Musel PikesDas Team der Stunde: Mit neuem Trainer und neuem Elan auf dem Weg nach oben

Musel Pikes / Das Team der Stunde: Mit neuem Trainer und neuem Elan auf dem Weg nach oben
 Chris Wulff (stehend) kennt den luxemburgischen Basketball wie kaum ein anderer Trainer in der Total League

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Die Musel Pikes sind zweifelsohne die Mannschaft der Stunde im nationalen Basketball: Kurz vor Weihnachten gelang dem Team von Trainer Chris Wulff mit dem Sieg zuhause gegen den bis dahin ungeschlagenen Tabellenführer Esch ein kleiner Paukenschlag. Ein Erfolg, der auch die Handschrift von Trainer Chris Wulff trägt.

Die schwierige Spielzeit 2018/19, in der man das Titel-Play-off verpasste und so gegen den Abstieg spielen musste, scheint beim Mosel-Klub endgültig vergessen: Mit einer Bilanz von neun Siegen und vier Niederlagen haben sich Jean Kox und Co. im nationalen Basketball-Oberhaus inzwischen bis auf den zweiten Tabellenplatz nach vorne gekämpft. Sechs Siege in den letzten sieben Liga-Begegnungen: In Stadtbredimus hat man sichtlich zur alten Stabilität zurückgefunden, die vor zwölf Monaten noch so sehnlichst vermisst wurde. Doch Trainer Wulff, der das Team im Sommer übernahm, kennt die Liga schon lange genug, um nicht abzuheben, und tritt daher auch erst einmal auf die Euphoriebremse: „Der Sieg gegen Esch war ein schöner Jahresabschluss, doch in den nächsten Wochen kommen einige schwere Spiele auf uns zu und es gilt, sich für die Play-offs zu festigen. Das bisher Gezeigte reicht mir noch nicht, da ist auf jeden Fall noch Luft nach oben.“

Der 44-Jährige hofft erst einmal, dass seine Spieler am morgigen Sonntag gegen Bartringen schnell zu ihrem Spielrhythmus der letzten Wochen zurückfinden werden. Zwar sind die beiden US-Spieler Jeff Garrett und Lavone Holland auf eigenen Wunsch hin über die Feiertage in Luxemburg geblieben, dennoch gönnte man allen Spielern eine freie Trainingswoche, wie Wulff erklärt: „Es war wichtig, dass sie einen klaren Kopf kriegen und die Akkus wieder etwas aufladen konnten, auch wenn es im Hinblick auf das morgige Spiel sinnvoll gewesen wäre, wenn die Pause etwas kürzer gewesen wäre.“ Von der nächsten Meisterschaftsphase, der Zwischenrunde, die im Februar beginnen wird, will der Trainer noch nichts wissen, genauso wenig blickt man an der Mosel schon in Richtung der Play-offs, in denen der aktuelle Tabellenrang sogar ein Freilos für das Viertelfinale und somit die direkte Qualifikation fürs Meisterschafts-Halbfinale bedeuten würde. „Dieses ist noch zehn Spieltage weit weg. Wir sind zwar auf einem guten Weg, doch wenn wir die nächsten fünf Partien verlieren, stehen wir gar nicht mehr so gut da. Träumen ist auf jeden Fall erlaubt, das stärkt auch die Motivation, doch man darf nicht übertreiben.“

Und Wulff weiß von der Gefahr, die von einigen der nächsten Gegner ausgeht, auch wenn sie auf dem Papier zunächst nicht als die stärkste Konkurrenz erscheinen: „Bartringen kämpft um einen Platz in den Top sechs und weiß aus der Erfahrung der letzten Jahre, was in den kommenden Wochen auf dem Spiel steht. Bei ihnen sind, mit Ausnahme des verletzten US-Spielers, inzwischen wieder alle Spieler an Bord und es war der neue Ami, der in den letzten Partien das Team trug. Für mich gehören sie zu den stärksten Mannschaften der Liga. Auch die Begegnungen gegen Contern und Fels werden alles andere als Selbstläufer, denn auch für sie geht es noch um die Titelgruppe und somit um sehr viel.“ 

