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KonjunkturChina stützt maue Wirtschaft mit Zinssenkung – Immobilienkrise ungelöst

Konjunktur / China stützt maue Wirtschaft mit Zinssenkung – Immobilienkrise ungelöst
Die Konjunktur kommt nach der Aufhebung der strikten Corona-Restriktionen nicht so auf Trab, wie von der Führung in Peking erhofft Foto: Chinatopix/AP/dpa

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China stützt die schleppende Konjunktur mit einer an den Finanzmärkten als eher halbherzig gewerteten Zinssenkung.

Wie erwartet wurde der einjährige Leitzins am Montag gekappt, auf dem die meisten Kreditlinien in der Volksrepublik basieren. Überraschend unverändert blieb jedoch der fünfjährige Zinssatz, der besonders für Hypotheken und damit für den kriselnden Immobiliensektor wichtig ist. Der Satz für einjährige Kredite (LPR) wurde um zehn Basispunkte von zuvor 3,55 Prozent auf 3,45 Prozent gesenkt, während der fünfjährige bei 4,20 Prozent blieb. Der von den Investoren als eher zögerlich empfundene Zinsschritt verunsicherte die Anleger in China.

Die Börse in Schanghai lag zu Wochenbeginn 0,7 Prozent im Minus bei 3110 Punkten. „Möglicherweise wollte die Notenbank damit ein Zeichen der Beruhigung setzen, nach dem Motto: Die Situation ist nicht dramatisch“, sagte Thomas Altmann, Portfoliomanager beim Vermögensverwalter QC Partners. „Das ist ihr gegenüber den Börsen in China allerdings nicht gelungen.“

Bereits vorige Woche hatte die chinesische Notenbank den einjährigen Zinssatz für mittelfristige Kreditspritzen an Banken (MLF) um 0,15 Prozentpunkte auf 2,50 Prozent gesenkt, um den Kreditfluss anzukurbeln.

Die Immobilienkrise und die nachlassende Auslandsnachfrage belasten die Wirtschaft im Reich der Mitte. Unlängst hat der hoch verschuldete chinesische Immobilienentwickler China Evergrande im Zuge seiner Sanierung Gläubigerschutz in den USA beantragt. Er geriet vor zwei Jahren ins Schlingern, nachdem die Immobilienblase in China geplatzt war. Inzwischen hat auch der größte private Immobilienentwickler des Landes, Country Garden, eine drohende Schieflage eingeräumt.

Die Konjunktur kommt insgesamt nicht so auf Trab, wie von der Führung in Peking nach der Aufhebung der strikten Corona-Restriktionen gegen Ende vorigen Jahres erhofft. China leidet derzeit unter einer eingebrochenen Auslandsnachfrage – der Exportmotor stottert. Hinzu kommt eine steigende Arbeitslosigkeit und ein schwächelnder Konsum. Die Regierung in Peking hatte bereits eine Reihe von Konjunkturmaßnahmen ergriffen – von der Ankurbelung der Nachfrage von Autos und Haushaltsgeräten über die Lockerung einiger Immobilienbeschränkungen bis hin zur Unterstützung des Privatsektors. Doch bislang lässt eine nachhaltige wirtschaftliche Erholung auf sich warten.

„Ein Sturm braut sich zusammen“

„In China braut sich ein Sturm in der Wirtschaft zusammen. Die anhaltenden Turbulenzen im Immobiliensektor könnten mehr und mehr zu einem größeren Problem in der Finanzbranche werden“, warnt Jürgen Molnar, Kapitalmarktstratege beim Broker RoboMarkets. Zwar versuche die Zentralbank dies mit Zinssenkungen zu unterbinden: „Doch es bleibt ein großes Risiko auch für die globalen Aktienmärkte.“

Analysten sehen die als eher zögerlich empfundene Zinssenkung auch als Ausdruck der Sorge, dass eine zu starke Lockerung die Währung Yuan noch mehr unter Druck gebracht hätte. Dies hätte die Gefahr einer Kapitalflucht befördert, da die Zinsdifferenz zwischen China und seinen wichtigsten Handelspartnern noch größer geworden wäre. Der Hintergrund ist, dass die Zentralbank der Volksrepublik die Wirtschaft mit Zinssenkungen zu stützen versucht, während die Preise zuletzt sogar gefallen sind und China damit in eine Deflation abrutschte.

Andere große Zentralbanken, etwa die EZB und die Fed in den USA, haben hingegen einen kräftigen Straffungskurs gefahren, um die grassierende Inflation einzudämmen. In den USA liegt der Leitzins mittlerweile in einer Spanne von 5,25 bis 5,50 Prozent, sodass dort Anlagen in Dollar wesentlich attraktiver für Finanzinvestoren sind als in Yuan. Chinas große Banken im Staatsbesitz mussten Insidern zufolge wegen der Kursschwäche der Landeswährung Yuan vorige Woche sogar intervenieren, indem sie aktiv Dollar auf den Devisenmärkten verkauften.

Auch die hohe Verschuldung von Kommunen ist laut Ökonomen ein großes Risiko für die Finanzstabilität der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt. Jüngst kündigte die Notenbank an, das Land werde seine Finanzhilfen koordinieren, um die Schuldenprobleme lokaler Regierungen zu lösen. (Reuters)

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