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CoronavirusDas sagen die Experten zur Krise in Luxemburg

Coronavirus / Das sagen die Experten zur Krise in Luxemburg
 Was das Coronavirus anbelangt, wird intensiv nach einem Heilmittel geforscht. Genauso intensiv wird nach Antworten für die Bürger des Landes gesucht. Noch gibt es nicht auf alle Bedenken eine Antwort.

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Die Pressekonferenz von Gesundheitsministerin Paulette Lenert (siehe unseren Beitrag) wurde am Montagmorgen gestreamt und war somit jedem zugänglich. Nicht mehr gestreamt wurde die Runde mit Experten, bei der im Anschluss an die Pressekonferenz Journalisten die Möglichkeit hatten, ihre Fragen zu spezifischen Bereichen zu stellen. Noch gibt es nicht auf alle Fragen eine Antwort. Aber es wird daran gearbeitet, heißt es von den Verantwortlichen.

Ein Montag, der sich anfühlt wie ein Sonntag. Gesundheitsministerin Paulette Lenert bezieht in einer Pressekonferenz Stellung zur Entwicklung des Coronavirus in Luxemburg (siehe unseren Beitrag). Die Pressekonferenz wurde live übertragen.

Im Anschluss daran gab es eine Frage-Antwort-Runde mit Experten aus diversen Bereichen. Die wurde allerdings nicht mehr gestreamt. Die aufschlussreichsten Antworten fassen wir hier zusammen. Klar ist, dass es zurzeit nicht auf alle Fragen eine zufriedenstellende Antwort gibt. Dass es die auch nicht sofort geben kann, da es sich um eine nie dagewesene Situation handelt.

Das Coronavirus wird auch Luxemburgs Wirtschaft auf einer breiten Front treffen. Was wird getan, um Unternehmern beizustehen?

Viel, sagen Paulette Lenert und die Experten aus den verschiedensten Ministerien und Verwaltungen. Vor allem im Bereich, wo es um die Liquidität und somit um die Überlebenschancen der Betriebe gehe. So werden die Sozialversicherungsbeiträge ausgesetzt. Geld, das vom Arbeitgeber vorgestreckt wird (bei Teilzeitarbeit oder „Chômage technique“ zum Beispiel), soll schnellstmöglich zurückerstattet werden. Verschiedene Prozeduren werden entbürokratisiert. Weitere Maßnahmen und Erklärungen folgen in den nächsten Tagen.

Was ist mit dem Betriebsausfall?

Da wisse man zur Stunde nicht, ob, und wenn ja, in welcher Höhe dieser kompensiert werden kann. Das gilt vor allem für Betriebe aus dem Horeca-Sektor, die verderbliche Ware in ihren Kühlschränken liegen oder bestellt haben. Über diese Problematik soll sich aber in den nächsten Tagen Gedanken gemacht werden. Es scheint aber klar, dass nicht alle Kosten übernommen werden können.

Wurde ein maximaler Betrag für finanzielle Hilfeleistungen festgelegt?

Nein. Es sei zur Stunde auch schwer, eine mögliche Größenordnung anzugeben. In den nächsten Tagen soll ein Gesetz verabschiedet werden, das die staatlichen Hilfen genauer definieren soll. Also wie viel Geld wann und warum und für welchen Wirtschaftszweig.

Darf das Personal eines Restaurants selbst entscheiden, nicht zur Arbeit zu erscheinen?

Nein, wenn der Arbeitgeber sein Essen im Take-out-Modus oder im Lieferdienst anbieten will, müssen die Mitarbeiter mit anpacken. Ausgenommen sind natürliche Krankenscheine oder Sonderurlaub aus familiären Gründen.

Wie ist es mit den Leuten, die in den Supermärkten an der Kasse sitzen? Wie groß ist die Gefahr, dass die sich anstecken oder andere anstecken?

Nicht so groß, wie es aus dem Gesundheitsministerium heißt. Zum einen, weil ein gewisser Abstand zum Kunden eingehalten werden muss, und zum anderen, weil die Dauer des Kontaktes recht kurz sei.

Was ist mit Luxemburgern, die in Deutschland wohnen, keine Pendler sind, aber beispielsweise hier im Land einkaufen oder zur Schule gehen?

