Irgendwie krass. Die Twitter-Bubble will ihn stürzen. Privilegierte Akademiker verteidigen seine Privilegien. Und die politische Opposition wirkt handzahm bis hilflos. Beobachtungen zum Eiertanz rund um die Bettel’sche Plagiatsaffäre.
Wir haben es uns also angetan. Was könnte schöner sein, als eine zusammengekleisterte Arbeit lesen zu müssen? Nachdem Reporter das quantitative Ausmaß von Xavier Bettels Plagiatorgie enthüllt hat, stellt sich die Frage: Was ist aus qualitativer Sicht zur Abschlussarbeit des Premiers zu sagen? Anders formuliert: Trifft das oft bemühte „jo, mee dat hätt jo missen opfalen“ zu? Während sich die Uni Lorraine mit der Frage beschäftigt, ob dieser Fall einer dummdreist zusammengestohlenen Arbeit rechtens ist, kann man sich auch fragen: Woran hätten geschulte Augen die epische Schummelei erkennen können, so ganz ohne digitalen Plagiat-Terminator? Das Lesen der Original-Arbeit zeigt: Es gab verdammt viele Indizien.
Und auch die Gespräche mit Zeitzeugen aus Bettels damaligem Dunstkreis deuten auf ein System der Plagiatskultur hin. Ein Kommilitone des Premiers meinte jüngst gegenüber dem Tageblatt: „Je ne côtoyais pas le haut du panier. Je n’étais pas le meilleur étudiant. Je dirais que sur 25 en DEA, il y en avait 20 qui plagiaient. On s’aidait entre nous. (…) Le plagiat était monnaie très courante. Il n’y avait aucune chance d’être pris sauf si le professeur avait connaissance du livre, qu’il avait un soupçon et prenait le bouquin.“ Und die Profs scheinen das auch so gesehen zu haben. Wer sich jedoch mit dem Inhalt von Bettels Arbeit näher befasst und die Erklärungsversuche seines „Directeur de mémoires“ Etienne Criqui liest, denkt zunächst: hä? Um nämlich Bettels bescheidene Eigenleistung hervorzuheben – auf stolzen 4 Prozent der Seiten wurde nicht „gefuddelt“ (!) –, meint der Betreuer gegenüber Radio 100,7: Die von Bettel verfassten Passagen seien voller Schreibfehler gewesen, was ungewöhnlich sei für ein Plagiat. Heißt: Obschon 96 Prozent der Arbeit wie geleckt aussehen, ist die Trickserei nicht aufgefallen. Oder drückte man beim politischen „coming man“ ein Auge zu? Einiges deutet darauf hin.
Criqui meinte gegenüber Reporter, dass Bettel bereits damals „eine Institution an der Universität“ gewesen sei. Und auch Dominique Andolfatto hat wenig Zweifel an der damaligen Sonderstellung Bettels. Der ehemalige „maître de conférence en sciences politiques“ an der „faculté de droit de Nancy“ sagt gegenüber dem Tageblatt: „Dans ce cas, l’étudiant avait déjà une expérience politique intéressante, qui n’était pas banale, et le ou les correcteurs en ont sans doute tenu compte. Ils n’ont probablement pas souhaité sanctionner trop durement un étudiant déjà largement absorbé par des tâches politiques et qui présentait manifestement un profil intéressant. La suite de l’histoire leur a donné raison me semble-t-il.“ Ob die Untersuchung der Uni Lorraine solche Expertenmeinungen bestätigen oder widerlegen kann, ist nur schwer einschätzbar. Was diese Ansichten allerdings verraten: Forscher woll(t)en es sich offenbar nicht mit einem Politiker verscherzen.
