1.-Mai-Kundgebung / „Das hier ist enorm“ – Tausende demonstrieren für den Index

OGBL-Präsidentin Nora Back gibt sich kämpferisch (Foto: Editpress/Hervé Montaigu)
Am Tag der Arbeit hat der OGBL den Arbeitskampf auf die Straße gebracht. Viele Aktivisten waren dem Aufruf der Gewerkschaft gefolgt und hatten sich auf dem Vorplatz des hauptstädtischen Bahnhofes versammelt. Laut aber friedlich zogen sie von dort aus zur Abtei Neumünster, um dort die Rede der Gewerkschaftspräsidentin zu hören und im Anschluss gemeinsam zu essen und zu trinken sowie das kulturelle Programm zu genießen.
Zu den zahlreichen Fahnen der größten Gewerkschaft des Landes hatten sich die roten Fahnen der kommunistischen Partei und die der Linken gesellt. Aktivisten hatten auch ein Banner an das Geländer der „Al Bréck“ gehängt, auf dem auf Luxemburgisch zu lesen war „Klassekampf? Kennt der hunn! Patte wech vum Index!“ Das Banner fasst die zentrale Forderung der wütenden Gewerkschaftler zusammen.
Zur Erinnerung: Vor einigen Wochen war im Rahmen der Tripartite-Gespräche ein Abkommen von Arbeitgebern, Regierung und zwei Gewerkschaften unterzeichnet worden. Der OGBL – als größte Gewerkschaft des Landes – hatte dieses Abkommen nicht unterzeichnet. Das Abkommen sieht unter anderem eine Veränderung des Indexmechanismus zulasten der Arbeitnehmer vor. Eine rote Linie für den OGBL.
Auch die kämpferische Rede von Gewerkschafts-Präsidentin Nora Back drehte sich um den Index. Unter Jubel und „Nora, Nora, Nora“-Rufen verkündete sie: „Das hier ist enorm. Wir sind zu mehr als 5.000 Menschen.“ Niemand solle behaupten, die Gewerkschaft sei isoliert. „Isoliert sind diejenigen, die von oben herab den arbeitenden Leuten an die Kaufkraft gehen“, so die Gewerkschaftlerin.

Back sprach von einem Angriff der durch das Patronat gesteuerten Regierung auf den Index. „Das geht nicht. Wir müssen uns dagegen zur Wehr setzen. Das tun wir und werden wir weiter tun. Unsere Demo heute ist ein erstes Zeichen unseres Wiederstandes gegen diese Politik. Der Index war und bleibt ein Garant für den sozialen Frieden. Wir haben sie vorgewarnt. Eine Indexmanipulation führt garantiert zu sozialem Konflikt. Eine längere Phase des Lohnkampfes wurde eingeläutet.“
Die Gewerkschaftschefin gab in ihrer Rede zu verstehen, dass sie nicht daran glaubt, dass es den Unternehmen in Luxemburg schlecht geht und eine Indexmanipulation deshalb notwendig ist. Unternehmen wie RTL und ArcelorMittal machten sehr gute Resultate. „All diese bombigen Resultate sind von den Menschen erarbeitet worden. Dank ihrer Arbeit und ihres Engagements.“
Sie habe angeboten, den Unternehmen zu helfen, die wirklich in Schwierigkeiten stecken. Dafür aber hätten die Unternehmen Zahlen auf den Tisch legen müssen, wozu sie nicht bereit waren. „Almosen für die Leute. Gießkanne für die Betriebe“, meint Back.
Die Kompensierungsmaßnahmen für Geringverdiener, die das Abkommen vorsieht, hält Back für nicht ausreichend und nennt sie „Almosen“. Back sagte: „Der Index ist ein integraler Bestandteil unseres Lohns, den wir erarbeiten. Den wir uns verdienen. Der soll und darf auch nicht wie eine Sozialhilfe vom Steuerzahler selber bezahlt werden. Oder soll es noch so weit kommen, dass wir unseren Lohn selber mit Steuergeldern bezahlen.“
Unter die Gewerkschafter hatten sich auch der LSAP-Arbeitsminister Georges Engel und einige sozialistische Abgeordnete gemischt, um sich die Rede von Nora Back anzuhören. An sie und an die anderen Abgeordneten richtete Back einen Aufruf: „Wir richten den Appell an die einzelnen Abgeordneten aus dem Parlament, Nein zu sagen zum Tripartite-Abkommen. Nein zu sagen zu dem Abkommen, das von der Gewerkschaftsmehrheit nicht unterschrieben wurde.“
Sie forderte von den Abgeordneten: „Machen Sie sich nicht schuldig an der Demontage des Luxemburger Modells und des sozialen Friedens. Machen Sie sich nicht schuldig durch einen Angriff gegen die Löhne der arbeitenden Menschen. Stehen Sie ein für den Fortschritt, stehen Sie ein für die Verteidigung der sozialen Errungenschaften, stehen Sie ein für den Abbau sozialer Ungleichheit. Dafür sind Sie vom Volk gewählt worden.“