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KlangweltenCavalera, Cadaver, Crypts und Voivod: Metal vom alten Schlag

Klangwelten / Cavalera, Cadaver, Crypts und Voivod: Metal vom alten Schlag
Cavalera – Bestial Devastation – Rating: 7/10

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Als 1984 Max und Igor Cavalera im brasilianischen Belo Horizonte Sepultura gründeten, hätte niemand gedacht, dass die Band irgendwann mal weltbekannt sein würde. Oder auch, dass die Band je ohne ihre beiden Begründer existieren könnte. Doch beides traf ein. Max Cavalera verließ 1996 Sepultura im Streit; sein fast ein Jahr jüngerer Bruder ging 2006. Ob Sepultura ohne sie noch Sepultura sind, kann jeder mit sich selbst ausmachen.

Nun haben jedenfalls die beiden Brüder die im Dezember 1985 veröffentlichte Sepultura-EP „Bestial Devastation“ und das 1986er Debütalbum „Morbid Visions“ (je 7 Punkte) neu eingespielt – unter dem Banner Cavalera. Auf „Morbid Visions“ ist übrigens ihr erster Hit „Troops Of Doom“ zu finden, der später öfters in neuen Versionen als B-Seite oder Album-Bonustrack auftauchen sollte.

Wie es Cavalera hinbekommen haben, dass der Sound trotz moderner Technik altbacken klingt, haben sie leider nicht verraten. Tatsächlich ist das kein Kritikpunkt, sondern eine erfreuliche Tatsache. Ein zu sauberer, klinischer Sound würde nämlich diesen ungestümen, noch von Black- und Death-Metal-Bands wie Venom, Celtic Frost und Possessed inspirierten Songs nicht gut zu Gesicht stehen. Nur schade, dass die Vinylausgaben überteuert sind.

Cadaver – „The Age Of The Offended“ – Rating: 7/10
Cadaver – „The Age Of The Offended“ – Rating: 7/10

Vom alten Schlag ist auch Cadaver. Die norwegische Band wurde 1988 von Anders Odden gegründet. Nach zwei Auflösungen ist sie seit 2019 wieder aktiv und besteht aktuell neben dem vom Krebs geheilten Odden aus Bassist Eilert Solstand (war bereits 1990 bis 1993 dabei) und Megadeth-Schlagzeuger Dirk Verbeuren. Dass der Krebs und Corona die Band nicht milder gestimmt haben, dürfte wenig überraschen. Auf „The Age Of The Offended“ (7 Punkte) servieren Cadaver technisch anspruchsvollen Death Metal mit Grindcore-Einlagen, Industrial-Anleihen und melodischen Passagen. Teilweise sind die Songs trotz Oddens gespenstischen Gesangs überraschend ein- und zugängig: siehe den Titelsong oder „The Shrink“.

Crypts – Necropolis – Rating 8/10
Crypts – Necropolis – Rating 8/10

Bei Crypts geht dem Fan des Death Metal der alten Schule so richtig das dunkle Herz auf. Für die EP „Necropolis“ (8 Punkte) hat das Quartett aus Münster vier Songs aufgenommen. Auf diesen huldigt es Bands wie Entombed, Autopsy, Bolt Thrower und Morgoth. Gerade an letztgenannte muss man unweigerlich denken, wenn der Titelsong der EP läuft. Wobei Sänger L. Gore nicht nur an den einstigen Morgoth-Sänger Marc Grewe (heute u.a. in Asinhell aktiv) erinnert, sondern auch an Lars-Göran Petrov, den 2021 verstorbenen Ex-Sänger von Entombed. Beides Ikonen.

Voivod – Morgöth Tales – Rating: 9/10
Voivod – Morgöth Tales – Rating: 9/10

Apropos Morgoth: „Morgöth Tales“ (9 Punkte) heißt das neue Album der Tech-Metaller Voivod. Neu sind die Songs jedoch nicht. Die Kanadier haben einfach eine Auswahl an alten Songs neu eingespielt – allerdings im Gegensatz zu Cavalera mit modernem Klangbild. Genauer gesagt haben sie neun Songs der Jahre 1984 bis 2003 ausgewählt – darunter das großartige „Thrashing Rage“ von ihrem 1986er Album „Rrröööaaarrr“, „Killing Technology“ vom gleichnamigen Album aus dem Jahr 1987, „Macrosolutions To Megaproblems“ („Dimension Hatröss“, 1988) und „Pre-Ignition“ („Nothing Face“, 1989). Unglaublich, dass die Band seinerzeit innerhalb von vier Jahren vier legendäre Alben hintereinander veröffentlichte.

„Morgöth Tales“ hat aber noch mehr zu bieten, denn der Titelsong ist brandneu. Zudem singt in „Rise“ das frühere Mitglied Eric Forrest, während Jason Newsted, einst bei Metallica und Flotsam And Jetsam, in „Rebel Robot“ Bass spielt. Und die CD- und Digitalversion des Albums haben als Bonus das Public-Image-Ltd.-Cover „Home“.