Wenn man die „politique politicienne“ aus dieser Plagiatsnummer ausklammert und sich nicht auf Rücktrittsforderungen fokussiert, bleibt die Frage: Warum ist diese Affäre prinzipiell so schädlich? Weil in der öffentlichen Debatte leichten Herzens übersehen wird, dass ein Premier auf Tauchstation und herumsülzende Akademiker dazu beitragen, den gesamten Forschungsprozess in Verruf zu bringen. Wenn Menschen das Gefühl haben, dass man jede Abschlussarbeit zunächst nachrecherchieren muss, bevor inhaltliche Kritik daran geübt oder ihr Wissen weiterentwickelt werden kann, ist es nicht weit bis zum „alles privilegierte Lügner“ – Luxemburgs laxer Umgang mit Bettels Plagiatsaffäre erschüttert das Vertrauen in die Wissenschaft.
@ Hori/ stimme Ihnen 100%ig zu. Genauso ist es.
gebe Dr (sic!) Dabharwal absolut recht .
der Punkt ist doch nicht das Schummeln an sich und darüber zu philosophieren .
auch nicht dass XB während seiner Studienzeit schon Prominent und sympatisch war und dass auch andere schummelten . Ehre sollte dem zukommen , dem Ehre gebührt und der ertappte Täuscher sollte mal mit einer Entschuldigung beginnen anstatt zu versuchen sich mit Ausreden herauszuwinden .
..wei stet den Här Bettel elo am Ausland als eisen 1. Vertrieder do?
Das hei am Land an e puer Deg ken mei dovun schwetzt dat leit op der Hand.
As hien elo net am Ausland "ennen duerch" op Letzebergesch ausgedreckt? As hien net eng Blamage fir ganz Letzebuerg, egal op wei engem Treffen mat Ausläneschen Vertrieder.
Mir kennen eisen Xavier jo nach halen als Buergermeschter, awer net mei als Premier!
Die luxemburger Nachkriegsgeschichte ist eine Arena von Schummel-Erzählungen. Die Langzeitkonsequenzen dieser von Schuld und Scham geprägten Entlastungsnarrative sind unkontrollierbar abgründig.
MfG
Robert Hottua
et geet hei nêt drêms op den XB oofgeschriwwen huet, êt geet drêms, dat hien dat nêt vermierkt huet an de Foussnoten
an deem Fall huet déi Aarbêcht als "Seng" gegolt
do léit Krom an der Heck
d'Frô déi sêch da stellt, war dat eemoleg, oder ..
Ech schummen mech e Letzeboier ze sinn.
Wa mär e Staatsminister hunn den an der Schoul gefuddelt huet, da war hien eben méi schlau ewéi seng Proffen déi déck Paie kritt, a näischt foutéiert hunn. Den Här Bettel huet scho gutt Decisioune getraff a manner gudder déi net nëmme vun him kommen. Hannert him stinn jo awer eng ganz Partie Léit déi e beroden. Wien vun all deenen an der Schoul geknäipt a gefuddelt huet wësse mer jo och net. Looss mer eis net mat Dommheeten ofginn ewéi dat an eisem Nopeschland bei Plagiater de Fall ass, wou scho bal d'Doudesstrof erëm agefouert gëtt fir déi Politiker ze strofen déi erwëscht gi sinn. Wa mer bei jidderengem weit genuch zréck an d'Vergaangenheet siche ginn, da komme mer op de Punkt wou mer alleguerte Boxeschësser waren, och de Premier. Mär sinn awer haut all ze gebrauchen.
Stellt ierch mol vir, op der 2e hat hien heinsdo mettes blo gemach. Waat en Skandal.
„Sturm im Wasserglas“: sécherlech och nach op Initiative vun der CSV vis-à-vis vu reporter.lu, dat e Sujet optaucht dee vun hirem eegenen Schlamassel ofzelenkt. Wann een dat néideg huet.
Das war in den 90ern Gang & Gebe. Meine Magisterarbeit war eine Übersetzung eines russischen Grammatikbuchs, das in Westeuropa nie vertrieben wurde, und auch nie digitalisiert wurde. Das macht es Plagiatsjägern natürlich schwerer.
Hand aufs Herz: Wer maßt sich denn an, die Menschheit nach einem einfachen Studium mit neuen Erkenntnissen beglücken zu können?
