Verhältnis der Luxemburger zu genetisch veränderten Nahrungsmitteln
Die Menschen in Luxemburg machen sich mehr Sorgen um Pestizide als um genetisch veränderte Organismen Foto: Hervé Montaigu

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Genetisch veränderte Nahrungsmittel sind umstritten. Die Europäer gelten als eher zurückhaltend, wenn es um genveränderte Pflanzen und Tiere geht. Der Anbau ist in der EU streng geregelt. Dabei lässt das Thema die Menschen in der EU und in Luxemburg eher kalt.

Wenn es um genetisch veränderte Lebensmittel geht, dann ist die Europäische Union lieber vorsichtig. Es gilt das Vorsorgeprinzip. Bevor ein genetisch veränderter Organismus in den Verkehr gebracht werden darf, braucht er eine Zulassung. Solange die Zulassung gültig ist, findet eine Überwachung statt. „Dieser Ansatz gewährleistet ein hohes Schutzniveau für die Gesundheit von Mensch und Tier und die Umwelt“, findet die EU-Kommission auf ihrer Internetseite.

Was versteht man überhaupt unter genetisch veränderten Organismen? Die Menschen verändern ihre Umwelt seit Tausenden von Jahren. Seit Menschen Pflanzen und Tiere züchten, betreiben sie eine Selektion. Sie suchen sich immer die Pflanzen heraus, die ihren Bedürfnissen am meisten entsprechen und vermehren diese. Über viele Generationen sind so Tiere und Pflanzen entstanden, die mit ihren Vorfahren nur noch wenig zu tun haben. Früchte, die süß schmecken, Schweine, die weniger Borsten haben und Kühe, die mehr Milch geben. Mit dem industriellen Zeitalter beschleunigte sich dieser Prozess. Die Züchter fingen an, methodisch und mit der Hilfe der Statistik vorzugehen.

Bis dahin hatten die Züchter jedoch keine andere Wahl als sich die natürlich vorkommenden Variationen in den Genen der Tiere und Pflanzen zunutze zu machen. Heute allerdings ist es möglich, direkt in den Bauplan der Organismen einzugreifen. Die Gen-Technik kann den Bauplan eines Organismus aktiv verändern. So können zum Beispiel Kartoffeln hergestellt werden, die mehr Stärke für die Industrie produzieren, Pflanzen, die gegen eine bestimmte Krankheit immun sind oder Getreide, das gegen ein bestimmtes Herbizid resistent ist. So hergestellte Tiere und Pflanzen werden als „genetisch veränderter Organismus“ bezeichnet. In der EU wurden zum Beispiel die genetisch veränderten Maissorte MON810 und Stärkekartoffel Amflora angebaut.

Futtermittelimporte

Tatsächlich importiert die EU jedoch eine Menge genetisch veränderte Organismen. Das entsprechende Register der EU-Kommission (https://webgate.ec.europa.eu/dyna/gm_register/index_en.cfm) listet Dutzende von Organismen. Darunter vor allem Sojabohnen und Mais, die als Futtermittel eingesetzt werden. Nach Angaben des deutschen Ministeriums für Landwirtschaft und Ernährung ist „der überwiegende Teil der jährlichen EU-Sojaimporte von insgesamt rund 35 Millionen Tonnen (im mehrjährigen Mittel) gentechnisch verändert“. Produkte von Tieren, die mit solchem Futter gefüttert wurden, müssen nicht gekennzeichnet werden. Produkte, die mehr als 0,9% genetisch veränderter Zutaten enthalten, müssen in der EU als solche gekennzeichnet sein. Diese Grenze erlaubt „zufällige und technisch unvermeidbare“ Rückstände von genetisch veränderten Zutaten. Im Handel, wo der Endverbraucher seine Lebensmittel kauft, sieht man solche Kennzeichnungen äußerst selten.

Die Menschen in Europa haben zwar ein sehr hohes Interesse an Nahrungsmittelsicherheit, aber Gen-Technik spielt in ihren Überlegungen nicht die wichtigste Rolle. Das geht aus einer Eurobarometer-Studie der Europäischen Kommission von 2019 hervor. Die Statistikexperten errechneten, dass 68% der Europäer ein sehr hohes oder hohes Bewusstsein für Lebensmittelsicherheit haben.

