Das Ungleichgewicht: Zunehmende Dominanz schadet dem Fußball

Das Ungleichgewicht: Zunehmende Dominanz schadet dem Fußball
 Foto: Gerry Schmitt

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Geld regiert die Fußball-Welt. Der ungezügelte Kapitalismus im Milliardengeschäft rund um das runde Leder bedroht dabei auf lange Sicht das von den Fans so oft zitierte „Kulturgut Fußball“. Denn schließlich gehört es zum Wesen des Kapitalismus, dass die Großen die Kleinen fressen. Und so geht die Schere zwischen Reich und Arm immer weiter auseinander; auf der Strecke bleibt dabei die Chancengleichheit bzw. der faire Wettbewerb, der den Sport eigentlich ausmachen sollte.

Die Universität St. Gallen wollte es genau wissen und hat sich diesen Thesen in der Studie „Finanzielle Ungleichheit zwischen Unternehmen: Globalisierung und die Konzentration von Geld und Erfolg im europäischen Fußball“ empirisch genähert. Die Schweizer untersuchten in den fünf großen Ligen Europas, mit wie viel Prozent der maximal möglichen Punkteausbeute ein Verein Meister wurde. Resultat: Seit den 1990er Jahren sammeln die Meister prozentual gesehen immer mehr Punkte. Vor 30 Jahren holten die Titelträger in England, Spanien, Italien, Deutschland und Frankreich zwischen 60 und 70% der maximalen Punktzahl, mittlerweile liegen die Werte bei 75 bis 85%.

Das dokumentiert die Übermacht der Meister und lässt somit auf die Langeweile der Championate schließen. Dass diese Dominanz aus der finanziellen Übermacht resultiert, liegt auf der Hand. Natürlich gibt es Ausnahmen wie den sensationellen Titelgewinn von Leicester City 2016 in England. Diese bestätigen aber lediglich die Regel. Wobei Leicester in der Saison 2015/2016 lediglich 71 Prozent der maximalen Punkteausbeute holte.

Macht man dieselbe Übung mit der Luxemburger Meisterschaft, so kommt ein ähnliches Resultat dabei heraus. Seit der Abschaffung des Play-offs zur Saison 2006/07 hieß der Meister zehn Mal F91. Die Düdelinger bewegten sich bei der Punkteausbeute meist im hohen 70er-Bereich, die letzten vier Meisterschaften holten sie 79, 83, 87 und 75% aller möglichen Punkte. Geld schießt auch in Luxemburg Tore, dem Mäzen und überdimensionaler Einnahmen aus dem Europapokal sei Dank.

Nun kann man durchaus argumentieren, dass sich der F91 genau wie Juventus, Bayern oder der PSG den Erfolg verdient hat, doch das ändert nichts daran, dass ein derartiges Ungleichgewicht Langeweile erzeugt und demnach schädlich für das Interesse an einer Meisterschaft ist. Wenn der Letzte den Ersten nicht mehr besiegen kann und Außenseiter keinerlei Titelchance mehr haben, dann geht ein wesentlicher Reiz des Sports verloren.

Die Autoren der Studie bringen in ihrem Fazit einige Ideen hervor, wie man dem Ungleichgewicht in Europas Topligen entgegenwirken könnte. An erster Stelle steht dort die Anpassung des Fernsehgeld-Verteilerschlüssels auf nationaler und internationaler Ebene. Wenn wie in Deutschland der Branchenprimus fast dreimal so viel erhält wie ein Aufsteiger, ist etwas faul im System. Genau wie in der Champions League, in der es ein Vielfaches mehr zu verdienen gibt als in der Europa League.

Wer hier regelmäßig dabei ist, der enteilt der nationalen Konkurrenz, zumindest in finanzieller Hinsicht. Gehaltsobergrenzen oder ein Draft-System nach US-amerikanischem Muster sind weitere Ideen, wie das Ungleichgewicht wieder korrigiert werden könnte. Ob es jemals dazu kommt, ist zu bezweifeln. Denn wer oben schwimmt, der hat in der Regel wenig Interesse an einer Solidargemeinschaft und stellt die Eigeninteressen stets über das Gemeinwohl. Schade um das Kulturgut Fußball.

SamB
22. Oktober 2019 - 12.36

In sämtlichen Medien wird viel zu viel über Fußball berichtet!

luc jung
22. Oktober 2019 - 9.52

Fussball ist nun mal zur Ware geworden. In Luxemburg ganz besonders in Düdelingen. Der Zuschauerschwund isz seit Jahren rückläufig. Weshalb wohl? In Düdelingen gibt es keinen Brenner mehr der für die Stade kämpfte. In Esch gibt es keine Da Grava, Di Genova oder Hnatov mehr , welche für die Jeunesse kämpften. Die Ware Fussball steht im Vordergrund, der Fussball steht im Hintergrund.