Ab dem 15. November und bis Anfang Dezember werden an verschiedenen Orten im Süden des Landes geophysische Erkundungen durchgeführt, um zu untersuchen, inwieweit die geologischen Voraussetzungen für eine geothermische Nutzung, d.h. für eine Verwendung der natürlichen Erdwärme gegeben sind. Rund 2.000 Sensoren, sogenannte Geophone, werden aufgestellt, um Wellen aufzufangen, die von Spezialwagen auf bestimmten Routen in den Boden gesendet werden.
Zweck der Messungen ist, ein generelles geologisches Bild des Untergrunds im Süden zu erhalten, erklärt Robert Colbach vom staatlichen „Service géologique“. Dabei suche man nach der tiefsten wasserdurchlässigen Schicht. Die Geologen wollen herausfinden, in welcher Tiefe sie sich im Süden des Landes befindet; je tiefer, umso besser für den geothermischen Nutzen. Und diesen haben die Spezialisten auch schon klar vor Augen: In den Neubauvierteln Neischmelz in Düdelingen und Metzeschmelz in Schifflingen soll die Geothermie zur Wärmegewinnung genutzt werden.
Die Geologen vermuten, dass die gesuchte Gesteinsschicht in der Gegend zwischen Esch und Düdelingen in einer geeigneten Tiefe anzutreffen ist. Basierend auf einer Forschungsarbeit von 2015, geht man von einer Tiefe von 800 Metern aus, wo man dann eine Temperatur von rund 50 Grad vorfinden würde. „Findet man die Schicht aber in 2.000 Metern Tiefe, wird es richtig interessant“, sagt Colbach. Pro 100 Meter steige die Temperatur um etwa drei Grad, sodass man in der Tiefe eine Temperatur von um die 80 Grad vorfände.
Falls diese Analysen, die jetzt durchgeführt werden, positiv sind, wird danach eine Erkundungsbohrung folgen, und wenn dann alle Voraussetzungen gegeben sind, könnte in den erwähnten Neubauvierteln die Erdwärme genutzt werden. An den beiden Orten würden je zwei Löcher gebohrt; aus dem einen wird das warme Wasser hochgepumpt, dann wird dem Wasser die Wärme entzogen. Anschließend wird es durch das zweite Bohrloch wieder in den Untergrund geleitet.
Die Erkundungsfahrten der Spezialfahrzeuge beginnen am 15. November, aber bereits am Freitag, dem 10. November, findet in Düdelingen eine Probemessung statt, bei der die Geologen testen wollen, wie stark die Frequenzen der Vibrationen sein sollen.
Verkehrsbehinderung
Leichte Verkehrsbehinderungen werden bei den Messungen unvermeidbar sein. Um die Auswirkungen auf den Verkehr so gering wie möglich zu halten, werden die Arbeiten nur zwischen 9.00 und 16.00 Uhr durchgeführt.
Ein geologisches Risiko beinhalten die Erkundungen der nächsten Tage nicht, sagt Georges Reding, Direktionsbeauftragter der Abteilung „erneuerbare Energie“ aus dem Energieministerium. Die Auswirkungen von Vibrationen auf Gebäude und Bewohner seien sehr gering.
„Die Amplitude der Vibrationen wird in der gleichen Größenordnung liegen wie die einer vibrierenden Walze bei Straßenbauarbeiten oder beim Ausheben von Fundamenten“ liest man dazu auf der speziell eingerichteten Website seismik.lu. Die Dauer sei jedoch wesentlich kürzer und deshalb die Auswirkungen gering. Die Amplitude der Vibrationen, die in der Nähe von Gebäuden auftreten, werde systematisch überwacht, wenn die Spezialfahrzeuge vorbeifahren.
Das Potenzial der Geothermie hat bereits seinen Niederschlag in der kürzlich aktualisierten Version des „Integrierten nationalen Energie- und Klimaplans Luxemburgs für den Zeitraum 2021-2030“ gefunden. Geothermie wird als eine der Möglichkeiten erwähnt, mit denen ein Anteil von 35 bis 37 Prozent an erneuerbaren Energien am gesamten Energieverbrauch erreicht werden soll.
Detaillierte Informationen zum Thema finden Sie unter seismik.lu.
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