Herr Grethen, die Clowns und die Ärzte
Wenn die Frühimpfung der Mitglieder der „Île aux clowns“ gerechtfertigt war, dann war es sicherlich auch diejenige Henri Grethens, der sich in einem Tageblatt-Gespräch (9. März) als Chefclown in Sachen Argumentation geoutet hat. Sehen wir uns die Argumentation des Herrn Grethen etwas genauer an.
Zunächst heißt es, er sei „von der Leitung der ‚Hospices civils’ eingeladen worden, um mich impfen zu lassen“. Danach heißt es dann, er hätte sich gefragt, was für ihn wichtiger sei, „vielleicht deswegen ins Gespräch kommen oder das machen, was die Menschen, mit denen ich jeden Tag in der Direktion zusammenarbeiten, von mir verlangen“. Aus der ursprünglichen Einladung ist auf einmal ein Befehl geworden. Weiß Herr Grethen nicht, dass es hier einen Unterschied gibt?
Dann sagt Herr Grethen, er betrachte sich als Mitarbeiter der ‚Hospices civils‘. Das Reinigungspersonal der ‚Hospices civils‘ gehört m.E. auch zu den Mitarbeitern der Institution. Aber ich glaube nicht, dass es in den Genuss einer Frühimpfung gekommen ist. Oder hat Herr Grethen sich etwa als Präsident dafür eingesetzt? Ich denke nicht. Und wenn Herr Grethen daran zweifelt, dass das Reinigungspersonal zu den Mitarbeitern gehört, dann „kann er [ihre] Arbeit gerne übernehmen“.
Dann kommt der Schlag gegen die „Île aux clowns“. Ich gehe davon aus, dass die Mitglieder dieser Gruppe im Kontakt mit Covid-Patienten sind, zusammen mit ihnen in einem Raum sind und somit unmittelbar Gefahr laufen, sich anzustecken. Mit wie vielen Covid-Patienten hat Herr Grethen täglichen Kontakt? Geht er zu den Kranken, spricht er mit ihnen, gibt er ihnen Hoffnung? Er erwähnt selbst nur „die Menschen, mit denen ich jeden Tag in der Direktion zusammenarbeite“.
Und wenn Herr Grethen sagt: „Da frage ich mich: Was ist denn jetzt wichtiger, den Clown zu spielen oder Präsident der ‚Hospices civils‘ zu sein?“, so kann ich ihm nur antworten, dass er durchaus besser die Rolle des Clowns in Sachen fadenscheinige Argumentation spielt, als die Mitarbeiter der „Île aux clowns“ jemals die Rolle des Präsidenten der „Hospices civils“ werden spielen können.
Dann meint Herr Grethen auch, er habe die oben erwähnte „Einladung“ akzeptiert habe, „um niemanden zu gefährden“. Er „gehe dort ein und aus“. Ich gehe in meinem Gymnasium ein und aus. An manchen Tagen habe ich fünf verschiedene Klassen, was etwa hundert Schüler und Schülerinnen ausmacht. Ich bin der Meinung, dass auch ich in einen Zustand versetzt werden soll, wo ich „niemanden zu gefährden“ drohe. Also bitte sehr, impft mich so schnell wie nur möglich, damit ich nicht hundert Schüler und Schülerinnen an einem Tag anstecke, ganz zu schweigen von meinen Kollegen und Kolleginnen, die auch ihrerseits schnellstens geimpft werden müssen, um „niemanden zu gefährden“!
Doch wird sich ein Arzt finden, der bereit ist, mich zu impfen? Ich denke nicht. Ich bin nicht bekannt genug und ich kann auch keinen Druck auf einen Arzt ausüben, damit er mich impft. Bei mir würden die Ärzte ganz klar „Nein“ sagen, wenn ich sie fragen würde, und sie hätten auch vollkommen recht, es zu tun. Bei den Herren Schiltz, Wurth, Grethen usw. haben die Ärzte nicht „Nein“ gesagt, sondern sich dem Willen dieser Herren unterworfen bzw. sind sie ihrem Wunsch nachgegangen. Und das wirft natürlich die Frage nach der Verantwortung der Ärzteschaft bei diesem ganzen Impfgedränge auf. Wo blieb da das Gewissen der Ärzte? Wo blieb da ihre Zivilcourage? Wäre es nicht an den Ärzten gewesen, die Impfung der genannten Herren und anderer Personen abzulehnen? Sie wären damit nicht ihrem hippokratischen Eid untreu geworden, denn der gute Hippokrates hat nirgends gesagt, dass man den Mächtigen und Bekannten einen Impfstoff geben soll, der zunächst einmal den Schwächeren und Unbekannten zukommen sollte. Ich rufe hier die Ärzte auf, sich dem Druck der Mächtigen zu widersetzen. Ärzte, übernehmt eure Verantwortung für die Schwächeren!
