Kopf des TagesCHEM-Generaldirektor Hansjörg Reimer und das Warten auf Corona-Patienten

Kopf des Tages / CHEM-Generaldirektor Hansjörg Reimer und das Warten auf Corona-Patienten
CHEM-Generaldirektor Hansjörg Reimer ist kein Schwarzseher, aber die Corona-Krise bereitet ihm doch etwas Kopfzerbrechen Foto: Editpress/Hervé Montaigu

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CHEM-Generaldirektor Hansjörg Reimer

Hinter der Sicherheitsschleuse mit Desinfektionsmittelspender und Fiebermessung ist nichts wie sonst. Die Flure und Wartesäle im CHEM, einem der beiden Escher Krankenhäuser, sind gespenstisch leer. Die Kantine hat geschlossen. Der Generaldirektor sitzt im obersten Stockwerk in seinem Büro. An der Wandtafel steht auf Kindeshöhe „Der beste Papa der Welt“ geschrieben. Die Sicht aus dem Fenster reicht über Esch, alte Industrieanlagen und das Zementwerk bis hin zur Schifflinger Kirche im Hintergrund.

Dr. Hansjörg Reimer, 57, trägt einen dunklen Anzug und telefoniert. Unaufgeregt. Es geht um Materialbestellungen. Reimer ist Chirurg, Unfallchirurg, Sportmediziner und Spezialist in der Fachkunde Geriatrie. Geboren wurde er in Frankfurt am Main. Seit 1966 ist er in Luxemburg. Er hat die Europaschule auf Limpertsberg besucht.

Er ist eigentlich ein jovialer Mensch. Einer, der als Mediziner viel erlebt hat und Entwicklungen recht nüchtern einordnen kann. Ein Schwarzseher ist er nicht geworden. So wirkt er auch jetzt nicht. Aber er ist schon etwas ernsthafter als gewöhnlich und wohl auch etwas erschöpfter. Von den 24 Stunden eines Tages sei er die meisten davon im CHEM. Nur die Nachtruhe möchte er in seinem Bett zu Hause verbringen. Viel Ruhe scheint Covid-19 ihm zurzeit aber nicht zu lassen.

Sein Krankenhaus sei gut auf das Virus vorbereitet. Mehr gehe eigentlich nicht. Jetzt müsse man warten. Auf Stunde X. Auf die Patienten, die vielleicht in größerer Zahl und mit mehr oder weniger schweren Beschwerden eingeliefert werden. Wie erlebt man das? „Diese Situation ist vergleichbar mit dem Warten eines Chirurgen im Schockraum der Notaufnahme. Wenn ein Schwerverletzter angekündigt ist, man aber noch nicht weiß, was einen erwartet und was zu tun sein wird“, sagt er. Leise fügt er hinzu: „Und wenn man sich nicht sicher ist, ob man ihn retten kann.“

Er wirkt konzentriert. Seine Familie und die Kinder halten sich an die Empfehlungen des Gesundheitsministeriums. Also Home-Office und Schule auf Distanz. „Sorgen mache ich mir vor allem um meine 83-jährige Mutter.“ Die sei komplett isoliert und empfange keinen Besuch mehr.

Was beruhigt ihn? „Dass ich wunderbare Mitarbeiter habe, die eine sehr hohe Berufsethik zeigen und für ihre Aufgaben und das CHEM alles tun.“ Er weiß, dass er sie in den nächsten Wochen und Monaten brauchen wird. Wann das genau sein wird, könne er nicht sagen. Auch nicht, wie lange es genau anhalten wird.

Bis dahin versucht er zumindest am Ende seines langen Arbeitstages etwas abzuschalten. Mit ein wenig Musik und Schlaf. So gut es eben geht. 

louis mischaux
19. März 2020 - 19.26

chapeau fier dée semptlescht helefen an hieren asatz dé gien alles wat dran ass, leider gesinn lo mol vill leit wée nedeg mer si hunn. vielmols merci un semblescht leit vun allen sektoren