Tageblatt: Herr Wester, das „Oekozenter Pafendall“ hat zusammen mit den „Lëtzebuerger Landjugend a Jongbaueren Asbl.“ (LLJ) vergangenen Sommer einen Fragenkatalog entwickelt und an die luxemburgischen Bauern geschickt. Warum haben nur etwa fünf Prozent an der Umfrage teilgenommen? Woher kommt die Zurückhaltung?
Christian Wester: Vielleicht liegt das daran, dass gerade das „Mouvement écologique“ den Biolandbau zu sehr auf ein Podest stellt und die Arbeit der konventionellen Bauern oft zu einseitig hinterfragt. Deshalb sind diese etwas reserviert.
Die „Lëtzebuerger Landjugend a Jongbaueren Asbl.“ hat diese Berührungsängste aber nicht.
Sie arbeiten auch mit dem „Oekozenter“ eng zusammen und haben daher eine andere Herangehensweise. Diese ist aber nicht stellvertretend für die Landwirtschaft im Allgemeinen.
Wie sind Sie grundsätzlich gegenüber der Biolandwirtschaft eingestellt?
Das muss man so nehmen, wie es ist. Im Zuge der Inflation ist der Absatz der Bioprodukte zurückgegangen, weil sich viele Menschen diese nicht mehr leisten konnten. Eine rezente Studie ergab, dass man im Labor keinen Unterschied zwischen konventioneller Milch und Biomilch herausfand. Nur steht bei der einen eine andere Herstellungsweise und eine Ideologie dahinter. Es gibt viele Bauern, die ihre Zukunft nicht in der Bioproduktion sehen.
Laut Bioaktionsplan soll aber der Bioanbau bis 2025 mindestens 20 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche ausmachen. Ist das realistisch?
Das führt zu mehr Aktionismus, um an die 20 Prozent heranzukommen. Im Moment ist es jedenfalls ziemlich unrealistisch. Wir stehen zurzeit bei fünf, sechs Prozent. Wenn wir die Bioproduktion verstärken, droht auch der Markt kaputtzugehen. Im Vergleich zu den Nachbarländern haben wir die lokalen Marken schon sehr gut gelabelt, die beim Konsumenten gut ankommen und bereits einen Mehrwert schaffen. Die Luxemburger Produkte wie Fleisch und Milch sind schon im Vergleich zu denen aus dem Ausland verhältnismäßig teuer. Dazu der Sprung zu Bio ist relativ schwer, wenn damit den Kunden noch mehr abverlangt wird und sie mit ihrer Kaufkraft schon am Ende sind. Wenn für die Luxemburger Bioprodukte noch einmal 10, 15 Prozent mehr bezahlt werden, bleibt die Ware im Supermarkt liegen. Das ist auch Trend. Man muss schauen, wie lange der anhält. Vor 30 Jahren kamen Light-Produkte, dann Bio und heute Lokales.
Die Landwirtschaft lebt sehr stark von Subventionen. Ohne die staatliche bzw. europäische Hilfe können die Bauern doch nicht mehr auskommen, oder?
Zurzeit ist die Lage in der Tat so, dass wir ohne staatliche Zuschüsse zumachen könnten. Andererseits muss man auch sagen, dass die EU die höchsten Standards weltweit hat. Weil wir auch im Handel mit Drittstaaten sind, brauchen wir die Gelder, um überhaupt konkurrenzfähig zu sein. Der andere Weg wäre derjenige der Abschottung. Den geht aber niemand mehr. Es ist daher ein Geben und Nehmen.
Wäre das Freihandelsabkommen mit dem südamerikanischen Mercosur fatal?
Das Problem ist, dass die Standards, die diese Länder einhalten müssen, weit unter unseren liegen. Wenn sie die zollfreien Kontingente bekommen würden, würde das auch unsere Preise kaputtmachen. Das hängt aber auch von der Kaufkraft ab, ob die Kunden lokale Produkte kaufen können oder immer weniger Geld zur Verfügung haben.
Sind Sie zufrieden mit der Landwirtschaftspolitik der Regierung?