Einer von zwei luxemburgischen Trainern

Eine Situation, die die Musel Pikes aus der schwierigen letzten Saison noch bestens kennen. Zwölf Monate später kann man den Jahreswechsel jedoch etwas entspannter angehen. Neun Siege werden zur Teilnahme an der Titelgruppe reichen, der große Druck ist erst einmal weg. An der Mosel hat man in dieser Saison einen deutlichen Schritt nach vorne gemacht. Die Selbstzweifel, mit denen einige der Spieler im letzten Jahr haderten, sind weg, der Spaß am Basketball sichtbar zurückgekehrt. Erfolge, die auch die Handschrift von Chris Wulff tragen, der im letzten Jahr noch als Assistant-Coach auf der Bank des T71 Düdelingen saß und bei den Musel Pikes im Sommer seine erste Station als Head-Coach in der Total League der Herren anging. Hier fand er ein Team vor, das erst einmal wieder Selbstvertrauen schöpfen musste: „Die letzte Saison ist natürlich etwas, das im Sommer noch einmal angesprochen und aufgearbeitet werden musste. Bereits im Play-down haben die Spieler zum Schluss der letzten Spielzeit eine gewisse Mannschaftsdynamik wiedergefunden, es galt, dieses positive Gefühl mit in die neue Saison zu nehmen. Die aktuellen Ergebnisse sind jedoch etwas, das sich die Spieler in vielen Stunden auf dem Parkett hart erarbeitet haben.“

Der ehemalige Bartringer Leistungsträger Wulff ist neben Nationaltrainer Ken Diederich, der eine neue Herausforderung als Vereinstrainer in Düdelingen suchte, zurzeit einer von zwei einheimischen Trainern in der Total League und zugleich einer von zwei in Luxemburg bestens bekannten ehemaligen Spielern, die dem Basketball als Trainer erhalten geblieben sind. Eine Rolle, die Wulff nicht von Beginn an ins Auge gefasst hatte: „Man kann nicht sagen, dass es schon immer ein Ziel war, einmal als Trainer tätig zu sein. Ich wollte dem Basketball aber in irgendeiner Art und Weise erhalten bleiben, doch mir fiel es zunächst schwer, mich von meiner Rolle als Spieler zu trennen und so war der Übergang auch nicht so einfach.“ Wulff beendete seine aktive Karriere nach vielen kleineren Verletzungen im Jahr 2014, fand seither langsam, aber sicher immer mehr Gefallen an der Rolle des Trainers. Seither gab es Stationen beim Verband oder als Head-Coach der Damen der Résidence Walferdingen.

Eine Rolle, die er anderen Ex-Spielern nur wärmstens weiterempfehlen kann: „Durch die internationalen Trainerkurse, die ich absolvieren musste, habe ich einen Einblick in andere Ligen bekommen und gesehen, wie viele einheimische Trainer es hier gibt. Das ist meiner Meinung nach enorm wichtig für die Identifikation, auch der jungen Spieler, und kann auch in Luxemburg nur der richtige Weg sein.“ Und auch die Spieler wissen es zu schätzen, einen Trainer zu haben, der den luxemburgischen Basketball selbst als Spieler kennengelernt hat, wie Pikes-Spieler Joé Kalmes im November dem Tageblatt erzählte. „Ich weiß aus eigener Erfahrung, wie es ist, wenn man sich nach einem harten Arbeitstag abends noch einmal zum Training schleppen muss, das ist nicht immer so einfach. Deshalb kann man da nur Respekt vor den Spielern haben und hat als luxemburgischer Trainer in einigen Situationen vielleicht etwas mehr Verständnis, wenn mal ein Spieler eine Trainingseinheit verpasst. Obwohl ich das nicht ständig als Ausrede durchgehen lasse“, scherzt Wulff zum Abschluss. Und wer weiß, vielleicht wird genau dies den Musel Pikes in dieser Saison noch den einen oder anderen Grund zum Feiern liefern.

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