Genveränderte Zutaten in Essen und Getränken beschäftigen allerdings nur einen kleinen Teil der europäischen Bevölkerung. Nur 27% der Befragten gaben an, dies sei das dringlichste Thema in Bezug auf Lebensmittelsicherheit.

Sorge um Pestizide

Die Menschen in Luxemburg sorgen sich noch weniger um genveränderte Nahrungsmittel als die Menschen in anderen Ländern. Nur 25% der Befragten nannten genetisch veränderte Nahrungsmittel als dringlichstes Thema in Bezug auf Lebensmittelsicherheit. Sie interessieren sich vielmehr für das Thema Pestizide. 48% der Befragten in Luxemburg nannten dieses Thema an erster Stelle.

Dabei gelten Europäer eigentlich als kritisch den genveränderten Organismen gegenüber. Jan Lucht, Biologe in Freiburg, beschäftigte sich 2005 mit der Akzeptanz von genveränderten Lebensmitteln und vermutete: „Die fast vollständige Abwesenheit von genetisch veränderten Nahrungsmitteln auf dem europäischen Markt kann nicht mit der einhelligen Ablehnung der Verbraucher erklärt werden, sondern eher mit Marketing-Entscheidungen der Nahrungsmittelhändler.“

Auch für die luxemburgische Umweltschutzorganisation scheinen genetisch veränderte Nahrungsmittel kein dringliches Thema zu sein. In ihren Empfehlungen zu den Wahlen 2018 geht die Organisation zwar auf Lebensmittelsicherheit, nicht aber auf genetische Veränderungen ein. Pestizide dagegen werden in dem Dokument behandelt.

Nourri sans OMG

Auch die Regierung, der immerhin die Grünen angehören, geht in ihrem Koalitionsvertrag nicht auf mögliche Gefahren von Gen-Technik ein. Sie beschließt dort lediglich, mit dem Anbau von Körnerleguminosen (Bohnen, Lupinen …) zu experimentieren, um den Import genveränderten Sojas zu vermeiden.

Anders sah es 2013 aus. Das Regierungsprogramm der vorherigen Regierung – bestehend aus den gleichen Parteien – äußerte sich noch kritisch gegenüber genveränderten Lebensmitteln. Die Regierung versprach, eine Landwirtschaft ohne genveränderte Produkte zu fördern und den Import genveränderter Futtermittel zu verringern. Tierprodukte sollten mit dem Label „Nourri sans OGM“ ausgezeichnet werden. Tatsächlich machte sich die Regierung 2017 noch bei der EU gegen den Anbau von Genpflanzen stark.

In Luxemburg ist die „Division de la sécurité alimentaire“ dafür zuständig, Nahrungsmittel im Handel auf genetisch veränderte Zutaten zu prüfen. Laut dem letzten verfügbaren Bericht (2017) hat sie dabei keine Auffälligkeiten entdeckt. Getestet wurden Produkte aus Kartoffeln, Reis, Mais, Soja, Kürbisgewächsen sowie Blumen und eine Papaya (!). Insgesamt wurden 123 Proben untersucht. Eine kräftige Steigerung. Im Jahr davor waren es lediglich 41 Proben gewesen. Die Steigerung führt die „Division de la sécurité alimentaire“ u.a. darauf zurück, dass ein Experte für genetisch veränderte Organismen eingestellt wurde. In einigen Proben wurden genetisch veränderte Zutaten festgestellt; allerdings lagen sie immer unter dem vorgeschriebenen Wert. Die Papaya war übrigens nicht genetisch verändert.

Die Lebensmitteltester unterstreichen allerdings, dass sie auch Lebensmittel untersucht haben, die auf der Packung darüber informieren, dass sie genetisch veränderte Zutaten enthalten. Diese Untersuchungen seien wichtig, um Zutaten zu finden, die in Luxemburg verboten sind. Nimmt man diese Produkte aus der Untersuchung heraus, dann sinkt der Anteil der Proben mit genetisch veränderten Zutaten von 13,1% auf 10,2%.

Erasmus
30. Januar 2020 - 15.23

All unser Fleisch ist mit genmanipuliertem Futter gefüttert worden, weil das erlaubt ist und billiger, die Leute sind anscheinend der Meinung dann wären sie OK.