Wohl dem Lokal, das eine Terrasse hat. Dort herrscht gute Laune. Noch. Denn was ist, wenn Kälte, Wind und Regen die Menschen von dort vertreiben? Besonders Betriebe mit kleinem Innenbereich werden leiden, wenn das Einhalten der sanitären Maßnahmen zur Einschränkung der Besucherzahlen zwingt und der Umsatz folglich nicht mehr reicht, um alle Kosten und Löhne zu decken. Wie viele Cafés, Bars und Restaurants werden das Frühjahr 2021 noch erleben?
Der Hotel- und Gaststättenverband Horesca ist skeptisch. Sein Generalsekretär spricht von einem Betriebssterben. Um die 230 der insgesamt 2.600 Betriebe in Luxemburg seien in Gefahr, auf der Strecke zu bleiben, so François Koepp. Um gegenzusteuern, sind diverse finanzielle Hilfen wohl weiterhin nötig. Allerdings können diese höchstens lindern, nie heilen. Andere Möglichkeiten müssen also her, wenn es eine dauerhaftere und wirksamere Entlastung sein soll.
Es ist wie in La Fontaines Fabel von der Grille und der Ameise: Wer gut leben (oder überleben) will, muss vorsorgen und sich zeitig auf die ungemütlichere Jahreszeit vorbereiten. Bisher sieht oder hört man darüber nicht viel, auch nicht von der Horesca.
Die pocht wohl darauf, dass die vorgeschriebene Schließung der Lokale um Mitternacht Unsinn sei. An gesundem Menschenverstand gemessen, dürfte sie damit durchaus richtig liegen. Allerdings sei mal dahingestellt, ob die eine oder andere Stunde mehr die Situation wirklich retten könnte.
Wer nach tiefergreifenden Lösungen verlangt, darf nicht mit bisher üblichen Überlegungen und Regelungen nach neuen Wegen suchen. Mit anderen Worten: Ungewöhnliche Zeiten verlangen ungewöhnliche Maßnahmen – eventuell sogar längerfristig und gerne auch etwas abenteuerlich.
Cafés, Bars und Restaurants sollten dabei weder ihrem Dachverband noch dem Tourismusministerium die Initiative überlassen, sondern selbst tätig werden. Dabei dürfen ihrem Tatendrang so wenige Grenzen wie möglich gesetzt werden. In diesem Sinne sind Staat und Gemeinden gefordert, um Schikanen aus dem Weg zu räumen, vernünftige Lösungen zu fördern und Ungewohntes zu gestatten. Eine große Hilfe wäre es sicherlich, wenn die jetzt leider nur auf die schöne Jahreszeit begrenzten Terrassen winterfest gemacht werden dürften. Mit Überdachung, Windschutz und Heizstrahlern.
Das würde nicht mehr Platz kosten als jetzt, hätte aber gerade im Winter durchaus Charme. Wenn es draußen kalt und dunkel ist, könnte das für Leben und Gemütlichkeit in den Straßen und auf den Plätzen sorgen. Italien kann da durchaus als Inspirationsquelle dienen.
Nachdenken sollte man auch darüber, ob man kleine Betriebe nicht zumindest den Winter über in größeren und leerstehenden Strukturen der Gemeinde unterbringen könnte.
Viel ist nicht verlangt, um Kreativität zu fördern. Weniger Bürokratie. Und dass verantwortliche Stellen Weitsicht zeigen und großzügig handeln, statt streng nach oft altbackenen Vorschriften. Jeder Cent wäre eine Investition in die Zukunft. Es ist eigentlich nur eine Frage des guten Willens.
"Nachdenken sollte man auch darüber, ob man kleine Betriebe nicht zumindest den Winter über in größeren und leerstehenden Strukturen der Gemeinde unterbringen könnte."
Ah, Sie meinen diese großen Gebäude in den Zentren mit Glockentürmen, die seit einem Vierteljahrhundert zugesperrt sind?
Gute Idee, da hat man ja auch früher Brot und Wein angeboten.
Trinkhallen sind ja nicht gerade systemrelevant, da können es ruhig 250 Wirte weniger sein, dann überleben die anderen wenigstens.
Jetzt auch noch Zelte, Buden und Gas- und elektrische Strahler einzusetzen, ist wohl etwas zu viel des Guten.