Auf Rhodos waren am Mittwoch etwa 270 Feuerwehrleute, drei Hubschrauber und zwei Flugzeuge im Einsatz. Dort brennt es mittlerweile den neunten Tag in Folge, rund 20.000 Menschen wurden seit dem Wochenende evakuiert. Verzweifelte Mitarbeiter von betroffenen Hotels und Kneipen warfen den Behörden Versagen vor.
Auf Euböa waren noch etwa hundert Feuerwehrleute im Einsatz. Dort waren am Vortag zwei Piloten der griechischen Luftwaffe beim Absturz eines Löschflugzeugs ums Leben gekommen. Zudem wurde die Leiche eines seit Tagen vermissten Hirten gefunden. Auch auf Korfu und im Westen der Halbinsel Peloponnes dauerte der Kampf gegen mehrere Feuer weiter an.
Nach Angaben der griechischen Regierung kämpfte die Regierung in den vergangenen zwölf Tagen gegen 600 größere Brände im ganzen Land. Angefacht werden sie immer wieder durch die anhaltende Hitze sowie starke Winde. Nach Angaben der Umweltorganisation WWF sind in Griechenland mittlerweile 35.000 Hektar abgebrannt.
Feuerwehrsprecher Ioannis Artopios warnte im Radiosender SKAI, angesichts von Temperaturen von bis zu 46 Grad könnte es besonders schwierig werden. Das Zivilschutzministerium erklärte für sechs der 13 Regionen extreme Brandgefahr. Zwar sollten die Temperaturen am Donnerstag um bis zu fünf Grad fallen, dafür rechnete der Wetterdienst aber mit Stürmen.
Ohne Klimawandel „praktisch unmöglich“
Laut einer Analyse des Forschungsnetzwerks World Weather Attribution (WWA) vom Dienstag ist die extreme Hitze, unter der neben dem Mittelmeerraum auch Teile Nordamerikas und Chinas derzeit leiden, ohne den menschengemachten Klimawandel „praktisch unmöglich“.
Das EU-Erdbeobachtungsprogramm Copernicus teilte am Mittwoch mit, dass die Rauch-Emissionen durch die Waldbrände in Griechenland die höchsten in diesem Zeitraum seit 21 Jahren seien. Es schätzte die Kohlenstoff-Emissionen zwischen dem 1. und 25. Juli auf insgesamt rund eine Megatonne. Das sei fast doppelt so viel wie im Rekordjahr 2007.
Auch Süditalien leidet weiter unter extremer Hitze. Auf Sizilien seien drei ältere Menschen durch die Brände ums Leben gekommen, berichteten italienische Medien am Dienstagabend. Der Vorsitzende der Region Sizilien wollte die Regierung am Mittwoch bitten, den Notstand für die Insel auszurufen.
Der Norden Italiens war in den vergangenen Tagen hingegen von schlimmen Unwettern getroffen worden, zwei Frauen kamen dabei ums Leben. Eines der Hagelkörner erreichte nach Informationen einer europäischen Gewitter-Forschungsstelle einen Durchmesser von 19 Zentimetern. Das entspricht in etwa der Größe eines Handballs.
In Kroatien kämpften etwa 130 Feuerwehrleute gegen einen Waldbrand in der Nähe der Küstenstadt Dubrovnik. Die Flammen seien bis auf etwa zwölf Kilometer an die historische Innenstadt Dubrovniks herangekommen, teilte die Feuerwehr am Mittwoch mit. Nach Medienberichten wurden durch die Brände Explosionen von Landminen ausgelöst, die sich seit dem Konflikt nach dem Zerfall Jugoslawiens im Boden befanden.
34 Opfer in Algerien
In Portugal wurden bei einem weiteren Waldbrand nahe dem Ferienort Sintra bei Lissabon acht Einsatzkräfte leicht verletzt. Laut dem Katastrophenschutz war das Feuer am Dienstagabend ausgebrochen, mehrere Anwohner und 800 Tiere wurden vorsorglich in Sicherheit gebracht und die Autobahn für einige Stunden gesperrt. Bisher gelang es der Feuerwehr zu verhindern, dass sich die Flammen weiter ausbreiteten.
In Frankreich machte die Feuerwehr am Mittwoch ebenfalls Fortschritte im Kampf gegen einen Waldbrand auf Korsika, der in der Nacht noch drei Dörfer bedroht hatte.
In Algerien konnten unterdessen die verheerenden Brände gelöscht werden, denen seit Sonntag 34 Menschen zum Opfer gefallen waren. Der algerische Präsident Abdelmadschid Tebboune drückte den Angehörigen sein Beileid aus. Zu ihnen zählen auch zehn Soldaten, die nach Angaben des Verteidigungsministeriums in der Küstenprovinz Bedschaia vom Feuer umzingelt worden waren. Die insgesamt knapp 100 Feuer waren laut Innenministerium am Dienstag weitgehend unter Kontrolle.
Auf der Mittelmeerinsel Zypern, die schon seit Mitte Juli unter Temperaturen von 40 Grad und mehr ächzt, brachten mehr als hundert Feuerwehrleute am Dienstag einen Waldbrand unter Kontrolle, der innerhalb nur einer Nacht etwa 20 Hektar Wald zerstörte. (AFP)
Hitzewelle trifft das Mittelmeer
Angesichts der Hitzewelle erreichte das Mittelmeer mit 28,7 Grad an der Wasseroberfläche einen neuen Temperaturrekord, wie das Institut für Meereswissenschaften (ICM) in Barcelona der Nachrichtenagentur AFP unter Berufung auf Daten des EU-Erdbeobachtungsprogramms Copernicus mitteilte. Der bisherige Höchststand von 28,3 Grad war demnach während der extremen Hitzewelle 2003 gemessen worden.
Die ICM-Forscher Justino Martínez und Emilio Garc führten aus, der Rekordwert müsse zwar noch von Copernicus bestätigt werden. Sie gingen aber davon aus, „dass die Temperaturmessung bis zur ersten Dezimalstelle im Ganzen korrekt“ sei. Bei dem angegebenen Wert handelt es sich um die durchschnittliche Wasseroberflächentemperatur des Mittelmeeres. Stellenweise betrug sie sogar mehr als 30 Grad. Derart hohe Temperaturen gefährden die Ökosysteme im Mittelmeer.
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