FilmproduktionDas Duo von DiviDante Films im Porträt

Filmproduktion / Das Duo von DiviDante Films im Porträt
Die Filmemacher Daniel Di Vincenzo (l.) und Ken D’Antonio teilen ihre Liebe zum Film schon seit den gemeinsamen Schultagen Foto: Editpress/Claude Lenert

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Im März 2015 berichtete das Tageblatt zum ersten Mal über die jungen Filmemacher Daniel Di Vincenzo und Ken D’Antonio. Mit ihrem 45-minütigen Film „Lucy in the Sky with Diamonds“ hatten die beiden Ex-Schüler des Escher „Jongelycée“ es bis auf Luxemburgs große Leinwände geschafft. Heute ist aus dem Hobby neben der Schule ihr Alltag geworden, denn mit DiviDante Films erfüllen sich Daniel und Ken vor einem Jahr einen Traum.

Vom Schüler-TV zur eigenen Produktionsfirma – ungefähr so lässt sich der Karrieresprung von Ken D’Antonio und Daniel Di Vincenzo beschreiben. Noch vor einigen Jahren drückten die Differdinger Jungs im „Lycée de Garçons Esch/Alzette“ die Schulbank und lernten bei Ed Maroldt, Gianni Mersch und Christian Welter im „Uelzechtkanal“ erste Schritte des Filmemachens. Heute sind aus leicht verwackelten Kamerabildern professionelle Sequenzen mitsamt Skript, Schnitt und Special Effects geworden, denn die einst nur private Liebe zum Film hat sich zum Beruf entwickelt. Ein Werdegang, der für den 26-jährigen Daniel schon lange voraussehbar war, wie er verrät: „Das Interesse an Filmen bestand bei mir schon, seit ich denken kann. Drei Jahre Filmkurs im Gymnasium, drei Jahre ,Uelzechtkanal‘, drei Jahre Filmstudium – da war es irgendwie klar, wohin der Weg führen würde und dass ich wohl keine Fußballerkarriere anstreben würde.“

Ähnlich passioniert, aber etwas zaghafter gestaltete sich diese Erkenntnis bei Ken: „Ich habe schon immer gerne Filme geschaut und mein Vater ist ebenfalls ein echter Cinephile, allerdings war es mir nie so wirklich bewusst, dass Filmemachen eine reelle Berufsoption sein könnte.“ Doch auch den 27-Jährigen zog es auf eine Filmschule – der einstige Plan, Geschichte zu studieren, war Ken dann doch irgendwie nicht kreativ genug. „Ich habe in Köln meinen Bachelor gemacht, währenddessen ein Auslandssemester an der National University in Los Angeles absolviert und ich mache aktuell noch meinen Master in Dortmund neben der Arbeit“, so Ken.

Von Kurzfilmen und Werbespots

Bereits während ihres Studiums an der Macromedia Fachhochschule in Köln sammelten Daniel und Ken Erfahrungen beim Dreh von Kurzfilmen, ihre Abschlussprojekte waren dann aber der erste richtige Schritt in Richtung Professionalität. „Mein Abschlussfilm hat es zwar ganz knapp nicht auf die Berlinale geschafft, wurde aber auf mehreren Festivals in Deutschland gezeigt“, meint Daniel. „Flames“ von Ken war der erste Film, den beide mit ihrer Firma DiviDante Films produzierten. „Den Namen gab es schon bei ,Lucy in the Sky with Diamonds‘, allerdings waren wir damals noch nicht offiziell angemeldet“, erklärt der 27-Jährige. Dass beide Talent und ein Auge fürs Szenische besitzen, bewies schon der lokale Erfolg ihrer ersten Produktion, doch mit „Flames“ gelang Daniel und Ken der Sprung über Luxemburgs Grenzen hinaus: „Einen Medienpreis hat der Film in Köln schon erhalten, den Volker-Rodde-Preis. Nun haben wir ihn noch für den Deutschen Kamerapreis eingereicht und ebenfalls für mehrere Festivals angemeldet.“

