Headlines

Berdorfer Atelier wird zum royalen Hotspot

Berdorfer Atelier wird zum royalen Hotspot
Erbgroßherzog Guillaume zeigt sein handwerkliches Talent.

Jetzt weiterlesen! !

Für 0.99 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Das beschauliche Örtchen Berdorf im romantischen Müllterthal war am Dienstag Schauplatz einer royalen Visite. Erbgroßherzog Guillaume und Erbgroßherzogin Stéphanie waren zu Gast im Glaskunst-Atelier der über die Landesgrenzen hinaus bekannten Künstlerin und Glasbläserin Pascale Seil.

Von Herbert Becker (Text und Fotos)

Die renommierte Künstlerin hieß das Thronfolgerpaar herzlich willkommen in ihren Räumen und freute sich sichtlich über das Interesse des Paares an ihrer Passion, der Glasbläserei. Zu Gast waren darüber hinaus Staatssekretärin Francine Closener (Wirtschaft) sowie Staatssekretär Guy Arendt aus dem Kulturministerium.

Der hoheitliche Besuch fand im Rahmen der Vorbereitungen zur Biennale «De Mains De Maîtres» statt, welche vom 28. November bis 3. Dezember in Luxemburg stattfinden wird. Das Thema der diesjährigen Auflage lautet «Gestes et merveilles».
Das Hauptinteresse der Gäste galt den verschiedenen Techniken, die im Atelier der Künstlerin angewandt werden. Pascale Seil arbeitet zurzeit gemeinsam mit ihrem Mitarbeiter Antoine unter Hochdruck an der Fertigstellung diverser Skulpturen, welche anlässlich einer Ausstellung dieser Tage im Saarland und bei einer weiteren Expo im November präsentiert werden sollen. Darauf begründet fertigten Pascale und Antoine dann auch während einer rund 90-minütigen Demonstration ein Werkstück für eine Skulptur an.

Die anwesenden Gäste kamen dann auch schnell ins Schwitzen: Die beiden im Atelier aufgestellten Öfen haben eine Kerntemperatur von 1.450° Celsius, welche im Werkraum auch deutlich spürbar war. Ein bereits vorgefertigtes Buntglas-Element sollte in durchsichtiges Glas eingelegt, also eingearbeitet, werden. Eine äußerst aufwändige und zeitintensive Aufgabe, wie der hohe Besuch in der Folge feststellte.

Interessiert stellten Guillaume und Stéphanie Fragen zu den einzelnen Arbeitsschritten. Immer wieder wurde das Werkstück in einen der Öfen getaucht, danach mit speziellen Werkzeugen und sichtlicher Fingerfertigkeit geformt und bearbeitet. Selbst während des Formungsprozesses an der Werkbank sind die Werkstücke noch rund 800° heiß.

Beeindruckende Glaskunst

«Wéi oft verbrennt Dir Iech nach bei der Aarbecht?», wollte der Erbgroßherzog lachend wissen. «Net méi oft wéi an der Kichen», antwortete Pascale. «Do huet ee schonn eng gewësse Routine mat der Zäit.» Am Ende der Demonstration ihres handwerklichen und künstlerischen Könnens bestäubten Pascale und Antoine das Kunstwerk noch mit einem farbigen Glasstaub.

«Wëllt Dir och eemol eng Kéier probéieren?», ermunterte Pascale das erbgroßherzogliche Paar. Guillaume ließ sich nicht zweimal bitten, entledigte sich seines Sakkos und seiner Krawatte und entnahm das flüssige Glas mit einer Metallstange aus den lodernden Flammen. Unter Anleitung von Pascale legte er ein unerwartetes Geschick an den Tag: Durch Drehen an der Werkbank und Blasen in das Metallrohr formte er ein ansehnliches Stück.

Stéphanie tat es ihm gleich und unter dem Applaus der Gäste stellte auch sie ihr handwerkliches Können mit dem ungewohnten Werkstoff unter Beweis. Dabei musste sie zuvor ihr Geschmeide ablegen, da es, so Pascale, bei diesen enormen Temperaturen schnell zu Verformungen kommen kann, wenn man so nahe am Ofen hantiert. Den Abschluss des Besuches bildete ein Rundgang durch die über zwei Etagen reichenden Ausstellungsräume des Ateliers.

Das Paar zeigte sich mehr als beeindruckt von der zum Teil spektakulären Arbeitsweise der Künstlerin und wünschte viel Erfolg bei den anstehenden Expositionen.
Erwähnen wir abschließend noch, dass die Asbl «De Mains De Maîtres» bekannt gegeben hat, dass das Großherzogtum beim Salon «Révélations» im kommenden Frühjahr im «Grand Palais» in Paris «Pays d’honneur» sein wird – sicherlich eine große Ehre für das Ländchen.