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Wegen Drohungen von Rechten aus den USADänischer Konzern beendet Sponsoring für LGBT+-Event

Wegen Drohungen von Rechten aus den USA / Dänischer Konzern beendet Sponsoring für LGBT+-Event
Eine Teilnehmerin am Pride March in Mailand am vergangenen Wochenende Symbolfoto: AFP/Gabriel Bouys

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Der dänische Konzern Chr. Hansen beendet sein Sponsoring für ein LGBT+-Event in Kopenhagen – weil seine Filiale in den USA von den Rechten und Religiösen dort bedroht wird. 

„We embrace your diversity, so that you can be yourselves – every day“, so kürzlich eine Botschaft des dänischen Biotechnologie-Konzerns Chr. Hansen in den sozialen Medien, dazu die Regenbogenfarben und ein Herz. Doch dieser Post wurde vergangene Woche gelöscht.

Die Unterstützung der LGBT+-Gemeinschaft und des Umzugs „Copenhagen Pride“, der im August stattfindet, will das global agierende Unternehmen nicht mehr fortführen. Geschäftsführer Mauricio Graber erklärte den Rückzug in einem internen Video, das dem dänischen öffentlich-rechtlichen Sender DR zugespielt wurde. Demnach sei das Tochterunternehmen in den USA mit massiven Bedrohungen unter Druck gesetzt worden. „Wir müssen uns weltweit um unsere Kunden und Marktanteile kümmern“, sagte Graber, darum gebe es Entscheidungen, welche „schmerzhaft“ seien.

In den USA werden derzeit Unternehmen, die sich für LGBT+-Gruppen einsetzen oder mit diesen werben, mit Boykott-Aufrufen und Gewalt-Ankündigungen von rechten wie stark religiösen US-Bürgern bedacht. Das Einzelhandelsgeschäft Target nahm nach solchen Androhungen LGBT+-Produkte aus den Regalen. Das beliebte Bier „Bud Light“ der US-Brauerei „Budweiser“ wurde von der Transgenderperson Dylan Mulvaney via Instagram beworben, was zu einem Aufruhr konservativer Bierfreunde führte, inklusive Bombendrohungen. 

US-Firmen machen keinen Komplett-Rückzieher

Der Konzern erklärte darauf, dass er in Zukunft seine Kampagnen auf Sport und Musik fokussieren werde. Doch obwohl beide Unternehmungen mit Umsatzeinbrüchen konfrontiert sind, machen sie keinen kompletten Rückzieher. So blieb Target Sponsor des New York City Pride, Budweiser war und ist bei den LGBT+-Umzügen in Chicago, San Francisco und Toronto als Geldgeber unterwegs.

Ganz anders Chr. Hansen. Das Unternehmen, das mehr als 3.800 Mitarbeiter in über 30 Ländern beschäftigt, hat sich von der Sponsor-Rolle für die LGBT+-Veranstaltung in Kopenhagen aus Angst vor Reaktionen aus den USA verabschiedet. Diese Entscheidung hat dem Unternehmen im Königreich Kritik beschert. Etwa von 400 Mitarbeitern, die einen Protestbrief aufgesetzt hatten.

Lars Oskan-Henriksen, Sprecher der „Copenhagen Pride“ hält es für übertrieben, sich „darum zu jucken, was auf der anderen Seite des Atlantiks passiert“. Sune Bang, dänischer Unternehmensberater in Sachen LGBT+, sieht einen großen Imageschaden auf den dänischen Konzern zukommen, da klar würde, dass das Engagement allein an den Profit gekoppelt sei.

Nach einem tagelangen Schweigen gab Winnie Bügel von der Konzernleitung am Mittwoch dem Sender DR ein Interview. Demnach seien auch Drohungen von Geschäftspartnern ausgestoßen worden. „Wir müssen uns nur darüber im Klaren sein, dass wir in Dänemark in einem netten, aufgeschlossenen Land leben, aber es gibt auch andere Orte auf der Welt, an denen man nicht so aufgeschlossen ist“, sagte die Managerin etwas verklausuliert.

Die „Copenhagen Pride“ fand in Dänemark erstmals 1996 statt und ist die größte Veranstaltung von LGBT+-Gruppen in Dänemark. In Dänemark gab es schon früh für sexuellen Minderheiten Rechte wie Schutz gegen Diskriminierung. Bereits seit 1933 steht Homosexualität nicht mehr unter Strafe, seit 1989 gibt es registrierte Lebenspartnerschaften, seit 2010 haben gleichgeschlechtliche Paare das Adoptionsrecht, die kirchliche Hochzeit wurde für Homosexuelle 2012 möglich. Wiederholende Unterrichtseinheiten über LGBT+-Personen sind in Dänemarks Schulen Pflicht.