Nach zwei durchwachsenen Jahren mit zum Teil enormen Ertragseinbußen singen die Winzer an der Luxemburger Mosel zurzeit engelsgleiche Choräle auf den Wettergott. Sonne satt und eine überaus frühe Rebenblüte machen berechtigte Hoffnung auf einen großen Jahrgang. Jetzt liegt der Fokus natürlich auf der weiteren klimatischen Entwicklung, wenn es hier keine gravierenden Veränderungen gibt, ist mit dem Lesebeginn bereits in der ersten Septemberwoche zu rechnen.
Das Tageblatt hat sich mit einigen Protagonisten der luxemburgischen Weinbau-Szene über den aktuellen Stand der Dinge unterhalten, deren Aussagen wir dem geneigten Leser nicht vorenthalten möchten.
Erny Schumacher, Präsident der „Organisation professionnelle des vignerons indépendants“ (Privatwinzer)
Tageblatt: Der aktuelle Reifegrad des Leseguts in den Weinbergen lässt zum jetzigen Zeitpunkt eine sehr frühe Lese erwarten. Können Sie dieser Annahme zustimmen und worauf wäre das begründet?
E.S.: In der Tat. Die Blüte erfolgte fast drei Wochen früher, als dass wir das gewohnt sind. Für gewöhnlich dauert es nach der Blüte ca. 90 Tage, bis man mit der Lese beginnen kann. Zum jetzigen Zeitpunkt dürfen wir damit rechnen, dass wir mit dem Einbringen der frühen Sorten wie Rivaner und Frühburgunder bereits in der ersten Septemberwoche beginnen können. Das Frühjahr brachte nicht diese Wetterkapriolen hervor, wie wir das in den letzten beiden Jahren hatten. Das Lesegut ist daher in einem ausgezeichneten Zustand.
Roby Ley, Direktor des „Institut viti-vinicole“
Die Traubenblüte ist bereits abgeschlossen, und das zu einem relativ frühen Zeitpunkt. Der aktuelle Status in den Weinbergen nährt die Hoffnung auf einen außergewöhnlichen Jahrgang. Was darf den Winzern denn nun nicht mehr in die Quere kommen?
R.L.: Die Entwicklung in den Rebanlagen ist außergewöhnlich weit fortgeschritten. Der momentane Status kann als nahezu optimal bezeichnet werden. Was fatale Auswirkungen hätte, wäre Hagel, das hätte vernichtende Auswirkungen auf die Beeren. Sollten die Temperaturen in den nächsten Wochen so bleiben, wären dazukommende Regenfälle auch nicht hilfreich, dann kann es zu unliebsamen Pilzbefällen kommen. Die Böden verfügen zurzeit noch über ausreichend Feuchtigkeit und Nährstoffe, ein Austrocknen des Erdreichs ist daher nicht zu befürchten. Kurz gesagt: Wenn das Wetter mitspielt, starten die Winzer Anfang September mit der Ernte, der Rivaner wird dann als Erstes eingebracht.
Guy Krier, Weingut Krier-Welbes, Ellange-Gare, Biowinzer und Sekretär der OPVI
Frühe Blüte, trockener Beginn der Sommermonate, was erwartet den Konsumenten, wenn sich die klimatischen Verhältnisse nicht noch dramatisch ändern?
G.K.: Im Augenblick kann ich nur bestätigen, dass wir über absolut gesundes Lesegut verfügen. Um eine exakte Prognose über Qualitäten machen zu können, müsste ich allerdings eine Kristallkugel haben. Wir hatten nach den zum Teil heftigen Regenfällen einen leichten Pilzbefall zu beklagen, das ist aber jetzt alles verschwunden. Bleibt das Wetter, so wie es sich zurzeit zeigt, gehe ich davon aus, dass wir am 6. oder 7. September mit der Rivaner-Lese beginnen werden. Positiv hat sich das Klima und die frühe Blüte auch auf Auxerrois und Grauburgunder ausgewirkt, die Rebsorten, die wir für die Grundweine unserer Crémants verwenden. Diese sollten sich bei Werten um 81° oder 82° Öchsle bewegen, der Alkoholgehalt darf 11% Vol. nicht übersteigen. Das wären ideale Voraussetzungen für die Cuvées.
Den Riesling, der Klassiker an der Mosel schlechthin, lassen wir aber gerne, sofern das Wetter mit im Boot ist, so lange wie möglich am Stock.
Die Kunden der luxemburgischen Weinbaubetriebe schätzen die wohlstrukturierten, harmonisch-fruchtigen Weine, leicht und dennoch gehaltvoll, ein Trend, dem wir gerne Rechnung tragen. Der Sortenspiegel, der hier angebaut wird, ist bestens dafür geeignet, alle Kundenwünsche zufriedenzustellen. Also, wir sind guter Dinge und können uns berechtigte Hoffnung auf einen außergewöhnlichen Jahrgang machen.
Bernd Karl, Technischer Direktor der Genossenschaftskellerei Vinsmoselle
Sie haben mannigfaltige Kontakte zu den Winzern, die die Genossenschaft mit ihrem Lesegut beliefern. Ihre Einschätzung zum momentanen Zustand in den Rebanlagen?
B.K.: Ich hatte gerade in den vergangenen Tagen vielfach Gelegenheit, mit den Winzern zu sprechen. Mit unseren Weinbauberatern haben wir nahezu die komplette Mosel abgefahren, um uns ein Bild vom Zustand der Weinberge zu machen. Unsere Mitgliedsbetriebe bewirtschaften rund 700 Hektar Rebfläche, wir stießen ausnahmslos auf vollste Zufriedenheit. Wenn die Winzer das ernten können, was zurzeit an den Rebstöcken hängt, dürfen wir nicht nur auf außergewöhnliche Qualitäten hoffen, sondern auch auf längst fällig gewordene Quantitäten, denn die Keller bei den meisten Betrieben sind leer, Reserven kaum noch vorhanden infolge der geringen Erträge der beiden letzten Jahre.
Unser Fazit: Geduld ist angesagt, Wetter gut, alles gut … alle Weinfreunde haben berechtigte Hoffnung auf einen großen Jahrgang 2018.
daat ass gudd ësou, dann kann vill Letzebuerger Wein
gedronk ginn, an manner auslännereschen Fusel.
Prost.
Top Leit fir Topwäiner. Bravo Jongen,weider sou.Ech brätze mech hei ënnen mam lëtzebuerger Wäin.