Das Jahr 2017 war für Investoren überaus erfolgreich. Doch wie wird sich das neue Jahr entwickeln? Diese Frage versuchte ein Experte der Vermögensverwaltungsgesellschaft von J.P. Morgan zu beantworten.
«Prognosen sind schwierig, besonders wenn sie die Zukunft betreffen», mit diesen Worten zitierte Vincent Juvyns, Global Market Strategist bei J.P. Morgan Asset Management, den dänischen Physiker Niels Bohr. Diese schwierige Aufgabe scheint der Experte jedoch meistern zu können. Im Jahr 2007 sah er die Rezession in den USA voraus und die Vorhersagen, die er im vergangenen Jahr getroffen hatte, sind (fast) alle eingetroffen.
Das Jahr 2017 sei dann, wie erwartet, «sehr gut» verlaufen. Als er sich an das Banker-Publikum wendete, sagte er: «Wenn ihre Kunden aus den Weihnachtsferien zurückkommen und sie ihnen die Zahlen für 2017 präsentieren, werden sie sehr glücklich sein.»
Doch die Manager, die für ihre Kunden aktiv Anlagen auswählen, haben im vergangenen Jahr Konkurrenz bekommen. «Viel Kapital ist in passive Fonds geflossen», so Juvyns. «Diese sind spektakulär gewachsen, das hat es bisher nicht gegeben.»
Auch das kommende Jahr soll, wenn den Prognosen Glauben geschenkt werden kann, mindestens genauso gut werden. «Die makroökonomischen Daten weisen darauf hin.» Das weltweite Wachstum soll im Jahr 2018 zwischen 3,5 und 4 Prozent betragen. Positiv ist auch, dass diesen Aufschwung die meisten Regionen der Welt betrifft.
Bitcoin- und Kunstblase
«Die US-Wirtschaft zeigt keine Anzeichen von Ermüdung», erklärt Juvyns. Der Aufschwung sei vom privaten Konsum getrieben und könnte noch einige Zeit anhalten. «Die Sparquote der Haushalte ist auf einem 10-Jahres-Tief», teilt er mit. «Und Trumps Steuerreform kann zu noch mehr Kaufkraft führen.»
Doch was Trump nicht tut oder nicht tun wird, sei genauso wichtig. Wenn er gegen Einwanderer vorgeht, könnten bis zu 800.000 Arbeitskräfte fehlen. «Wir müssen also vorsichtig sein», warnt der Experte.
Was die USA betrifft, so würde er oft die Frage nach einer Blase gestellt bekommen. «Das Wachstum ist jedoch nicht von der Realität abgekoppelt, auch wenn es nur von ein paar Tech-Unternehmen getrieben wurde – also keine Blase», erläutert Juvyns. «Nicht so wie beim Bitcoin oder Gemälden von Da Vinci.»
Doch auch in Europa ständen alle Zeichen auf Wachstum. Noch im vergangenen Jahr hätte er seine Zweifel gehabt, doch «schlussendlich gab es Verbesserungen auf der politischen Ebene.» Er beobachte, dass in ganz Europa vermehrt investiert und auch Reformen angegangen würden. «In Europa boomt es, die richtigen Dinge werden gemacht.»
Alles in allem sei der wirtschaftliche Ausblick für das kommende Jahr sehr gut. Da jedoch «die Bäume nicht in den Himmel wachsen», sei es offensichtlich, dass sich das Wachstum eines Tages abbremsen wird. «Dann erleben wir wieder schmerzhafte Momente wie vor zehn Jahren.» Doch so weit muss es nicht sobald kommen, «wir haben immer noch genügend Gründe für das kommende Jahr optimistisch zu sein».
Das alles ist nicht mehr und nicht weniger als ein ganz gewöhnlicher Trugschluss. Wegen der sündhaft niedrigen Zinsen in Europa, hauptsächlich bedingt durch den Euro und die Pleitestaaten im Süden der Gemeinschaft, halten sich viele Firmen noch gerade so über Wasser, ansonsten sie Pleite gehen würden. Nicht lebensfähig wären dann auch manche Staaten, wie Portugal, Spanien, Griechenland, Italien , Frankreich und all jene Staaten die von der Spekulation leben. Dieser sogenannte Wirtschaftsboom ist unter Umständen nur ein Strohfeuer. Und wie das mit Strohfeuern so ist, sie erlöschen schnell und hinterlassen einen Haufen verbrannter Erde.