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Laut BerichtChina verliert, Australien gewinnt: Reiche strömen nach Down Under

Laut Bericht / China verliert, Australien gewinnt: Reiche strömen nach Down Under
Nicht nur Touristen aus dem asiatischen Raum zieht es nach Australien – offenbar wollen auch immer mehr Reiche sich in Down Under zumindest zeitweise niederlassen Foto: William West/AFP

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Ein neuer Bericht analysiert, in welche Länder es die Reichen zieht. Dabei stellt sich heraus, dass Tausende Millionäre noch in diesem Jahr planen, China, Indien oder Großbritannien zu verlassen. Profiteur dieser „Völkerwanderung“ der Wohlhabenden wird in erster Linie Australien sein.

Reiche Menschen können es sich häufig aussuchen, wo sie leben wollen. Letzteres wurde nicht zuletzt während der Pandemie offensichtlich, als Neuseeland sich zum Geheimtipp unter Milliardären entwickelte. Vor allem die Angst vor einer Apokalypse trieb die Wohlhabenden in den Inselstaat, darunter auch Paypal-Gründer Peter Thiel. Seine Bemühungen um eine Aufenthaltsgenehmigung in Neuseeland machten weltweit Schlagzeilen.

Ein Visum erhalten die Reichen meist gegen ein Investment im Land. Letzteres ist eine Migrationsstrategie, die in zahlreichen Ländern fruchtet. Die britische Migrationsfirma Henley & Partners hat sich genau auf dieses Konzept spezialisiert. Für einen aktuellen Bericht des Unternehmens, den „Henley Private Wealth Migration Report 2023“, hat die Beraterfirma untersucht, aus welchen Ländern die Reichen abwandern und welches die Regionen sind, die vom Reichtum der Zuwanderer profitieren werden.

13.500 Millionäre wollen China den Rücken kehren

Demnach soll Australien im Jahr 2023 mit 5.200 wohlhabenden Einwanderern den höchsten Nettozustrom verbuchen können. China und Indien werden dagegen zahlreiche Reiche verlieren. Im Fall von China wird der Nettoverlust mit 13.500 beziffert, bei Indien mit 6.500. Großbritannien wird in diesem Jahr voraussichtlich eine größere Nettoabwanderung von Millionären erleiden als Russland, das mit seinem Angriffskrieg gegen die Ukraine auch zahlreiche eigene Bürger verprellt hat. Laut dem Bericht werden im laufenden Jahr voraussichtlich 3.200 vermögende Privatpersonen aus dem Vereinigten Königreich abwandern. Im Vergleich dazu wollen 3.000 Russen aus ihrem Land weg. Als „bemerkenswert“ bezeichnen die Einwanderungsexperten es dabei, dass die erwartete „Flucht aus Großbritannien“ doppelt so hoch sei wie noch im letzten Jahr. 2022 verzeichnete das Land eine Nettoabwanderung von 1.600 Millionären.

Nach Australien sind die Vereinigten Arabischen Emirate ein weiterer Profiteur der Millionärsflucht. Für 2023 rechnet man mit 4.500 neuen Millionären im Land. Singapur liegt mit einem Nettozustrom von 3.200 Reichen an dritter Stelle, gefolgt von den USA mit einem erwarteten Nettozustrom von 2.100 Millionären. Auf Platz fünf und sechs folgen die Schweiz (Nettozufluss von 1.800) und Kanada (1.600), gefolgt von Griechenland (1.200), Frankreich (1.000), Portugal (800) und Neuseeland (700).

Reiche Briten flüchteten nach dem Brexit

Jürg Steffen, CEO von Henley & Partners, vermutet, dass weltweit zwischen 122.000 und 128.000 Reiche ihr Geld nutzen werden, um einen Wohnort ihrer Träume zu finden. „Im Allgemeinen dürften die Vermögensmigrationstrends in diesem Jahr zu den Mustern vor der Pandemie zurückkehren“, sagte er. Ausnahmen seien Großbritannien und die USA, die früher Magneten für die Reichen gewesen seien. Großbritannien habe sehr durch den Brexit gelitten, hieß vonseiten von Henley & Partners. Dies sei daran erkennbar, dass der höchste Nettoabfluss direkt in dem Jahr nach dem Brexit-Referendum 2016 stattgefunden habe.

Zuvor hatte das Land eher Millionäre angezogen. Während die Nettoverluste zwischen 2017 und 2019 leicht zurückgingen, deutet die Prognose für 2023 darauf hin, dass erneut etliche Millionäre abwandern. Trevor Williams, ehemaliger Chefökonom der Lloyds Bank Commercial, führt dies nach wie vor auf den Brexit zurück. Dieser habe dazu geführt, dass das Vereinigte Königreich gegenüber Reichen „weniger gastfreundlich und einladend“ sei. Für sie sei es jetzt schwieriger, sich zwischen dem Vereinigten Königreich und den EU-Ländern zu bewegen.

Beliebtheit von Australiens Städten sinkt

Interessant ist in dieser Hinsicht auch die Faszination, die Australien anscheinend auf die reichen Auswanderer ausübt. Denn im Ranking der lebenswertesten Städte der Welt ist das Land deutlich abgerutscht. Vor allem Melbourne, das sich früher häufiger die Krone in dem Ranking geholt hatte, das jährlich von der Economist Intelligence Unit (EIU) veröffentlicht wird, ist abgerutscht: Im vergangenen Jahr landete die einst so beliebte australische Metropole nur noch auf dem zehnten Platz.

Brisbane, Adelaide und Perth fanden sich im vergangenen Jahr sogar nur auf dem 27., 30. beziehungsweise 32. Platz. Ein Jahr zuvor hatte Australien den EIU-Index dagegen noch dominiert – mit vier Städten – Adelaide, Perth, Melbourne und Brisbane – in den Top 10. Sydney landete damals auf dem elften Platz. 2022 sahnte dagegen Europa ab: Gewinner war die österreichische Hauptstadt Wien, gefolgt von Kopenhagen und Zürich.