Finanziell rentabel ist das Business mit der Kamera allerdings erst seit Februar 2019. Parallel zum Dreh von „Flames“ fangen die jungen Regisseure an, Aufträge zu bearbeiten, und werden erstmals wirklich für ihre Arbeit bezahlt. Ein erster großer Fisch, den DiviDante Films an Land zieht, ist die Sales Lentz Group, ab da werden die Anfragen mehr und mehr. „Wir haben Spots für die Stadt Differdingen gedreht, für das Science Center, die ,Fédérations des artisans‘, das Arbeitsministerium und so weiter. Aktuell arbeiten wir an einer großen Kampagne für das Gesundheitsministerium“, verrät Ken. Die Stärke von DiviDante Films liegt dabei vor allem in der ganzheitlichen Ausführung der Projekte. „Unser Kapital ist unser kinematografischer Background und das Wissen aus dem Filmbereich, das wir in die Werbespots mit einfließen lassen können. Das verleiht dem Ganzen einen speziellen Touch“, so der 27-Jährige.

Das richtige Team

Im Gegensatz zu zahlreichen Unternehmen, die sich hauptsächlich aus Technikern zusammensetzen, sind Daniel und Ken ausgebildete Filmemacher. „In den meisten Agenturen findet man keine Regisseure. Wir aber führen nicht nur fertige Storyboards aus, sondern verbinden Konzeption und Realisation, also sowohl den kreativen als auch den technischen Part, um die Message der Kunden bestmöglich zu vermitteln“, erklären die beiden. Um dabei ein hohes Maß an fachmännischem Können zu garantieren, arbeiten Daniel und Ken mit Bekannten aus der deutschen Filmszene zusammen. „Wir haben durch unsere Studienzeit viele Kontakte, vor allem in Köln und Koblenz, die eigene Firmen besitzen und uns in den Bereichen Animation, Kamera, Beleuchtung, Social Media oder Postproduction unterstützen. Aus diesem Pool an Freelancern stellen wir unser Team dann so zusammen, dass es für jedes Projekt individuell passt“, so Daniel.

Das eigentliche Ziel von Daniel und Ken ist es aber, eigene Filme zu produzieren. „Wir wollen beim Filmfund die ,Carte Blanche‘ für audiovisuelle Werke beantragen. Aktuell schreiben wir an einem Kurzfilm und planen, noch ein Musikvideo zu drehen, aber unser großer Traum ist es, komplett unabhängige Fiktionsfilme zu produzieren. Um dahin zu kommen, muss man sich allerdings erst beweisen und der Werdegang dafür ist in Luxemburg relativ strukturiert, sprich über Kurzfilme und Werbung“, so die Filmemacher. Vor allem im Bereich Social Media Content will das DiviDante-Duo noch so einiges verändern, wie Daniel verrät: „In Luxemburg ist dies noch komplettes Neuland. Viele Firmen wollen zwar mittlerweile auf den Zug aufspringen und eigenes Videomaterial besitzen, wissen aber nicht, wie sie sich anlegen sollen. Digital Marketing ist hierzulande immer noch eine Nische und das wollen wir mit unserer Arbeit ändern.“

„Kein Horror!“

Zwischen Drehbuchschreiben, Auftragsjobs und der Beratung von potenziellen Kunden lassen es sich Daniel und Ken aber nicht nehmen, auch noch Projekte rein aus Spaß zu realisieren: „Am kommenden Wochenende werden wir bei der 48-Stunden-Challenge ‚The Lost Weekend‘ des Luxembourg City Film Festival teilnehmen. Dabei geht es darum, innerhalb von zwei Tagen einen kompletten Kurzfilm zu drehen. Wir rechnen uns zwar keine hohen Chancen aus, aber da sieht man, dass unsere Liebe zum Film noch immer da ist wie am ersten Tag.“ Und auch in den Schubladen des Duos schlummert noch so manches Drehbuch, das nur auf das nötige Budget wartet, um endlich auf die Leinwand gebracht zu werden. „Da gibt es einige Projekte, unter anderem eine Art Gangsterkomödie und ein Langfilm, den ich vor etwa drei Jahren geschrieben habe. Der spielt allerdings im Zweiten Weltkrieg und handelt von der Veiner Miliz und so etwas kostet“, meint Daniel. 

Was den Filmemachern allerdings nicht auf den Tisch kommt, ist eine ganze besondere Art von Filmen. „Kein Horror!“, sagt Daniel entschlossen. Nach einigen Ausschweifungen über die Mankos des Genres sind sich beide allerdings einig: Nicht auf die Ausrichtung des Films, sondern auf die Geschichte kommt es an. Und Geschichten erzählen, das konnten die beiden Minetter definitiv schon vor fünf Jahren.