Es geht doch hauptsächlich darum, dass man kapabel ist, das Erlernte zu verstehen.
@ Charles HILD. Gudd Bemierkung! Et kann een weider fueren matt anere Beispiller wou abendländesch "Wëssenchaftler" Wiirker vun arabesche Wëssenschaftler ënner hirem eegenen Numm publizéiert hun. Dozou get et e ganz interssant Buch wou an Tabelleform e puer honnert Plagiatwiirker ernimmt sin matt den néidegen Erklärungen dozou. "L'Islam, fondateur de la science - La "Renaissance" et les "Lumières" - Les siècles de plagiat, auteur: Nas E. Boutammina, 17€.
Deemols, 1696 huet de Guillaume François Antoine, marquis de L'Hôpital, dem Jean Bernoulli 200 Pond bezuelt, fir vun him wessenschaftlech Aarbecht geschriwwen ze kréien. Deen huet dat gäere gemach, well dat ware vill Souën. Haut kennt all Primaner déi flott "Règle de l'Hospital". Just, déi Regel ass guer net vun deem! Elo froën ech mech, op dat elo Plagiat war oder net? Hätt den Här Bettel villäicht sollen e bëssen an d'Täach gräiffen, da wier seng Aarbecht net als Plagiat entlarvt ginn. Wat léiere mer dann elo? Ma einfach: gefuddelt gett ëmmer: fréier an och haut. Déi mam ville Geld hun et däitlech méi liicht. An de Wëssenschaftler ass et offesichtlech egal, soss giffe se déi Regel nom Bernoulli nennen.
Ein Sturm im Wasserglas!
Dass der Student Bettel sich schon während seiner Lehrzeit mit Politik abgab und seine Zeit nicht mit der Suche nach den Namen von bekannten und unbekannten Zitaten Produzenten verlor , ist ihm hoch anrechnen.
Wir, die den früheren emeritierten Hauptstadt Bürgermeister zum Herrscher unseres Landes proklamierten werden natürlich nie erfahren , ob ,wenn dieser Namen hinter die Zitate seiner Diplomarbeit gesetzt hätte , es uns besser oder schlechter ergehen würde als heute , haben natürlich nicht nur das Recht sondern auch die Pflicht ihn zur Demission zu zeingen. Dies umso mehr ja viele Diplomierte die die Namen mit den Zitaten abschrieben ungeduldig in der Schlange seiner Nachfolger stehen.
In diesem Sinne und mit Gruss
GB aus der Escher Pierre Claude Strasse
" Je n’étais pas le meilleur étudiant. Je dirais que sur 25 en DEA, il y en avait 20 qui plagiaient." Noch Fragen? Das wirft ein diffuses Licht auf die Korrektoren der Arbeiten.Es spielte also keine Rolle ob man bereits ein "bunter Hund " in der Politik war zu der Zeit sonst wäre Bettel wohl als einziger durchgekommen und die anderen 19 eben nicht. Interessant wird die Chose doch erst heute wo der Student eben Premierminister ist. Die Arbeit eines Anwalts o.ä. wird niemanden interessieren. Das wäre kein Knaller.
Wenn man die presse so liest...da wird ja eigentlich meist auch nur abgeschrieben oder die im moment gerade vorherschende und als korrekt geltende meinung reproduziert.
Hätte Herr Bettel vor der Aufdeckung dieser Affäre nicht immer seine Ehrlichkeit, „ d’Duerechlöeften ….“ in den Vordergrund gestellt, hätte man ihm diesen Fehltritt noch entschuldigen können. Diese Regierung hat schon so viele Fehltritte und Possen sich erlaubt „ déi op keng Kouhhaut gin „ ( man denke nur an Semedo,Cahen,Dieschbourg,Bausch gegen Braz,…bis die Abfragung von Daten luxemburgischer Nutzer beim Messengerdienst Signal,Überwachungssoftware,..)es mit Entschuldigung nicht mehr getan ist