Es sieht heute wohl danach aus, als ob sie ab Dienstag nicht mehr über die Grenze nach Luxemburg dürften.

Wie ist es mit den Pendlern aus Frankreich?

Bereits die Gespräche mit unseren deutschen Nachbarn seien kompliziert gewesen. Verhandlungen mit den Franzosen laufen, scheinen sich aber ungleich schwieriger zu gestalten. Eine Entscheidung ist aber noch nicht gefallen. Klar sei aber, dass unsere Krankenhäuser auch auf die französischen Mitarbeiter angewiesen sind. Eine Totalsperre der Grenzen käme also einer Katastrophe gleich.

Gibt es Alternativen?

Ja. Zum Beispiels können sich pensionierte Mitarbeiter aus dem Pflegesektor melden und mithelfen. Es können aber auch Menschen mit einem gewissen Wissensstand, was Pflegedienste anbelangt, eingesetzt werden, nachdem sie eine kurze Formation durchlaufen haben. Diese Frage soll in den nächsten Tagen eingehender diskutiert werden. Auch soll ein Büro eingerichtet werden, das sich um solche Fälle kümmert und Meldungen von Freiwilligen entgegennimmt.

Ältere und/oder gefährdete Personen sollen nicht aus dem Haus gehen. Wie sollen sie sich mit Dingen des täglichen Lebens versorgen?

Was Lebensmittel anbelangt, soll diese Woche noch eine Onlineplattform operationell werden, über die die wichtigsten Dinge bestellt werden und dann zugestellt werden können. Es geht die Rede von um die 40 Produkten. An erster Stelle frische Lebensmittel wie Obst und Gemüse. Auswählen, bestellen, Lieferung.

Gibt es genug Intensivbetten?

Es gibt deren zurzeit 169. Wobei zu bemerken sei, dass unter gewissen Umständen recht schnell mehr Betten zur Verfügung stehen könnten. Die Definition eines Intensivbettes scheint recht vage und von äußeren Umständen abhängig. 

Haben die Dienste in den Krankenhäusern bereits unter Personalmangel zu leiden?

Nein, so Romain Nati, Direktor des CHL (Centre hospitalier du Luxembourg).

Wie viele Anträge auf einen Sonderurlaub „pour raison familiale“ wurden bereits eingereicht?

Bis Montag waren es 1.400. Zu präzisieren ist, dass der Sonderurlaub im Corona-Fall neutral behandelt wird, also zusätzlich zu den schon bestehenden Möglichkeiten gilt.

Gibt es Lohnfortzahlung, wenn man sich vorsichtshalber selbst in eine 14-tägige Quarantäne setzt?

Ja. Bedingung ist, dass man über die „Télé-Consultation“ bei seinem Arzt einen Krankenschein beantragt und den an den Arbeitgeber schickt.

Was soll man einnehmen bei Fieber oder Schmerzen?

Lieber Paracetamol statt Ibuprofen.

Was ist mit Schauspielern, DJs, Theaterleuten, die in keinem festen Arbeitsverhältnis arbeiten? Bekommen sie eine Entschädigung?

Da es die jetzige Situation so noch nicht gegeben habe, müsse man darüber nachdenken, in welcher Weise man helfen könne.

Kreative Herangehensweisen

Auch am Ende der Expertenrunde ist klar, dass es nicht oder noch nicht Antworten auf alle Fragen gibt. Die Situation ist halt neu und verlangt nach kreativen Herangehensweisen. Die liegen nicht gebrauchsfertig in irgendeiner Schublade, sondern müssen erarbeitet werden. Etwas Geduld ist also gefragt.
Die verantwortlichen Stellen arbeiten daran. Vom großen Ganzen bis zu den Detailfragen.

Expertenrunden, wie am Montag, sollen wiederholt werden, sagen die verantwortlichen Regierungsmitarbeiter. Die neuesten Zahlen, was Corona-Fälle anbelangt, sollen ab heute, im Prinzip täglich um 9 Uhr, bekannt gegeben werden. Die Regierungsstellen möchten in dieser etwas unklaren Situation ein Maximum an Transparenz spielen lassen. So weit, so gut. Morgen ist ein anderer Tag.