Was soll man am Ende sagen, wenn nicht, gut shakesperianisch: „There is something rotten in the Grand-Duchy of Luxembourg“. Und wenn wir noch abwarten und nichts tun, dann wird das „something“ sich mit der Zeit in ein „everything“ verwandeln.
Norbert Campagna
Die haben gleich die zweite Impfung mitbekommen, bei dem Andrang und dem Gedränge.
Bin jetzt aber total gespannt, ob die besagten Herren für die zweite Dosis ihre Rangfolge brav abwarten oder wieder privilegiert behandelt werden.
Die Tatsache dass diese Herrschaften sich einen Vorteil verschafft haben ist noch nicht mal das was mich am meisten ärgert sondern die Unverfrorenheit, Arroganz und Chuzpe mit der sie die Öffentlichkeit für dumm verkaufen wollen. Als lebten wir noch in einem obrigkeitshörigen Feudalsystem von unmündigen Bürgern und sie sich auch noch dieser Obrigkeit zählen würden falls es sie gäbe. Deshalb bin ich überzeugt dass der öffentliche virtuelle Pranger an dem sie jetzt stehen für diese Leute die adäquateste Sanktion darstellt.
Das nimmt immer schlimmere Formen an. Gerade wurde bekannt das Jean Louis Schiltz einen Sündenbock gefunden hat : Schummer, Generaldirektor vom HRS. Nur ein Francis Underwood in House of Cards wäre fieser...
D'Hospices Civils hu sech an engem Communiqué entschellegt. Keng Reaktioun, keng Entschellegong koum vum GRETHEN fir seng arrogant, frech an iewerhieflech Erklärung seng Perseinlechkeet wir mindestens esou wichteg ewei dei vun de Bénélvolen vun dem Ilôt aux clowns.
Nach diesem Heng der nächste Heng und seine Il Duce ?
Warten wir es einfach ab....ganz hinten in der Warteschlange :(
Mr.Grethen:der Ritter von der traurigen Gestalt!
@ LPM ähnliches hatte ich auch schon mal hier geschrieben. bei HRS fragt man sich darüber hinaus was die rund 12-köpfige direktion (laut internetseite) eigentlich so macht im tagesgeschäft. aber ich erneuere noch einmal meinen respekt gegenüber dem dreigestirn dass sie bei all ihren unzähligen (beruflichen) tätigkeiten auch noch die zeit haben, aktiv & vor ort im tagesgeschäft einer krankenhausgruppe mitzuwirken ;) gleiches gilt natürlich für herrn grethen, hut ab!
@ Clemi: Die ganzen Drängler-Argumentationen stellen auch ein anderes, höchst merkwürdiges Phänomen ins Rampenlicht. Dass Verwaltungsratsmitglieder ins Tagesgeschäft eines Unternehmens ein greifen oder sogar darin eingebunden sind ist schon mehr als ungewöhnlich. In der Regel führen solche "Eingriffe" zu erheblichen Misstönen zwischen VR und Direktion.
Stellt iech emol vir Cattenom geng explodeieren. Da geiw een all d'Raate gesin sech virdrängen. Elo sin der just 4 vu wivill (villen) erwescht gin?
Glückwunsch an Sven Clement. Allerdings sollte man bei aller Begeisterung nicht übersehen, dass der gleiche Sven Clement bei den vom Rechnungshof kritisierten "Unregelmässigkeiten" bezüglich der Spendenaffäre/Finanzierung der Piraten-Partei und den populistischen Ausrutschern einiger Mitglieder/Spender deutlich weniger forsch, um nicht zu sagen passiv geblieben ist.