Die Politik funktioniert von Wahlen zu Wahlen. Das Wählerpotenzial der Landwirte ist sehr klein. Das führt dazu, dass der Einfluss von Umweltorganisationen, die mehr Leute haben, heute viel größer ist als der Einfluss der Bauern. Der Druck der Umweltlobby ist groß. Da kommen wir ja schon allein zahlenmäßig nicht mehr mit. Was das neue Agrargesetz angeht, hatten wir, als es vor knapp einem Jahr vorgestellt wurde, große Schwierigkeiten mit dem Minister. Das war eine Riesenkatastrophe.
Ein Stein des Anstoßes war vor allem die vorgesehene Deckelung des Viehbestandes, um die Ammoniak-Emissionen zu verringern.
Wir begannen mit Protestaktionen und forderten den Minister zum Dialog auf. Denn das alles war nicht vorher mit den Bauern abgesprochen. Auch wenn das geänderte Gesetzesprojekt besser ist als das initiale, handelt es sich um das bei weitem schlechteste Agrargesetz, das wir je hatten.
Wie ist der aktuelle Zustand der Luxemburger Landwirtschaft?
Wir hatten steigende Kosten bei gleichbleibenden Preisen. Inflationsbereinigt bekommen wir noch immer weniger für unsere Milch. Dies konnten die Betriebe auffangen, indem sie ihre Produktivität steigerten. Das Wachstum war die einzige Möglichkeit, die wir hatten. Wenn sich die Zahl der Betriebe aber alle 20 Jahre halbiert, muss man sich fragen, ob das noch der richtige Weg ist. Die meisten Bauern halten nicht mehr Kühe, als sie nicht zwingend müssten.
Zur Person
Der 1986 geborene Christian Wester leitet gemeinsam mit seinem Bruder einen Milch- und Mutterkuhbetrieb in Alzingen. Der Betrieb hat etwa 400 Rinder, 125 davon sind Milchkühe. Seit 2016 Vizepräsident der Bauernzentrale, löste er im April 2021 Marc Fisch aus Calmus ab, der zuvor 15 Jahre lang der größten Berufsorganisation der Bauern, Winzer und Gärtner vorstand.
@Leila
"Antwort: es ist zu viel Arbeit, die (Milch-)Kühe jeden Abend von der Weide zum Melken in den Stall zu treiben. Je nachdem, wo die Weide sich befindet, nachvollziehbar."
Wenigstens keine Scheiße auf der Straße, die Bauern säubern ja nicht, auch zu viel Arbeit.
Die Hobbyisten müssen weg, 500 größere Höfe sind genug.
"Firwaat stin se net ob der Wiss, am Frei’en ?"
Das habe ich mal einen befreundeten Bauern, der so ziemlich den gleichen Stall wie oben abgebildet hat, gefragt. Antwort: es ist zu viel Arbeit, die (Milch-)Kühe jeden Abend von der Weide zum Melken in den Stall zu treiben. Je nachdem, wo die Weide sich befindet, nachvollziehbar.
Firwaat stinn dei' Keih am Summer, am Daag, am Stall ?
Firwaat stin se net ob der Wiss, am Frei'en ?
Den Problem an der Vei'hzucht lei't an der Massendei'erenhaltung am Stall !! Dei'er OGM Fuddermettel !
@ Och e Bauer
"die müssen weg."
Warum?
Et fënnt een ëmmer eng Etüd, déi passt, zu dem wat een wëll beweisen.
An enger vum lih gouf an den Hoer vu Kanner am Duerchschnëtt (!!) 61 potenziell schiedleche chemëschen Verbindungen festgestallt, bei den Kanner, déi sech haaptsächlech vun Bio-Produiten erniert hunn par contre "nëmmen" 17.
Hänkt eben dovun of, no wat een sicht - vläicht sinn an der Biomëllech nët méi Nährstoffer wéi an der konventioneller, awer vläicht dofir manner schiedlech Stoffer déi do nët dragehéieren...
Wir haben 1000 Hobbybauern zu viel. die müssen weg.