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Berufliche WeiterbildungDas Handwerk – der diskrete Riese

Berufliche Weiterbildung / Das Handwerk – der diskrete Riese
Mit 98.000 Beschäftigten im Jahr 2019 bezeichnet sich das Handwerk selbst gern als der größte Arbeitgeber des Landes Foto: dpa/Klaus-Dietmar Gabbert

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Nach Feierabend und an den Wochenenden sind sie auf öffentlichen Parkings in den Gemeinden nicht zu übersehen. Morgens mischen sie im Berufsverkehr kräftig mit und tragen dennoch dank der Fahrgemeinschaften zur Reduzierung der Pkw-Flut bei. Die Rede ist von den Tausenden Kleintransportern des Handwerks, die täglich Zehntausende Beschäftigte zur Arbeit fahren. Ob Schreinerbetriebe, Bauunternehmen, Fliesenleger, Installateure – das Handwerk prägt den öffentlichen Raum, nicht nur auf den Straßen und auf den zahlreichen Baustellen. Bäcker, Metzger, Frisöre und Schönheitssalons beleben das innerstädtische Leben.

Mit 98.000 Beschäftigten im Jahr 2019 bezeichnet sich das Handwerk selbst gern als der größte Arbeitgeber des Landes. Rund 7.800 Unternehmen zählt dieses wirtschaftliche und beschäftigungspolitische Schwergewicht und stellt damit laut Handwerkskammer 21 Prozent der Unternehmen und 21 Prozent der Gesamtbeschäftigung des Landes. Das Handwerk bleibt nach wie vor eine Jobmaschine. Die Zahl der Arbeitsstellen stieg in den letzten Jahrzehnten um durchschnittlich jährlich 2,8 Prozent. Rekrutiert wurde dabei vornehmlich jenseits der Grenzen und bei der Nicht-Luxemburger Bevölkerung. 2019 lebten 52 Prozent der Beschäftigten im grenznahen Ausland: 51 Prozent davon in Frankreich, 28 Prozent in Deutschland und 21 Prozent in Belgien. Lediglich 15 Prozent der Handwerker besaßen im Jahr 2019 die Luxemburger Staatsangehörigkeit.

Was für andere Wirtschaftsbereiche zählt, gilt auch beim Handwerk: Wer die Nase vorn haben will, muss in die berufliche Weiterbildung seiner Mitarbeiter investieren. Hilfe bietet dabei die Handwerkskammer mit einem breitgefächerten Weiterbildungsangebot für die Beschäftigten in den Bereichen Bauwesen und Mechanik, Lebensmittel, Mode, Gesundheit und Hygiene. Vermittelt wird u.a. Fachwissen zu Digitalisierung, Recht, Managment, Öffentliche Aufträge, Personalverwaltung, Nahrungsmittelsicherheit, Arbeitsrecht, Umweltbestimmungen und Energieeffizienz.

Die letztjährigen Renner

Allein die vielen reglementarischen energiepolitischen Neuerungen im Bauwesen stellen die Betriebe vor neuen Herausforderungen. Beim Passivbau und bei der energetischen Sanierung von Häusern bestehe eine enorme Nachfrage, sagte uns Charles Bassing, stellvertretender Generaldirektor der Handwerkskammer, Dachverband aller Handwerksbetriebe und deren politische Interessenvertreterin. Energieeffizienz und die im Zuge der Covid-19-Pandemie vom Staat bewilligten Hilfen für Unternehmen sowie juristische Beratung und Unternehmensmanagment gehörten zu den letztjährigen Rennern.

Die sanitäre Krise zwang auch die Handwerkskammer, ab März 2020 Präsenzveranstaltungen abzusagen. Insbesondere die Kurse in technischen Berufen fielen aus, da sie meist vor Ort stattfinden müssen. Andere konnten online abgehalten werden. 2020 verzeichnete das auf Kirchberg angesiedelte Haus rund 1.550 Einschreibungen für etwa 120 Kurse, davon rund 20 Webinare. In der Regel zähle man an die 2.000 Teilnehmer bei rund 200 Kursen, so Bassing. Die eigenen Kurse versteht die Handwerkskammer als Ergänzung zu den Weiterbildungsangeboten der einzelnen vom Handwerksverband geschaffenen Kompetenzzentren. Man biete insbesondere Kurse zu den gesetzlich vorgeschriebenen Kenntnissen an.

Unumgänglich bleibt die Handwerkskammer hingegen für jeden, der den Meisterbrief („brevet de maîtrise“) anstrebt, um später, falls erwünscht, einen eigenen Betrieb zu gründen. Laut Gesetz organisiert die Kammer die Ausbildung und die Abschlussprüfung für den Meisterbrief. 545 Kandidaten waren 2019 in den Kursen für die Meisterprüfung eingetragen. Im selben Jahren wurden 110 Abschlusszeugnisse überreicht.

Weiterführende Informationen zum Weiterbildungsangebot unter www.cdm.lu. (lmo)