Das war vor einem Jahr.
Grethen fühlt sich natrlich dem Pflegepersonal und den Clowns, die im täglichen Kontakt mit den Kranken sind und sich tatkräftig einsetzen den Patienten ihre Leiden zu erleichtern, überlegen. Er ist es gewohnt privilegiert und prioritär behandelt zu werden. Seine arrogante Aussage resp. Rechtfertigung zeigt, dass er keine " états d'âme " kennt.
die fälle grethen und schiltz & co. machen 2 sachen deutlich: in luxemburg wird sich in gewissen kreisen ab einem bestimmten moment immer gegenseitig beim aussitzen und unter den teppich kehren geholfen, über alle partei- und sonstige grenzen hinweg. wo sind denn hier reaktionen des "offiziellen" luxemburg? gibts nicht! leider bleibt auch die presse in solchen dingen oft (meistens) nicht hartnäckig genug "dran". einzig pirat clement ist dabei, luxemburger selbstverständlichkeiten in frage zu stellen, und das ist auch gut so. das lob und die glückwünsche, die clement in sachen rtl-konzessionsvertrag-urteil von politikerkollegen erhielt, war ein eingeständnis ebendieser politiker ihrer eigenen, vorherigen untätigkeit resp. sogar unfähigkeit. clement scheint im moment der einzige abgeordnete zu sein, der bodrys legendären - und 1000% richtigen! - ausspruch "ma merde, mir sinn de législateur" mit leben erfüllt.
zweitens: die verwaltungsrat-affären stellen auch eine eigenheit der luxemburger covid-massnahmen ins rampenlicht. télétravail wurde nie verpflichtend gemacht, war immer nur eine empfehlung. im privaten etc. gabs immer starke eingriffe, aber präsenz-arbeit wurde nie in frage gestellt, und schlimmer: noch nicht mal ernsthaft diskutiert.
Danke Herr Campagna fuer ihren korrekten Artikel.
Da sieht man wieder wie diese aufgeblasene Herren das Fussvolk betrachten und sich ueber sie stellen
Gott sei Dank gibt es aber noch ehrliche Menschen in diesem kleinen Land die noch versuchen aufzudecken was solche Vip so treiben im nach hinein kommt doch manchmal die Wahrheit ans Licht .
Ekelhaft wie die an ihrem kleinen Mueckenleben haengen gegenueber ihren Mitmenschen.
Aber die letzte Gerechtigkeit trifft auch solche Nur gut so dass wir davor alle gleich sind ???!!
Ich schätzte Henri Grethen, aber jetzt nicht mehr. Na ja, ein Impfdrägler mehr.
Vielen Dank für Ihre deutliche Stellungnahme, Herr Campagna!
Einmal mehr ist Ihre Position Ihrem Berufsstand entsprechend "weise", wenn auch in einer (durchaus angebrachten) eher wenig diplomatischen Ausdrucksweise - bedauerlich nur, dass derartige "Impfdrängler" (wohl eine Empfehlung für das "Unwort des Jahres") , ob Ihrer "verantwortungsvollen" Tätigkeit, die sie im (Einkommens-) Kumul ihrer Posten und Pöstchen in Verwaltungsräten, ungeniert ausüben, verbunden mit üppigen Pensiônen und sonstiger Einkünfte, völlig ungestraft davonkommen werden . Diese Herrschaften sind ob ihres (vermeintlichen) VIP - Status' in Mariens beschaulichem Ländle faktisch unantastbar und fühlen sich darüber hinaus noch beleidigt, wenn ihr "Vordrängeln" tatsächlich von der "vox populi" kritisiert wird - "dat kann dach net sinn". Doch keine Panik - es passiert ihnen schon nichts! Für "Impfdrängler" besteht kein Starfparagraf!
Herr Grethens Bonmot über die Wichtigkeit von Leuten wie ihm und von Clowns bedarf keines Kommentars seitens eines Philosophen, sondern eines Kabarettisten. Leider verfügt Luxemburg über keine Leute wie zB einen Dieter Hildebrandt. Was hätte der wohl alles aus so einer Steilvorlage gemacht?