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Cyberpunk-Perspektive

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Es ist noch nicht so lange her, da liefen Verbraucherschützer Sturm, weil die ersten Telefonbücher auf CD-ROM veröffentlicht wurden. Nicht lange davor echauffierten sich die Bürger in Europa, weil die statistischen Ämter sich erdreisteten, nachzufragen, wie viele Personen in einem Haushalt lebten.

Heute laufen Gewerkschafter Sturm gegen ein neues Gesetzesprojekt (Nummer 7049), das es Arbeitgebern erlauben will, Überwachungskameras zu installieren, ohne dafür eine Genehmigung durch die nationale Datenschutzkommission einzuholen. Die Datenschutzkommission verteidigt das Vorhaben: Dadurch würden Ressourcen frei, um stärkere Kontrollen durchzuführen, ob die Spielregeln eingehalten würden.

Und wieder ist das Thema Überwachung aktuell – so aktuell wie 1949, als George Orwells Roman „1984“ erschien, und so aktuell wie 1975 war, als Michel Foucault sein „Surveiller et punir“ veröffentlichte.

Der Überwachungsstaat hat in der Zwischenzeit unzählige Science-Fiction-Autoren zu finsteren Dystopien inspiriert und ist eines der konstituierenden Elemente des Cyberpunk. Zwar gibt es auch den utopistischen – man ist fast verleitet, zu sagen, den nicht technophoben – Zukunftsentwurf, er ist jedoch dem negativen Narrativ in seiner Kraft und Fülle stark unterlegen. In der Literatur und ebenso unter intellektuellen Denkern scheint ein Konsens zu bestehen, dass die augenblickliche technische Entwicklung nicht in die richtige Richtung läuft. Die Gewerkschafter stellen den augenblicklichen Entwicklungen die „lutte politique“ entgegen. Etwa den Protest gegen das Gesetz mit der Nummer 7049, das Verteilen von Flugblättern und das Demonstrieren vor dem Parlament.

Denkern wie der Juristin Clémentine Boulanger, die in der letzten Woche in Esch über Foucault und den Überwachungsstaat referierte, geht es eher um eine wie auch immer geartete Emanzipation der Gesellschaft, die sich selbst diszipliniert und nicht mehr ihr ganzes Privatleben, freiwillig und ohne dazu explizit aufgefordert zu werden, in den sozialen Medien preisgibt.

Tatsächlich ist das Problem der Überwachungskameras in Büro und Pausenraum und der Überwachungssoftware auf dem Arbeitsgerät durch Selbstdisziplinierung nicht zu kontern. Hier gilt es, sich aufzuregen und Arbeitgebern wie Politik klarzumachen, dass ein Arbeitsverhältnis nicht die Machtausübung des Patrons über den Salarié rechtfertigt.

Bei allem Pessimismus: Technologie ist eine wunderbare Sache und hat das Potenzial, die Fähigkeiten des Menschen zu erweitern, körperliche Gebrechen ins Gestern zu verbannen und dem Menschen unliebsame Arbeit abzunehmen. Technologie muss nicht Umwelt zerstören, sie kann auch Umwelt erhalten. Damit diese Entwicklung allerdings nicht pervertiert, muss die Gesellschaft mit der Technologie mitwachsen und wachsam sein. Zwei Dinge sind wichtig: Erstens darf Technologie nicht zu einer Machtkonzentration führen und zweitens darf bei der Entwicklung niemand auf der Strecke bleiben.

MartaM
12. Juli 2017 - 11.56

D'Post ass weltwait een vun denen markantesten Beispiller, wou d'Technologie Aarbechtsplaazen ewechrationaliséiert, wou den Service um client owgeholl huet, duerech d'Technologien den Client gezwongen get ,d'Aarbecht vum agespuerten Personal ze iwwerhuelen. Op engersaits den EBanking oder anersaits op Maschinen virum Guichet sain Courrier selwer ze weien, ze frankeieren an an d' Boîte ze geheien.

Rosch
12. Juli 2017 - 11.22

@Martha M."Die gepriesene Technologie hat die Zuverlässigkeit und de(n) Kundendienst erheblich verschlechtert " Reden Sie von der Post ? 09:00h Eis Linnen sin all besaat. Hut nach en Ament Gedold. 10:00h:Eis Linne sin all besaat.Hut nach... 11:00h Eis Linnen... Dir wësst scho wéi et weider geet. Deen (nët "déi") déen die Linn (nët Linnen) solle bedéngen bäisst a säi Croissant, streckt de Bauch ewech a lacht séch eng Boss.

MartaM
11. Juli 2017 - 13.42

Werter Herr Greis , ich habe über 40 Jahre in einem Betrieb gearbeitet, wo durch die Computertechnik über 100 unqualifizierte Arbeitsplätze (hauptsächlich waren diese Arbeitsplätze von alleinerziehenden, geschiedenen Frauen besetzt), wegrationalisiert wurden, wo Dank der modernen Technik in naher Zukunft viele qualifizierte Arbeitskräfte um ihren Job bangen müssen.Die gepriesene Technologie hat die Zuverlässigkeit und der Kundendienst erheblich verschlechtert.Konnte man früher durch einen kurzen telefonischen Anruf oder Flexiblität in einigen Minuten ein Kundenproblem lösen, heute unmöglich. Auch in anderen Bereichn kann ich nur feststellen, alles wurde komplizierter, vieles funktionniert nicht mehr, einfache Abläufe werden von der Technik unmöglich gemacht.Ehrlich gesagt mir wäre weniger mehr.

Garde fou
11. Juli 2017 - 12.35

Merci fir dës puer Zeilen, fir dass dëst hei zum Thema gemach kann ginn.
D'Iwwerwachung an d'Privatsphäre ass eent vunn den groussen Enjeu'en vunn der Zukunft. "Fir eist gut" gëtt dat Recht op Fréiheet zënter dem 9/11 an dem Patriot Act all Dag ëmmer nees ugegraff, fir ons méi Sëcherheet firun deem béisen Terrorist ze ginn... Wéi déi läscht Joeren gewisen hunn huet dat awer net geklappt, au contraire. Deemno misst een sech Froen iwwert déi Mesure stellen (anstatt déi mesure wéider an wéider ze verschärfen: Thema "Borgeld ofschafen", "Kameraen op der Arbëscht", asw).
Matt der kommender Generatioun, déi fréiwëlleg, am Intérêt vum sozialen Status an den sozialen Netzwierker, an dem kënstlechen Obbauschen vum Ego durch d'Sammelen vunn "likes", alles vun sech Prais gëtt, ass een grousst Stéck vum "orwell'eschen Puzzle" faerdeg ginn.
D'Konzept vunn "Privatsphäre" ass an der generatioun vunn den Digital Natives net méi dat sellwëscht ewéi virdrunn... Dat muss een sech sëcherlech nees iergendwann zeréck erkämpfen an frësch definéieren, well vunn alleng geet et an eng aner Richtung.