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Rad-WMBob Jungels und Christine Majerus wollen sich hervortun

Rad-WM / Bob Jungels und Christine Majerus wollen sich hervortun

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Christine Majerus und Bob Jungels sind die Luxemburger Aushängeschilder bei den Straßen-Weltmeisterschaften der Elite, die heute und morgen im englischen Yorkshire ausgetragen werden. Favoriten gibt es zuhauf, sowohl bei den Frauen als auch bei den Männern.

Von Petz Lahure

Matthieu van der Poel, Julian Alaphilippe und Peter Sagan: Das sind die drei Namen, die am häufigsten genannt werden, wenn man in Fachkreisen nach dem neuen Straßen-Weltmeister der Männer fragt, der am morgigen Sonntag in der ehemaligen Grafschaft Yorkshire im Norden Englands gekürt wird. Diese Prognosen sind keineswegs gewagt, denn auf dem hügeligen Terrain, das der ersten Tour-de-France-Etappe aus dem Jahr 2014 (Sieger Marcel Kittel vor Peter Sagan) zum Teil sehr stark gleicht, kann es kaum einen Zufallssieger à la Heinz Müller (Luxemburg 1952) oder Harm Ottenbros (1969 Zolder) geben. Dafür scheinen die Bedingungen nicht erfüllt.

Die mit 284,5 km sehr lange Strecke dürfte schon vor der Schlussphase die Spreu vom Weizen trennen (die letzte WM mit einer ähnlich hohen Kilometerzahl fand im Jahr 1976 in Ostuni/Italien statt), zudem könnte das Wetter auch einen entscheidenden Einfluss auf das Renngeschehen haben. Im Yorkshire ist – wie fast täglich in der abgelaufenen Woche – auch heute und morgen mit kühlem Wetter (12-14 Grad) und Regenschauern zu rechnen. Die Straßen werden glitschig sein, ein Unfall ist schnell passiert. Der Schlussparcours von 14 km muss von den Männern sieben- und von den Frauen dreimal bewältigt werden. Hauptschwierigkeiten sind die Steigung in der Cornwall Road (700 m mit bis zu 11% Steigung) und die kurze Koppe vor den Zielankunft (250 m, 6% Steigung).

Belgiens Geheimplan

Weil die Anfahrtstrecke bei den Männern mit 186 km ungewohnt lang ist, besteht der Anreiz, das Feld schon in diesem Teilstück auseinanderzusprengen. Wenn die Belgier, die auf dem Papier die schlagkräftigste Truppe haben (mit unter anderem Philippe Gilbert, Greg Van Avermaet, Tim Wellens und Olivier Lampaert), ihren Geheimplan umsetzen und Remco Evenepoel, den 19-jährigen Vizeweltmeister im Zeitfahren, schon frühzeitig „auf Reisen schicken“, ist ein verrücktes Szenario möglich. Teamleiter Rik Verbrugghe könnte den Ausgang dieser WM hiermit auf jeden Fall beeinflussen.

Angriffspunkte bieten sich vor dem Schlussparcours zur Genüge, so beispielsweise bei den Steigungen bei Cray (1,6 km à 7,1%,), Buttertubs (4,5 km à 6,8%) oder Griton Moor (3 km à 6,6%). Die Strecke in der ehemaligen Grafschaft Harrogate kommt jedenfalls echten Classique-Spezialisten entgegen. Für Bob Jungels demnach der ideale Ort, um sich nach seiner teils verkorksten Saison und dem eher mittelmäßigen Zeitfahren vom Mittwoch zurückzukaufen. Als Teamkapitän kann der Luxemburger Meister auf die Dienste von Ben Gastauer, Alex Kirsch und Tom Wirtgen zählen. Letzterer wurde als Ersatz für den verletzten Jempy Drucker selektioniert.

Christine Majerus muss im Frauenrennen mit viel weniger Unterstützung auskommen. Weil Anne-Sophie Harsch erkrankt und nicht einsatzfähig ist, hat Majerus nur noch Elise Maes an ihrer Seite. Im Normalfall müsste es die luxemburgische Sportlerin des Jahres bis in die Schlussphase schaffen – und dann ist alles möglich.

Die vier letzten Weltmeisterinnen (Elizabeth Deignan, Amalie Dideriksen, Chantal Blaak und Anna van der Breggen) kommen aus Christine Majerus’ niederländischem Rennstall Boels-Dolmans. Auf einer Pressekonferenz am Donnerstag erklärten die Verantwortlichen der beiden Hauptsponsoren ihren Rückzug vom Radsport, weil sie ihre Ziele als Nummer eins der Welt bei den Frauen längst erreicht haben. Christine Majerus aber braucht keine Angst um ihre Zukunft zu haben, denn andere Geldgeber werden einspringen.